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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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einen einzigen oder ein paar Störenfriede, sondern gleich um eine ganze Raumflotte mit insgesamt zehntausend wertvollen Menschen. Wir bieten Ihnen an: eine neue Heimat auf einem Planeten, der der Erde ähnlich ist. Außerdem sind wir in der Lage, die gesamte Flotte ohne Zeitverlust dorthin zu transportieren!“
    Schumacher hatte während Sigma Thetas Ausführungen zu lächeln begonnen.
    „Und wo wird dieser Planet liegen?“
    „Im NGC 5381 – nach Ihrer Rechnung etwa 215 Millionen Lichtjahre von hier entfernt!“
    Schumacher winkte ab.
    „Nein, danke! Wir haben ein Recht darauf, hier zu leben und wir haben die Absicht, dieses Recht gegen jeden zu verteidigen, wer auch immer es uns streitig machen mag!“
    Sigma Theta wollte etwas sagen, aber Schumacher ließ ihn nicht zu Worte kommen.
    „Außerdem bezweifle ich, daß sich die Entwicklung der gesamten Menschheit allein auf Grund eines mehr oder weniger mathematischen Gesetzes erfassen ließe. Es mag sein, daß sich allgemeine Regeln aufstellen lassen. Aber Ausnahmefälle – wie der unsrige einen darstellt – ist Ihr Gesetz bestimmt nicht in der Lage zu beurteilen!“
    Sigma Theta versuchte noch einen Einwand.
    „Verstehen Sie doch wenigstens, daß es dem Kuratorium nur um das Wohl Ihrer Flotte geht! Sie müssen in diesem Kampf unterliegen! Ihre Mittel sind zu gering im Vergleich mit denen der Maschine! Der Ausweg, den wir Ihnen bieten, ist sicherlich besser als der Tod!“
    Die Worte waren sehr eindringlich gesprochen. Trotzdem hatte Schumacher nicht aufgehört zu lächeln.
    „Sigma Theta – das Gesetz, von dem Sie sprechen, sagt sicherlich über die Liebe des Menschen zu seiner Heimat nichts aus! Wir wollen hier bleiben! Und wir sterben lieber auf der Erde, als daß wir uns irgendwo anders ansiedeln lassen! Meine Männer und ich sind Tausende von Lichtjahren weit kreuz und quer durch die Galaxis gefahren. Es hat uns nirgendwo so gut gefallen wie dort, von wo wir herkamen! Wir bleiben hier – wir verteidigen unser Recht, hier bleiben zu dürfen, selbst wenn wir darüber zugrunde gehen!“
    Sigma Theta hatte offensichtlich nicht erwartet, auf so harte Abwehr zu stoßen. Er brauchte eine Weile, um über das nachzudenken, was Schumacher ihm gesagt hatte. Schließlich stand er auf.
    „Ich nehme Ihre Ansicht zur Kenntnis, Kommandant! Ich werde sie dem Kuratorium überbringen! Ich nehme an, daß das Kuratorium Ihnen selbst überlassen wird, was Sie in Zukunft tun! Es gibt für uns ein sehr sicheres Kriterium dafür, ob Sie letzten Endes berechtigt sind, auf der Erde zu bleiben oder nicht. Wir werden abwarten, ob Sie uns diesen Beweis erbringen können! Können Sie es nicht – dann macht es für Sie und Ihre Leute keinen Unterschied mehr; Sie werden dann nicht mehr am Leben sein!“
    Schumacher stand ebenfalls auf.
    „Wir werden Ihnen diesen Beweis erbringen! Ganz gleichgültig, wie er aussehen mag!“
    Sigma Theta nickte.
    „Ich darf mich verabschieden, Kommandant!“
    Sie verneigten sich beide.
    „Darf ich Sie hinausbegleiten?“ fragte Schumacher.
    „Nein, danke! Es ist nicht nötig!“
    „Aber …“
    Verblüfft starrte Schumacher auf die Stelle, an der Sigma Theta noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Sie war leer. Sigma Theta hatte sich in Nichts aufgelöst. Er war verschwunden, als sei er nie dagewesen.
     
    Die Lage der beiden Sergeanten Trimmer und McHenderley hatte sich in den letzten fünfzig Stunden kaum verbessert. Sie waren nach wie vor eingeschlossen in dem 200 m 2 großen Raum, aus dem es keinen Ausweg zu geben schien. Es war ihnen immer noch verborgen, welche Funktion der Teil der Maschine, der vor ihnen lag, erfüllte. Trimmer kennzeichnete die Situation mit dem lakonischen Ausspruch:
    „Es kann ebensogut der Teil sein, der die seelischen Nöte der Erdbewohner überwacht, wie der, der für die pünktliche Leerung der Latrinen verantwortlich ist!“
    Weiter war Trimmer in seinen Gedankengängen nicht vorgedrungen. Lediglich McHenderley war in der vergangenen Zeit auf eine neue Idee gekommen. Es war der Maschine, so schloß er, wahrscheinlich unmöglich, sie dauernd unter Aufsicht zu halten. Die optische und gedankliche Überwachung von zwei Menschen, die gegen den Willen der Maschine in das Gebäude eingedrungen waren und sich einem Teil der Maschine genähert hatten, erforderte soviel Aufwand, daß die „Regierung“ sicherlich auf einen Teil ihrer anderen Aufgaben hätte verzichten müssen, um diese eine voll und ganz zu erfüllen.

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