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110 - Herrin der Seelen

110 - Herrin der Seelen

Titel: 110 - Herrin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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besudelt. Sie läuft direkt an mir vorbei, und mir bleibt fast das Herz stehen. Sechs Männer kommen aus dem Friedhof, richtige, kräftige Bauern mit Flinten, Sensen und Dreschflegeln. Das ist auch einer von der Sorte!' schreien sie und stürzen auf mich los. Da fangen meine Beine ganz von selber an zu laufen. Schüsse krachen, doch keine Kugel trifft mich. Die Bauern schreien hinter mir her, und obwohl ich nicht mehr der Jüngste bin, spurte ich wie Nurmi in seinen Glanztagen hinter dem Behaarten her, auf den schützenden Wald zu. Am Waldrand bleibe ich stehen, verschnaufe ein bißchen und schaue mich nach den. Verfolgern um. Sie sind weit zurückgeblieben. Da kniet doch einer von dem Bauernvolk nieder, legt an und schießt mir eine Kugel in den Arm. Es muß ein Zufallstreffer gewesen sein, aber das macht die Sache nicht besser für mich. Ich flüchte weiter und torkele durch den Wald, bis ich hier zusammenbreche.“
    Dorian hatte seine Lügengeschichte mit dramatischer Betonung vorgebracht. Er blinzelte der Runenhexe zu.
    „Wie ist es denn jetzt mit einem Schnaps? Ich trinke alles."
    Sie zog ihn am Ohr und riß es ihm fast ab. Dorian wollte sich wehren, aber seine Hände versagten ihm den Dienst.
    „Mich führst du nicht hinters Licht, Bürschlein", sagte die Runenhexe. „Du bist ein Werwolf. Warum sonst hätte man mit einer Silberkugel auf dich schießen sollen? Wie lange trägst du schon den magischen Keim in dir? Und wie viele hast du gerissen? Mir kannst du es ruhig sagen. Auch ich gehöre zu den Kreaturen der Nacht."
    „Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden, Frau Futhark. An mir ist nichts Außergewöhnliches, außer daß ich nicht arbeiten mag und großen Durst habe. Von magischen Keimen und dergleichen verstehe ich nichts."
    „Du willst also nicht reden, Freundchen? Wie du meinst. Ich werde dir schon auf die Schliche kommen. Warte nur ab!"
    Sie kicherte hohl. Dann stand sie vom Bett auf, trat an den kleinen Tisch an der Wand und holte nacheinander aus den Taschen ihres schwarzen Kleides Dorians magisches Werkzeug hervor: Den Vexierer, den Kommandostab und den Magischen Zirkel. Sie legte die Dinge auf den Tisch.
    „Ich sehe doch, daß das Zaubergegenstände sind", sagte sie. „Du darfst die alte Futhark nicht für dumm verkaufen, Jungchen."
    „Ach das!" sagte Dorian. „Das Zeug habe ich bei einer verkohlten Leiche im Wald gefunden. Der Mann ist auf ganz merkwürdige Weise ums Leben gekommen. Er taumelte mir entgegen, völlig in blaue Flammen, wie ich noch nie welche gesehen habe, gehüllt. Dann brach er zusammen - tot. Die Flammen erloschen. Ich kam hin, und sein Körper, völlig entstellt, war eiskalt, obwohl er durch Feuer ums Leben gekommen war. Ich durchsuchte seine Taschen, denn was soll ein Toter noch mit Dingen, die unsereiner viel besser verwenden kann? Aber außer dem Plunder habe ich nichts bei ihm gefunden."
    Die Runenhexe kicherte von neuem. Sie glaubte Dorian nicht. Dann ging sie hinaus. Ein paar Minuten vergingen, in denen Dorian vergebens aus dem Bett zu kommen versuchte. Die Wunde an seinem Arm schmerzte höllisch.
    Die Runenhexe kam zurück und trug allerlei Sachen bei sich: Eine Kristallkugel, einen handtellergroßen Drudenfuß und einen Kasten, der von Runen überquoll. Die Runen waren aus Holz oder Metall gefertigt oder in Holz- oder Metallstäbe und -stücke eingeschnitten und eingeritzt.
    Die Runenhexe legte alles auf den Tisch. Eine große, schwarze Katze kam herein und rieb sich schnurrend an ihren Beinen. Sie schaute Dorian mit ihren grünen Augen unergründlich an.
    Ein Schauer überlief ihn.
    Die Katze war ohne Zweifel ein Hexengeist, Dienerin und Helferin der Hexe Futhark. Sie miaute und sprang dann auf eine Kommode. Gespannt sah sie zu, was die Hexe Futhark machte.
    Zuerst holte sie noch einen hochlehnigen, thronartigen Stuhl mit reichverzierter, goldener Rückenlehne. Den stellte sie vor den Tisch. Dann setzte sie sich und wandte Dorian den Rücken zu. Murmelnd legte sie die Runen um Dorians magische Werkzeuge herum. Futhark versuchte, ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Sie versuchte es mit Urrunen, Ratrunen und Notrunen, mit Binderunen und Runenbündeln, mit Rede- und Denkrunen und sogar mit geheimnisvollen Zauberrunen, deren starke magische Ausstrahlung Dorian noch im Bett spürte.
    Der Erfolg war lediglich, daß sich ein paar von den Runen bei der Berührung mit dem Kommandostab verformten; Die Enden des Magischen Zirkels, eines handspannenlangen Holzschenkels, zeigten

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