1107 - Die Mutation
etwas um sich schlug, das Soul an Schwingen oder Flügel erinnerte, wie bei einem großen Vogel.
Es war ein scharfer, ein wilder, irrer und auch zuckender Tanz. Allerdings nur von einer Seite, denn Body war so überrascht worden, daß er sich nicht wehren konnte.
Er war nicht einmal normal in die Höhe gekommen. Auf halber Strecke mußte ihn etwas erwischt haben, das ihn zurückschleuderte. Er landete wieder auf dem Rücken und schleuderte dabei seine Beine hoch. Im nächsten Augenblick war der Schatten über ihm.
Was Soul wie ein bizarrer Tanz vorkam, das war in Wirklichkeit eine Aktion und ein Kampf, an dem beide beteiligt waren. Einer griff an, der andere versuchte sich zu wehren.
Body konnte kämpfen, das hatte Soul oft genug erlebt, doch in diesem Fall kam er nicht zurück. Der Schatten war stark, und er war blitzschnell. Er gestattet Body nicht, sich auf die Füße zu stemmen.
Der Schatten flatterte zuckend über ihm. Immer wieder stieß er nach unten, und Soul glaubte, daß er den Hals seines Freundes suchte. Er hatte noch immer nicht herausgefunden, um wen es sich bei diesem Schatten handelte. Ein Riesentier. Ein Rochen, der seinen Platz unter Wasser verlassen hatte und sich nun durch die normale und für ihn fremde Welt bewegte.
Es war ein Wahnsinn. Immer wieder versuchte es Body. Er hatte seine Hände frei und sich auch freistrampeln können. Er traf auch, was immer wieder klatschende Schläge hinterließ, aber er schaffte es nicht, den Angriff zu stoppen.
Der Schatten war wie von Sinnen. Eine dunkle, lebende Bestie, die einem Menschen keine Chance ließ und auch stärker war als dieser. Es gelang den mächtigen Schwingen, die hochschnellenden Armen immer wieder zurückdrückten.
Body atmete nicht mehr. Er schrie auch nicht. Die Laute lagen irgendwo dazwischen und hörten sich mehr an wie ein kurzes, abgehackt klingendes Wimmern.
Das Licht ließ nur einen Teil der Sicht zu, aber Soul sah trotzdem, daß sein Freund keine Chance hatte. Im Lichtkegel an der Plane und auch außerhalb, wo der Stoff noch heller war, malten sich immer wieder seine verzweifelten und zuckenden Abwehrbewegungen ab, aber man ließ ihm keine Chance.
Der Schatten beherrschte alles. Die Schwingen, die Soul manchmal an zuckende Drachenflügel erinnerten, schlugen immer heftiger und auch brutaler zu.
Bei jedem Treffer, der von einem Klatschen begleitet war, schrak auch Soul zusammen.
Sein Freund wehrte sich kaum noch. Er lag jetzt auf dem Rücken, und der Schatten schwebte wie ein großes Leichentuch über ihm. Er bewegte nur noch seine Kopfseite. Vergeblich versuchte Soul etwas zu erkennen. Er traute sich auch nicht, die Lampe zu holen. Er selbst hatte keine mitgenommen. Sein Instinkt sagte ihm, daß er dem Freund nicht mehr helfen konnte.
Soul zog sich zurück. Er stand dabei nicht einmal auf. Wie ein Getretener kroch er über den Boden auf das Heck des Transporters zu. Für ihn war nur wichtig, der er entkam und Hilfe holte. Selbst mit den Bullen würde er sich verbünden.
Soul erreichte die Klappe. Er richtete sich auf und hob die Plane in die Höhe, die glücklicherweise nicht festgezurrt war. Es ging ganz einfach. Noch einen letzten Blick warf er zurück. Im Widerschein des kalten Lichts lag sein Freund auf dem Boden, ohne sich zu bewegen. Aber auch der Schatten wirbelte nicht mehr. Er hatte sich nur auf Bodys Körper gepreßt, so daß von ihm nichts mehr zu sehen war. Nur die Hand eines angewinkelten Arms ragte noch hin zur Seite. Ansonsten sah Soul nichts mehr. Body kam ihm wie begraben vor.
Er hätte schreien, jammern und kreischen können, um sich Luft zu verschaffen. Statt dessen tat er nichts dergleichen. Er dachte jetzt mehr an sich selbst und zerrte die Plane so weit hoch, daß er über die Kante klettern und ins Freie springen konnte.
Soul war so stark auf seine Flucht konzentriert, daß er nicht auf seine Umgebung achtete. Auf dem Gelände war es noch immer heller als auf der Ladefläche, und er wollte in dieses Grau springen.
Es war nicht mehr möglich.
Wie aus dem Boden gewachsen stand der Mann plötzlich vor ihm. Er war bewaffnet.
Soul sah die Waffe, er wollte sich ducken. Nicht um der Kugel zu entgehen, sondern dem Schlag.
Er war zu langsam. Den Luftzug spürte er noch dicht vor seinem Gesicht, dann klatschte der Waffenlauf gegen seine Stirn. Er kippte zurück auf die Ladefläche. Es gingen bei ihm zwar nicht alle Lichter aus, doch als er aufschlug und still lag, wirkte er wie jemand, der bewußtlos
Weitere Kostenlose Bücher