1103 - Das Azteken-Ritual
beiden Vögeln nicht. Sie waren darauf dressiert, mich zu stoppen. Immer wieder flogen sie gegen den Rover an. Die harten Schläge machten dem Wagen nichts. Hin und wieder sah ich ihre Krallen wie sie über die Scheiben glitten, doch bisher hatte das Glas gehalten. Ich drehte das Lenkrad noch weiter nach links, um so nahe wie möglich an die geschlossene Haustür heranzukommen.
Was dann passierte, mußte sehr schnell gehen. Ich hatte keine Lust, mir durch scharfe Schnabelhiebe ein Loch in den Kopf hacken zu lassen. Noch ein paar Meter, dann war ich soweit.
Bremsen.
Der Stopp!
Über meinen Kopf hinweg kratzten wieder die Krallen des Adlers auf dem Dach. Dann flog der Vogel mit flatternden Schwingen davon. Von den anderen Vögeln war ich nicht auf dem Weg zum Haus attackiert worden; sie warteten lauernd ab wie böse Wachtposten, deren Chance erst noch kam.
Ich stellte den Motor wieder ab. Losgeschnallt war ich schon. Wenn ich den Wagen verlassen hatte, brauchte ich nur einen normalen Schritt zu gehen, um die Haustür zu erreichen, die hoffentlich nicht von innen abgeschlossen worden war.
Noch einmal schaute ich aus meiner Perspektive so gut wie möglich in die Runde.
Die beiden Adler waren nicht zu sehen. Das gab mir trotzdem keine Hoffnung, da ich fest daran glaubte, daß sie in einem toten Winkel warteten.
Wenn ich die Tür aufstieß, hatte sie noch Platz genug. Sie würde nirgendwo gegen schlagen.
Noch einmal tief Luft holen. Konzentration, dann wuchtete ich die Fahrertür nach außen. Sie flog auf, sie war schnell, sie würde auch wieder zurückschwingen. Als das passierte und ich den Aufprall am Schienbein mitbekam, hatte ich den Wagen schon verlassen.
Der Sprung brachte mich bis dicht an die Tür. Ich preßte die Klinke nach unten und hörte zugleich den schrillen Schrei des Vogels direkt über mir.
Ich nahm mir nicht mehr die Zeit, in die Höhe zu schauen, sondern stieß die Tür nach innen. Der Druck preßte mich weiter nach vorn. Ich stolperte über die Schwelle geduckt in das Haus hinein, und wollte schon aufatmen, als der Vogel brutal gegen meinen Rücken stieß. Wie ein Stein war er auf mich gefallen.
Ich fiel nach vorn, auch zu Boden und rutschte beinahe mit dem gesamten Körper ins Haus hinein.
Ich schlitterte noch weiter und bekam den ersten Schnabelhieb mit, der zum Glück am Kragen der Jacke hängenblieb und mir kein Fleischstück aus dem Nacken riß.
Ich merkte, wie schwer so ein Adler ist, aber ich wälzte mich trotzdem herum. Bei dieser Bewegung zog ich auch meine Beretta. Der Adler war noch da. Er hätte sicherlich schon wieder angegriffen, wenn der Platz dazu vorhanden gewesen wäre. Aber die Türöffnung war einfach zu schmal, er bekam die Schwingen nicht weit genug gespreizt.
Ich lag auf dem Rücken, den rechten Arm nach vorn gestreckt, den Finger am Abzug.
Dann schoß ich.
Das geweihte Silbergeschoß erwischte die breite Brust des Adlers. Der Aufprall schleuderte den Vogel zurück bis zu meinem Rover. Dort rutschte er über das Dach hinweg und verschwand auf der anderen Seite aus meiner Sicht.
Bevor der zweite Adler angreifen konnte, stand ich schon wieder auf den Füßen. Mit der freien Hand packte ich die Tür und hämmerte sie wieder zu.
Zum erstenmal konnte ich tief durchatmen. Das war geschafft. Das Haus gab mir eine gewisse Sicherheit vor den Angriffen der Tiere. Ich ging von der Tür weg und schaute mich in dem geräumigen Eß- und Wohnbereich um. Wer hier lebte, der liebte die rustikale Einrichtung. Sie paßte zudem zur Bauweise des Hauses und auch in die Umgebung hinein.
Eine weitere Gefahr drohte mir zunächst nicht. Aber es gab nicht nur diese Ebene hier. Nicht weit entfernt führte eine Holztreppe in die Höhe.
Sie war mein Ziel. Das Haus mußte nicht leer sein. Die Bewohner konnten sich ebensogut in der ersten Etage aufhalten.
Genau von dort hörte ich das Drama.
Noch stand ich nicht an der Treppe, als mich der Schrei erreichte. In sein Echo hinein klang das Donnern der Schrotflinte wie ein mächtiges Gewitter…
***
Die Zellentür war offen - endlich!
Suko riß sie so weit wie möglich auf und sprang mit einem Satz in den schmalen Raum.
Gomez kümmerte sich nicht darum. Er lag starr auf dem Bett. Die Augen hielt er noch geschlossen, der Mund bildete wieder die makabre Öffnung, aber Suko glaubte fest, daran, daß der Mexikaner trotzdem alles mitbekam und auch erlebte.
Die Nebel- oder Rauchwolke war noch vorhanden. Sie trieb dem schmalen Fenster
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