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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zusammen.«
    »Ian Staines?« sagte Lynley, dem sofort der Name zu der Cellnet-Nummer einfiel. »Ihr Bruder?«
    »Ganz recht.« Leach gab Lynley die Adresse, und der schrieb sie sich auf der Rückseite einer seiner Geschäftskarten auf.
    »Knöpfen Sie sich den Mann vor«, sagte Leach. »Was haben Sie über die Wolff?«
    »Nichts.« Lynley berichtete kurz von ihren Gesprächen mit den Mitgliedern des Altenklubs und mit Major Wiley, dann kam er auf die verschwundene Fotografie zu sprechen.
    Der Chief Inspector bot eine andere Erklärung an. »Sie könnte das Foto nach London mitgenommen haben.«
    »Um es jemandem zu zeigen?«
    »Damit wären wir wieder bei Pitchley.«
    »Aber weshalb sollte sie ihm das Foto zeigen wollen? Oder gar schenken?«
    »Wer weiß«, sagte Leach. »Nehmen Sie ein Foto von dieser Davies mit. Im Haus gibt es doch bestimmt eines. Sonst wird dieser Wiley eines haben. Zeigen Sie's im Valley of Kings und im Comfort Inn. Vielleicht erinnert sich dort jemand an sie.«
    »In Begleitung von Pitchley?«
    »Er bevorzugt ältere Semester, wie wir wissen.«
    Nachdem die Polizeibeamten gegangen waren, ließ Ted Wiley sein Geschäft in Mrs. Dildays Obhut. Der Vormittag war ruhig gewesen, und der Nachmittag versprach, nicht aufregender zu werden, und deshalb hatte er nicht die geringsten Bedenken, aus dem Laden zu verschwinden und während seiner Abwesenheit seine lesefreudige Kundin nach dem Rechten sehen zu lassen. Es wurde ohnehin langsam Zeit, dass sie etwas tat, um sich das Privileg zu verdienen, jeden Bestseller zu lesen, ohne je mehr zu kaufen als eine Grußkarte. Erbarmungslos riss er sie aus ihrer Lektüre, erklärte ihr kurz die Bedienung der Registrierkasse und ging dann in seine Wohnung hinauf.
    P. B. lag dösend in einem Fleckchen wässrigen Sonnenscheins. Er stieg über sie hinweg und setzte sich an Connies alten Sekretär, in dem er die Prospekte für die kommende Opernsaison in Wien, Santa Fe und Sydney aufbewahrte. Er hatte gehofft, eine dieser Städte würde mit ihren Festspielen den romantischen Hintergrund zur Festigung seiner innigen Beziehung zu Eugenie abgeben. Sie würden, hatte er sich vorgestellt, nach Österreich, Amerika oder Australien reisen, um durch den gemeinsamen Genuss der Musik von Rossini, Verdi oder Mozart ihr Glück zu beflügeln und ihre Liebe zu vertiefen. Langsam und vorsichtig hatten sie sich in drei langen Jahren diesem Ziel genähert, indem sie ein gemeinsames Haus aus Zärtlichkeit, Hingabe, Zuneigung und gegenseitiger Unterstützung errichtet hatten. Alles andere, was zu einer Beziehung zwischen Mann und Frau gehörte - vor allem der Sex -, würde sich mit der Zeit ganz von selbst einstellen.
    Ted hatte es nach Connies Tod und den hartnäckigen Nachstellungen der Frauen, denen er sich als Witwer ausgesetzt gesehen hatte, als ungeheure Erleichterung empfunden, einer Frau zu begegnen, die sich Zeit lassen und eine Basis schaffen wollte, bevor sie seine Geliebte wurde. Jetzt aber, nach dem Besuch der beiden Polizeibeamten, musste er sich endlich eingestehen, woran er bis zu diesem Augenblick nicht einmal zu denken gewagt hatte: dass Eugenies Zögern, ihr sanftes und stets liebenswürdiges: »Ich bin innerlich noch nicht bereit, Ted«, in Wirklichkeit nichts anderes hieß, als dass sie für ihn nicht bereit gewesen war. Was sollte es sonst bedeuten, dass ein Mann sie angerufen und eine Nachricht voller Verzweiflung hinterlassen hatte, morgens um ein Uhr aus ihrem Haus gekommen war, sie auf dem Parkplatz des Sixty Plus Club abgepasst und gebettelt hatte, wie ein Mann nur bettelt, wenn es um alles - insbesondere seine Gefühle - geht? Es gab auf diese Fragen nur eine Antwort, und er wusste sie.
    Was war er für ein Narr gewesen! Anstatt Eugenie dankbar zu sein, dass sie ihn nicht unter Druck setzte, seine Männlichkeit zu beweisen, hätte er augenblicklich argwöhnen müssen, dass sie anderswo gebunden war. Aber genau das war ihm vor lauter Erleichterung darüber, Georgia Ramsbottoms aggressiven sexuellen Forderungen entronnen zu sein, gar nicht in den Sinn gekommen.
    Sie hatte ihn gestern Abend angerufen. »Teddy, es tut mir so Leid. Ich habe heute mit der Polizei gesprochen, und man sagte mir, dass Eugenie ... Liebster Teddy, kann ich irgendetwas für dich tun?«, hatte sie teilnehmend gefragt und war doch nicht im Stande gewesen, ihren Triumph zu verbergen. »Ich komme auf der Stelle zu dir«, hatte sie erklärt. »Keine Widerrede. Du brauchst das nicht allein zu

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