1102 - Assungas Blutfalle
Pierce Brosnan als Bond.
Der Schreibtisch besaß vier Schubladen. Ich zog die erste auf. Ein Poesiealbum fiel mir in die Finger. Zwei Bücher über Katzen, so daß ich den Kopf schüttelte und noch immer nicht begreifen konnte, daß Cathy die Tiere getötet hatte.
Die nächste Schublade.
Sie war leer bis auf einen braunen Umschlag. Plötzlich war meine Neugierde geweckt. Ich holte den Umschlag hervor und stellte fest, daß er nicht zugeklebt war.
Ich hob die Lasche an und drückte meine Hand hinein. Die Fingerspitzen fanden den Inhalt. Er war klein, ich zog ihn hervor und wunderte mich darüber, daß mir Briefmarken in die Hände gefallen waren. Die Motive sah ich noch nicht, denn ich schaute auf die Rückseite, die mit Klebstoff bedeckt waren, der meiner Ansicht nach etwas rötlich schimmerte. Es waren vier Marken, die zusammenklebten und ein Quadrat bildeten.
Ich drehte es um.
Ich sah die Motive.
Mich durchzuckte es wie ein Stromschlag.
Die Marken zeigten alle das gleiche Bild. Es war das Gesicht eines Mannes, eines Monsters, das ich kannte. Es war zugleich auch mein Todfeind.
Auf vier Marken zeichnete sich das Porträt von Will Mallmann ab, besser bekannt unter dem Namen Dracula II…
***
Aus dem Dunkel löste sich die Gestalt der Frau. Weder Cathy noch Eric waren in der Lage, sich zu bewegen. Sie hielten sich an den Händen gefaßt und hockte unbeweglich auf der Bank. Von der Kälte und der Nässe spürten sie nichts mehr. Die Person hatte sie voll und ganz in ihren Bann gezogen.
Die Frau sagte nichts. Sie schob sich von der linken Seite heran wie ein Geist, der sich innerhalb des dünnen Sprühregens abzeichnete. Ihre Gestalt hatte etwas Fremdes, Fließendes an sich. Das konnte auch an der Bewegung liegen, denn wenn sie ging, war kein Laut zu hören.
Vor den beiden blieb sie stehen.
Cathy und Eric mußten schon in die Höhe schauen, um ihr Gesicht sehen zu können. Es wurde von einer blonden oder rötlichen Haarflut umrahmt. Es war schön, es war interessant, aber auf eine gewisse Art und Weise auch kalt. Der geschwungene Mund hatte sich zu einem wissenden Lächeln verzogen, und ihre Augen hatten innerhalb der Dunkelheit die Farbe verloren. Sie trug einen Mantel, der offenstand, aber in Halshöhe von einer Schnalle gehalten wurde, auf der sich etwas abzeichnete, was die beiden nicht erkennen konnten. Der Mantel war dunkel. In seiner Innenseite zeichnete sich ein helles Futter ab, das gelblich schimmerte. Da der Mantel nicht ganz schloß, war zu sehen, daß sie darunter nur eine sehr dünne Kleidung trug, die zudem noch durchsichtig wirkte.
Beide hatten gewußt, daß sie kommen würde, aber beide waren trotzdem überrascht und jetzt auch ängstlich geworden. Sie wußten nicht, wie sie sich zu verhalten hatten. Von dieser Person ging eine Bedrohung aus. Sie war nur unterschwellig zu spüren, aber sie würde voll durchbrechen, wenn sich die Freunde gegen die Person stemmten.
»Ihr habt es also getan, nicht wahr?«
Cathy nickte.
»Und?«
»Es war schön.«
»Habe ich euch das nicht gesagt? Ich habe euch ein neues Leben versprochen. Jetzt steckt der Keim in euch. Ihr seid auf dem besten Weg, tiefer in dieses Leben hineinzudringen.«
»Das Blut hat mir gut geschmeckt«, flüsterte Cathy.
»Welches hast du getrunken?«
»Das von unseren Katzen.«
»Sehr schön. So hat es auch sein müssen. Da bist du über deinen eigenen Schatten gesprungen.«
»Es war gut. Es hat geschmeckt, aber es war nicht genug.«
Die Lippen der Frau verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Kannst du mir sagen, was du damit gemeint hast?«
»Ja, ich habe es schon probiert.«
»Was?«
»Das Blut von einem Menschen.«
»Oh, sehr gut. Sprich weiter.«
»Ich habe ihn angefallen. Ich habe ihn gekratzt und an seinen Wunden geleckt.«
»Wie schmeckte sein Blut?«
»Viel besser als das der Katzen.«
»Ja, das weiß ich, Cathy. Es wird die Zeit kommen, wo du kein Tierblut mehr haben willst, sondern nach dem Blut der Menschen gierst. Das heißt, die Zeit ist schon da. Du wirst dich verändern, und du wirst bald nichts anderes mehr von den Menschen wissen wollen. Es hat in dir eine Verwandlung begonnen. Sie vollzieht sich nicht schnell. Es geht langsam voran, aber sie wird nicht mehr zu stoppen sein. Es ist eine ganz neue Methode, Cathy, und später wirst du dann ganz zu uns gehören. Wie auch du, Eric.«
»Ich weiß es.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »He, was ist los mit dir? Warum benimmst du dich so
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