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1102 - Der letzte Mirvaner

Titel: 1102 - Der letzte Mirvaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinein.
    Ihm war, als hätte ihn ein konzentriert gebündelter Paralysestrahl getroffen. Wie vom Schlag gerührt, wurde er plötzlich stocksteif und konnte sich nicht mehr bewegen. Gleichzeitig schien sich unter ihm das künstliche Gravitationsfeld abzuschalten, denn er verlor sein Gewicht und zugleich den Boden unter den Füßen.
    Wie ein Ballon stieg er unendlich langsam in die Höhe und trieb auf die wunderbare Blüte zu, die sich ihm gegenüber zu öffnen schien.
    Schien?
    Nein, sie öffnete sich wirklich wie zur feierlichen Begrüßung ihres Bewunderers, verlor dabei jedoch alle ihre verlockende Schönheit und sah wie der weit aufgerissene Rachen eines gefräßigen Ungeheuers aus.
    All das nahm Jainchuchuman wie in einem Traum wahr, und er spürte deutlich, wie vor ihm ein kleines Vakuum entstand, das ihn unwiderstehlich in diesen gefräßigen Rachen hineinzog.
    Seine Gedanken waren ebenfalls wie gelähmt, er hätte nicht einmal um Hilfe rufen können, selbst wenn er einer Organbewegung fähig gewesen wäre. Mit den Beinen voran begann er in der Blüte zu verschwinden.
    Er verlor nicht völlig das Bewußtsein, als sich die Blüte über seinem Kopf schloß und er von einem dämmerigen buntfarbigen Licht und den Blütenblättern eingehüllt wurde.
    Der Duft ließ schnell nach und wurde von einem übelriechenden und sauren Geruch ersetzt, der auf Jainchuchuman eine stark ernüchternde Wirkung ausübte. Auch die Lähmung ließ nach, aber das half ihm nichts mehr. Er wurde von den enggeschlossenen Blütenblättern regelrecht gefesselt.
    Nun ergriff ihn Panik, denn sein ihm zugedachtes Schicksal war eindeutig.
    Er sollte verspeist werden!
    Er begann laut zu schreien, obwohl er ahnte, daß ihn nun niemand mehr hören konnte, allein schon deshalb nicht, weil sein Funkgerät ausgeschaltet war und er nicht an die Kontrollen kam. In dem engen Blütenraum zirpte er sich selbst die Ohren voll, und sein Zirpen wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.
    Bald würde es verstummen, für immer.
    Er mußte unwillkürlich an die Raupen denken, die ihm und seinem Volk als lebendige Nahrung dienten.
    Nun teilte er ihr Schicksal.
    Sein letzter Gedanke galt dem Gott Chrugchun, den er nun ohne jede Hoffnung auf Unterstützung um Hilfe anflehte.
    Dann gab er den Kampf auf.
     
    *
     
    „Wir bleiben hier", entschied Ras. „Versuche du ihn zu finden. Er kann nicht weit sein."
    Gucky nickte und ging vorsichtig ein Stück zurück, wobei er in erster Linie auf Spuren achtete. Jainchuchuman konnte sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.
    Knapp zehn Meter weiter sah er das niedergedrückte Gras, unverkennbar die Spur der runden Tellerfüße des Zencen. Sie führte im rechten Winkel zum Weg in den Dschungel hinein.
    Gleichzeitig empfing der Mausbiber Impulse, die von Panik und Verzweiflung zeugten. Das konnten nur Jainchuchumans Hilferufe sein. Er mußte sich in größter Gefahr befinden.
    Gucky drang in das dichte Unterholz ein und ignorierte den plötzlichen leichten Druck, der auf sein Gehirn ausgeübt wurde.
    Als er die Lichtung erreichte, blieb er an ihrem Rand stehen. Er sah die beiden Riesenpflanzen. Eine der Blüten war zur Kapsel vertrocknet, die andere noch frisch, aber bereits geschlossen. Sie bewegte sich wie eine verpuppte Raupe, die kurz vor ihrer Verwandlung stand und zum Leben erwachte.
    Die mentalen Hilferufe und der fast hypnotische Druck kamen aus ihrer Richtung.
    Der Druck wurde plötzlich stärker - und deutlicher. Er überlagerte Jainchuchumans flehenden Impulse. Automatisch fast wandte Gucky sich um und wollte den Rückzug antreten, als er im letzten Augenblick die Kraft fand, seinen mentalen Abwehrschirm aufzubauen.
    Sämtliche Mentalimpulse wurden nun blockiert.
    Er wußte, was mit Jainchuchuman geschehen war und wo er steckte. Sein Griff zur Energiewaffe unterblieb; sie war nutzlos. Er nahm wieder das Vibratormesser, näherte sich vorsichtig der auf dem kräftigen Stengel sitzenden geschlossenen Blüte, deren Bewegungen schwächer geworden waren, setzte das Messer an - und trennte die Blüte von dem Stengel.
    Für den Bruchteil einer Sekunde durchdrang ein mentaler Aufschrei seinen schützenden Abwehrblock, dann war wieder Stille. Die Blüte plumpste schwer zu Boden, rollte ein Stück und blieb dann liegen. Sie öffnete sich langsam und gab den Zencen frei.
    Gucky beugte sich über ihn, während er seinen Mentalschirm desaktivierte. Jainchuchuman kam allmählich wieder zu sich, und als er den Mausbiber erblickte,

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