1102 - Assungas Blutfalle
ihr Blut. Das wies auf einen Vampir hin, und ich stellte die nächste Frage.
»Ist Ihnen äußerlich an Ihrer Tochter etwas aufgefallen? Hat sie sich verändert?«
Sharon Ambler wußte, worauf ich hinauswollte. »Sie denken noch immer an einen Vampir, wie? So mit langen Zähnen, die sie in den Hals der Opferhaut?«
»Das gebe ich zu.«
»Nein, da ist mir nichts aufgefallen!« sagte sie sehr laut und distanziert, als wollte sie fragen, »was erlauben Sie sich überhaupt?«
»Entschuldigen Sie, aber man muß alle Seiten sehen.«
»Welche denn noch?«
»Darf ich mir das Zimmer Ihrer Tochter einmal anschauen, Mrs. Ambler?«
»Warum?«
»Ich bin Polizist, das dürfen Sie nicht vergessen. In einer derartigen Eigenschaft suche ich nach Spuren, die Ihre Tochter womöglich hinterlassen hat.«
»Da gibt es nichts.«
»Sie mögen recht haben, doch ich möchte auf Nummer Sicher gehen, Mrs. Ambler.«
»Aber ich habe nicht aufgeräumt. Die toten Katzen und das Blut, alles ist noch da.«
»Es macht mir nichts aus.«
»Es ist wirklich besser, Sharon«, sagte Glenda.
»Sie können auch bleiben.«
»Nein, ich gehe nur mit hoch. Ich will das Zimmer nicht betreten. Es ist eine Hölle.«
Glenda war schon aufgestanden. »Komm, Sharon. Alles ist wichtig, was wir hier unternehmen. Letztendlich dient es nur deiner Tochter und auch dir, damit du dich besser zurechtfindest.«
Sharon war noch blasser geworden. Sie ging vor uns her wie eine alte Frau, und Glenda flüsterte mir zu: »Die Frau ist völlig fertig. Heute abend brach eine Welt für sie zusammen. Ich kenne die Sharon schon länger. Es hat nie Ärger gegeben. Da ist immer alles normal gelaufen. Streit und Schreierei hätte ich gehört. Die Wände im Haus sind nicht sehr dick. Deshalb verstehe ich Cathys Verhalten überhaupt nicht.«
»Es muß etwas geben, das ihr Leben von Grund auf und von einem Moment zum anderen verändert hat.«
Wir hatten die Wohnung inzwischen verlassen und gingen die Treppe hoch, als Glenda flüsterte:
»Weißt du, was ich schon gedacht habe, John? Daß sie möglicherweise von einem echten Vampir angefallen worden ist. Er hat sie gebissen, er hat ihr das Blut ausgesaugt und sie so in den Bereich der Nacht gezogen.«
»Warum fällt sie dann Tiere an und nicht Menschen?«
»Genau das ist das Problem, John.«
Vor der Tür blieben wir stehen. Mrs. Ambler schloß auf. Ich hörte sie heftig atmen. Sie hielt den Schlüssel in der Hand, der ihr noch abrutschte, dann hatte sie es geschafft, stieß die Tür auf, blieb allerdings vor der Schwelle stehen und ließ uns den Vortritt. Wie jemand, der sich davor fürchtet, die eigene Wohnung zu betreten.
»Weißt du Bescheid, Glenda?«
»Ja, ich führe dich.«
Für die Einrichtung hatte ich keinen Blick. Wir gingen durch einen Flur, an dessen Seiten sich die Zimmer verteilten. Glenda wies nach links. Nicht weit von der strahlenförmigen Deckenleuchte entfernt befand sich die Tür zu Cathys Zimmer, die nicht geschlossen war.
»Soll ich bei dir bleiben?«
»Nein, das mache ich allein.«
»Danke, mir reicht der Anblick auch.«
Glenda zog sich zurück, und ich schaltete das Licht im Zimmer ein. Schon mit dem ersten Blick erkannte ich, welches Drama sich hier abgespielt hatte.
Es war furchtbar. Die zerstochenen Katzenkörper, das viele Blut, das an den Möbeln klebte, auf dem Boden lag und auch Flecken an den Vorhängen hinterlassen hatte.
Auch auf dem Bett waren rote Flecken. Sie waren in das Bettzeug eingedrungen und hatten eine rostbraune Farbe angenommen. Ich nahm auch den typischen Blutgeruch auf, der sich hier ausgebreitet hatte und wie unsichtbarer Dampf zwischen den Wänden waberte. Ich berührte zunächst nichts und bemühte mich auch, nicht in einen der Blutflecken hineinzutreten, was nicht eben einfach war.
Es gab einen Schrank. Es war ein Schreibtisch vorhanden, auf dem ein kleines TV-Gerät stand.
Über einem Sessel stand ein normaler Schrank, dessen Tür ich öffnete.
Auch hier Klamotten. Nicht eben ordentlich untergebracht. Alles war so normal, und auch mein Gefühl sagte mir, daß ich hier nichts finden würde.
Wo dann?
Eine kleine Compact Disc, CDs, kein Computer, was mich schon wunderte.
Blieb der Schreibtisch, dem ich mich zuwandte. Cathy ging noch zur Schule. Auf der Platte lagen aufgeschlagen einige Bücher. Ich sah auch beschriebene Seiten, zwei Funny Comics, einen angefangenen Liebesbrief an Eric, Bilder von Boy Groups, deren Namen mir unbekannt waren, und ein Plakat mit
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