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1107 - Jenseits der tödlichen Grenze

Titel: 1107 - Jenseits der tödlichen Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Trümmerstücke. Es wirkte kompakt, fast massiv, aber genauere Messungen hatten ergeben, daß der mittlere Abstand eines Trümmerbrockens von seinen Nachbarn eine Zwanzigstellichtsekunde betrug.
    „Zeig mir dein Experiment", forderte er die Waffentechnikerin auf.
    Einer der Tasterpunkte, der ein Felsstück darstellte, begann zu blinken. Nalitor Tai löste das simulierte Geschoß aus. Es glitt auf geradem Kurs in Richtung der Trümmerwüste, drang in das Gewirr der Felsstücke ein und flog eine Reihe blitzschneller Ausweichmanöver, um eine unerwünschte Kollision mit Hindernissen zu vermeiden. Der Weg, den es nahm, war durch eine grüne Leuchtspur gekennzeichnet. Das Geschoß benahm sich überaus geschickt; es sah keineswegs so aus, als werde es sein Ziel verfehlen.
    Mehrere bunte Wellenlinien wanderten über die Sichtfläche. Die Störung dauerte nicht länger als eine Sekunde. Aber mit einemmal flog das Geschoß keine Ausweichmanöver mehr. Es raste in bedeutender Entfernung am Ziel vorbei und prallte weit im Hintergrund mit einem der treibenden Felsstücke zusammen. Der Simulator ersetzte den Tasterpunkt durch ein Symbol, das „vergast" bedeutete.
    Jetzt war Carsanar Zhu hellwach. Er erinnerte sich an das Getute der Alarmhörner, das er gehört hatte, als er niedergeschlagen die Zentrale verließ. Durch akustischen Befehl stellte er eine Verbindung mit der Bordinformationsbank her und ließ sich von ihr berichten, was es mit dem Alarm auf sich hatte.
    Die Fremden waren wieder aktiv geworden! Sie machten sich in der Trümmerwüste zu schaffen.
    Sporadische Aktivität von kleinen Triebwerkssystemen war in weitem Umkreis um den derzeitigen Standort des fremden Verbands registriert worden. Die Einschließungsflotte war alarmiert, aber vorläufig beschränkte man sich aufs Beobachten.
    „Schlaue Kannipse", murmelte Carsanar Zhu. „Ich wette, ich weiß, was sie vorhaben. Fast müßte man sie bewundern. Soviel Energie hätte ich ihnen nicht zugetraut. Muß die Verzweiflung sein..."
    Daraufhin entwickelte er eine Aktivität, bei der Nalitor Tai Hören und Sehen verging. Er ordnete eine Reihe von Messungen an, deren Zweck ihr völlig unverständlich war. Sie stellte Fragen, aber Zhu hielt es nicht für nötig, sie einzuweihen. Er benützte sie als Handlangerin. Der Wirbel hektischer Tätigkeit dauerte über eine Stunde. Dann lagen die ausgewerteten Daten vor und besagten offenbar genau das, was Carsanar Zhu erwartet hatte. Er verzog das Gesicht zu einer ironischen Grimasse, die überlegene Befriedigung ausdrückte. Er verließ das Labor, ohne Tai noch eines Blickes zu würdigen, mit der im Selbstgespräch geknurrten Erklärung, er wolle dem alten Lümfbock von einem Kommandanten schon zeigen, daß sein Ingenieur noch kräftig was auf dem Kasten habe.
     
    *
     
    Jercygehl An gab schnarrende Laute der Heiterkeit von sich.
    „Unsere Feuerleitsysteme wollen sie stören?" rief er ungläubig. „Was sollten sie damit erreichen wollen?"
    „Höre, das ist keine besonders intelligente Frage", bemerkte Carsanar Zhu voller Ernst. „Sie rechnen mit einem Angriff und wollen unser Feuer stören."
    An schlug ihm mit der flachen, achtfingrigen Hand gegen die Brust, daß es klatschte. Der unerwartete Freundschaftsbeweis brachte den Ingenieur fast aus dem Gleichgewicht.
    „Mach kein so finsteres Gesicht, Genösse alter Tage!" dröhnte An. „Es hat mich nur auf den ersten Augenblick überrascht. Du weißt besser als ich, daß unsere Waffensysteme eine dreifach redundante Feuerleitung besitzen. Wenn es den Fremden gelänge, eine davon auszuschalten, was hätten sie damit erreicht?"
    „Woher sollen sie von der dreifachen Redundanz wissen? Sie haben eine unserer Feuerleitmethoden entschlüsselt, und zwar die primäre, und versuchen, sich gegen sie zu schützen.
    Aber das ist es nicht, worauf ich hinauswill. Unterschätze ihre Schläue nicht, Jercygehl An. Woher kennen sie die Methode? Sie haben unsere Geschütze bis jetzt erst ein einziges Mal in Tätigkeit gesehen. Das war vor ein paar Tagen, als wir die bemannten Trümmerstücke vernichteten, eine Zeit voller Hektik und Chaos. Und doch war für ihre Techniker und Wissenschaftler diese kurze Zeitspanne genug, um ein Prinzip unserer Feuerleitung zu durchschauen und ein Gegenmittel zu entwickeln. Wer sagt dir, daß sie die beiden anderen Prinzipien nicht ebenfalls kennen?
    Entsprechende Versuche sind noch nicht angestellt worden. Nalitor Tai hat nur mit dem Primärprinzip

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