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1105 - Das Siegelschiff

Titel: 1105 - Das Siegelschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ich denke, weil er sich nicht getraut, uns die Wahrheit zu sagen, daß er uns nämlich betrogen hat."
    Getrampel und Pfiffe drückten den Beifall der Mehrheit aus.
    Rudir schlug sich mit der Faust an die Brust.
    „Deshalb beantrage ich, daß wir Eric Weidenburn für sein Verbrechen bestrafen - und ich fordere euch auf, mit mir für die einzige gerechte Strafe für sein schweres Verbrechen zu stimmen: für die Todesstrafe!"
    Einige Stimmen riefen Zustimmung, aber es waren nur wenige. Die meisten Raumfahrer schwiegen entsetzt, denn die Erwähnung einer Strafe, die es nur in längst vergangenen Zeiten der Barbarei, gegeben hatte, war ein Schock für sie.
    Rudir lachte zynisch.
    „Was dachtet ihr denn, welche Strafe außer der Todesstrafe in unserer Lage realisierbar wäre?" rief er. „Etwa eine Psycho-Umformung? Oder eine Gruppentherapie? Das ist doch alles nicht möglich. Soll Weidenburn also straffrei ausgehen?"
    „Nein!" schrie jemand. „Stoßt ihn aus einer Schleuse!"
    „Barbaren!" rief eine Frau. „Er hat bestimmt selbst geglaubt, was er uns sagte."
    „Hast du das?" wandte sich Rogosc an Eric.
    „Ein Teil der Ewigkeit", stammelte Eric. „Ich habe ihn gesehen. Aber wir haben zu früh gehandelt. Wir sind verloren."
    Eine Frau drängte auf den Containerstapel.
    „Ich bitte ums Wort!" rief sie und fügte gleich hinzu: „Mein Name ist Bea van Looren, ehemals Recycling-Ingenieurin auf der SOL. Bevor wir weiter diskutieren, beantrage ich, Eric von einigen Psychologen untersuchen zu lassen, sofern welche hier sind. Ich denke, daß er unter einem schweren Schock steht und deshalb gar nicht in der Lage ist, uns etwas zu sagen."
    „Das täuscht er uns nur vor!" schrie Rudir Kaleb. „Packt ihn und stoßt ihn aus dem Schiff!"
    Er winkte einigen Frauen und Männern zu, die sich dem Containerstapel genähert hatten und deren haßverzerrte Gesichter verrieten, daß sie nicht mehr fähig waren, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.
    Bea bückte sich und nestelte an einer Beintasche ihres SERUN. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie einen kleinen Paralysator in der Hand.
    Erschrocken wichen die Umstehenden zurück. Rudir griff an sein Gürtelhalfter, dann wurde er blaß. Natürlich hatten die Armadamonteure alle Gefangenen entwaffnet. Beas Paralysator war ihnen nur entgangen, weil er klein und versteckt gewesen war.
    Bea zögerte kurz, dann schoß sie.
    Rudir und die Frauen und Männer, die Eric packen wollten, brachen gelähmt zusammen.
    Bea schoß weiter, bis alle Frauen und Männer auf dem Containerstapel paralysiert waren - bis auf Eric Weidenburn -, dann ergriff sie seine Hand und zog ihn hinter sich her, sprang mit ihm in den schmalen freien Raum zwischen den Containern und der Wand und floh mit ihm durch das schmale Schott dahinter.
     
    *
     
    Eric ließ sich willenlos mitziehen. Bea zog ihn durch einen Korridor und in einen Antigravschacht hinein. Hinter den beiden Menschen ertönte ein vielstimmiger Schrei der Wut und Enttäuschung.
    „Wir müssen uns unter den Schutz von Armadamonteuren stellen!" raunte Bea Eric zu.
    „Noch werden die anderen von den Containern aufgehalten, aber bald werden sie das Hindernis beseitigt haben und uns verfolgen."
    Eric blickte die etwa fünfzigjährige Frau nachdenklich an.
    „Es hat doch alles keinen Sinn", erklärte er. „Ich, will nicht weiterleben."
    „Ich verstehe dich ja", erwiderte Bea. „Aber die Suche nach unserem STAC muß weitergehen. STAC ist unsere Bestimmung. Ich habe es immer gefühlt und fühle es noch."
    „Ich fühle nichts mehr", sagte Eric.
    „Das ist der Schock der Enttäuschung." Bea blickte zur nächsten Ausstiegsöffnung des Antigravschachts. „Dort müssen wir hinaus! Du wirst es wieder fühlen, wenn der Schock abgeklungen ist. Oh, wie schmutzig und gemein Menschen doch sein können! Und ich dachte immer, wir wären zivilisiert."
    Sie zog Eric durch die Öffnung, stieß ihn in einen Korridor und schluchzte auf, als hinter ihnen Gebrüll durch den Schacht toste.
    „Schnell, schnell!"
    Abermals stiegen sie in einen Antigravschacht, und diesmal kamen sie in einem Raum heraus, der offenbar eine kleine Kontrollzentrale darstellte. Das verrieten die Schaltkonsolen und Displays an den Wänden und die linsenförmige durchsichtige Kuppel über ihnen. Allerdings sahen sie durch die Kuppel nicht in den Weltraum, sondern auf die Unterseite eines anderen Goon-Blocks, der offenbar mit ihrem zusammengekoppelt war.
    Bea blickte sich gehetzt um -

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