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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wenngleich nur ein Kind noch am Leben war -, nicht erwartet, dass er sie mit so viel liebevoller Sorge umgeben würde, wie er das während des größten Teils ihrer Schwangerschaft getan hatte. Praktisch vom ersten Tag an war er ihr mit einer Zärtlichkeit entgegengekommen, die sie rührte und die viel dazu beitrug, dass sich eine große Nähe zwischen ihnen entwickelte. Sie begannen zu einer Einheit zusammenzuwachsen, wie Jill es sich ersehnt und erträumt und bei Männern ihres Alters erfolglos gesucht hatte.
    »Meiner Ansicht nach«, sagte Richard, auf ihre Frage antwortend, »ist die Wahrscheinlichkeit, dass Eugenie noch bei demselben Zahnarzt war wie bei unserer Trennung ...«
    Bei ihrem Verschwinden, korrigierte Jill im Stillen.
    »... ziemlich gering.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie sie die Verbindung von ihr zu dir hergestellt haben. Und wie sie dich ausfindig gemacht haben.«
    Richard richtete sich kurz auf, dann beugte er sich über den Couchtisch und blätterte flüchtig in der Radio Times, die dort lag. Auf der Titelseite prangte das Konterfei einer amerikanischen Schauspielerin mit zähneblitzendem Lachen, die in einer weiteren Neuauflage der Jane Eyre, dieses verlogenen viktorianischen Melodrams, unbedingt die Titelrolle spielen wollte, obwohl sie den britischen Akzent ganz sicher nur fehlerhaft hinkriegen würde. Ausgerechnet Jane Eyre, dachte Jill geringschätzig, die mehr als hundert Jahre lang bei der wachsweichen holden Weiblichkeit den Glauben genährt hat, dass ein Mann mit rabenschwarzer Vergangenheit durch die Liebe einer anständigen Frau rehabilitiert werden könnte. Was für ein Quatsch!
    Richard schwieg noch immer.
    »Richard«, sagte Jill, »ich versteh das nicht. Wie haben sie von Eugenie zu dir gefunden? Auch wenn sie weiterhin deinen Namen getragen hat, ist doch Davies nicht so ungewöhnlich, dass man sofort auf die frühere Verbindung zwischen euch gekommen wäre.«
    »Einer der Polizeibeamten am Unfallort wusste, wer sie war«, antwortete Richard. »Wegen des Falls damals ...« Er schob die Zeitschrift achtlos beiseite, sodass eine unter ihr liegende, ältere Ausgabe zum Vorschein kam. Ihr Titelbild zeigte Jill selbst im Kreis des in historischen Kostümen posierenden Ensembles ihrer hochgelobten Produktion von Desperate Remedies. Sie hatte es nur Wochen nach dem endgültigen Bruch mit Jonathon Stewart gedreht, dessen inbrünstige Schwüre, dass er seine Frau verlassen werde, »sobald unsere Steph in Oxford fertig ist, Darling«, sich als ungefähr ebenso zuverlässig erwiesen hatten wie die Vorstellung, die er im Bett zu geben pflegte. Zwei Wochen nachdem »unsere Steph« ihr Diplom in Empfang genommen hatte, war Jonathon mit der nächsten Entschuldigung des Tenors dahergekommen, dass man dem Töchterchen helfen müsse, »sich in ihrer neuen Wohnung in Lancaster einzurichten, Darling«. Drei Tage später hatte Jill einen Schlussstrich gezogen und sich in Desperate Remedies gestürzt.
    »Welcher Fall?«, fragte Jill und begriff einen Augenblick später, wovon er sprach. Natürlich, es ging um den Fall, den einzigen, der von Bedeutung war. Der ihm das Herz gebrochen, der seine Ehe zerstört und die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens überschattet hatte. »Ja«, sagte sie, »daran erinnert man sich bei der Polizei wahrscheinlich.«
    »Er hatte direkt mit dem Fall zu tun, war einer der Beamten. Als er ihren Namen auf dem Führerschein sah, hat er sich erinnert und sofort versucht, mich ausfindig zu machen.«
    »Ach so, jetzt verstehe ich.« Sie rollte sich auf die Knie und richtete sich auf, sodass sie seine Schulter berühren konnte. »Komm, ich mach dir einen Kaffee. Oder vielleicht einen Tee?«
    »Ein Kognak wäre mir lieber.«
    Sie zog eine Braue hoch, aber da sein Blick auf die Zeitschrift gerichtet war und nicht auf sie, sah er es nicht. Um diese Zeit?, hätte sie gern gesagt. Aber Schatz! Doch sie tat es nicht, sondern stand auf und ging in die Küche, wo sie eine Flasche Courvoisier aus einem der schicken Glasschränke nahm und ihm genau zwei Esslöffel voll in ein Glas goss.
    Er folgte ihr in die Küche und nahm das Glas ohne Kommentar entgegen. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, sagte er, den Rest Flüssigkeit im Glas schwenkend: »Ich kann den Anblick einfach nicht vergessen.«
    Das war Jill nun doch zu viel. Gewiss, die Frau war tot. Auf schreckliche Weise ums Leben gekommen. Bemitleidenswert. Zweifellos war es kein Vergnügen gewesen, sich ihren

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