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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die geschlossene Tür.
    »Aber nein. Nein, gar nicht. Es ist bestimmt nicht abgeschlossen. Es ist immer offen. Wegen des Telefons. Es steht im Büro, und wenn Eugenie nicht hier ist, muss natürlich jemand rangehen können, wenn es klingelt. Einige unserer Mitglieder haben Partner im Pflegeheim, und ein Anruf kann ja immer ...« Sie hüllte sich in vielsagendes Schweigen, öffnete die Tür zum Büro und forderte Barbara und Lynley mit einer Handbewegung auf, einzutreten. »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte sie.
    Lynley blieb an der Tür stehen und drehte sich nach der Frau um, während Barbara an ihm vorbeiging, zum Schreibtisch trat und sich dort in den Sessel setzte. Auf dem Schreibtisch lag ein Terminkalender, den sie näher zu sich heranzog. An der Tür sagte Lynley: »Ja?«
    »War Ted ... ich meine, ist er ...« Sie bemühte sich angestrengt, mit Grabesstimme zu sprechen. »Hat es Ted sehr getroffen, Inspector? Wir sind so gute Freunde, wissen Sie, und ich überlege, ob ich ihn nicht gleich mal anrufen soll? Oder ob ich besser bei ihm vorbeigehe, um ihm Beistand zu leisten?«
    Heiliger Strohsack, dachte Barbara. Die Leiche ist noch nicht mal kalt! Aber wenn unversehens ein Mann auf den Markt kommt, darf man vermutlich keine Zeit verlieren. Während Lynley höflich und wohlerzogen darüber sprach, dass nur ein Freund beurteilen könne, ob ein Anruf oder Besuch angebracht sei, und Georgia Ramsbottom sich verzog, um dies zu bedenken, nahm Barbara sich Eugenie Davies' Terminkalender vor. Ihm zufolge hatte die Leiterin des Altenklubs eine Menge zu tun gehabt mit Ausschusssitzungen des Vereins, Besuchen bei Institutionen mit Namen Tannenruh, Flussblick und Unter den Weiden, allem Anschein nach Pflegeheime, Verabredungen mit Major Wiley - jeweils der Name »Ted« neben einer Zeitangabe, sowie mit regelmäßigen Terminen, die nach den verzeichneten Namen zu urteilen in Pubs oder Hotels stattzufinden pflegten; das ganze Jahr hindurch, mindestens einmal im Monat. Interessanterweise reichten diese besonderen Eintragungen bis zum Ende des Terminkalenders, der auch noch die ersten sechs Monate des kommenden Jahres umfasste. Barbara machte Lynley, der gerade ein persönliches Telefonverzeichnis durchsah, das er in der obersten rechten Schublade des Schreibtischs gefunden hatte, darauf aufmerksam.
    »Irgendwelche feststehenden geschäftlichen Termine«, meinte er.
    »Als Bierkosterin in diversen Pubs«, fragte Barbara. »Oder als Hotelkritikerin? Das glaube ich nicht. Hören Sie doch mal: Catherine Wheel, King's Head, Fox and Glove, Claridge's - hey, das tanzt aus der Reihe. Was halten Sie davon? Wenn Sie mich fragen, waren das heimliche Verabredungen.«
    »Nur ein Hotel?«
    »Nein, hier sind noch andere. Das Astoria, das Lords of the Manor, das Le Meridien. In London und außerhalb. Sie hatte eine heimliche Beziehung mit jemandem, Inspector, und bestimmt nicht mit Wiley.«
    »Rufen Sie die Hotels an und fragen Sie, ob sie dort ein Zimmer gebucht hatte.«
    »Puh! Stupider geht's nicht.«
    »Tja, das sind die Freuden des Jobs.«
    Während Barbara die Anrufe machte, setzte sie die Inspektion von Eugenie Davies' Schreibtisch fort. In den Schubladen fand sie Büromaterial: Visitenkarten, Briefumschläge und Schreibpapier, Locher und Heftmaschine, Gummibänder, Büroklammern, Schere, Stifte und Kugelschreiber. In Mappen waren Verträge mit Lieferanten von Lebensmitteln, Möbeln, Computern und Kopiergeräten aufbewahrt. Etwa zur gleichen Zeit, als sie vom ersten der Hotels hörte, dass man dort von einem Gast namens Eugenie Davies nichts wisse, war klar, dass der Schreibtisch nichts Persönliches enthielt.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Eingangskorb zu, während Lynley den Computer einschaltete.
    Die Durchsicht des Eingangskorbs war, wie Barbara schnell feststellte, nicht viel ergiebiger als die Anrufe bei den Hotels. Sie fand drei Mitgliedschaftsanträge darin -alle von Witwen in den Siebzigern - und diverse Entwürfe zur Bekanntmachung kommender Klubaktivitäten. Barbara pfiff leise durch die Zähne, als sie sah, was der Verein seinen Mitgliedern zu bieten hatte. Gerade in der bevorstehenden Weihnachtszeit wartete eine beeindruckende Auswahl an Veranstaltungen auf die Senioren, von einer Busfahrt mit Abendessen nach Bath bis zum großen Silvesterball. Es gab Cocktailpartys, Abendessen mit Tanz, Ausflüge und eine Mitternachtsmesse am Heiligen Abend für die »alten Herrschaften«, die offensichtlich nicht an einem ruhigen

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