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1107 - Jenseits der tödlichen Grenze

Titel: 1107 - Jenseits der tödlichen Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht vorausberechnen - wie er am eigenen Leib erfahren hatte.
    Ach was, dachte er mürrisch. Soll sich jemand anders den Kopf darüber zerbrechen. Das ist nicht meine Sache.
    Er öffnete die Tür, die in seine Unterkunft führte, und blieb mitten auf der Schwelle wie angegossen stehen. Ein bequemer, altväterlicher Sessel, den er in die Mitte des Wohnraums plaziert hatte, schwenkte herum. Eine breitschultrige, behäbige Gestalt erschien in Zhus Blickfeld. Aus dem Sprechtrichter drang ihm ein quakender Spottlaut entgegen, und dunkle Augen, die tief in ihren Höhlen saßen, blinzelten ihn listig an.
    „Jercygehl An", stieß er fassungslos hervor.
     
    *
     
    Der alte Cygride erhob sich mit jugendlichem Elan. Die Armadaflamme über seinem massigen Schädel strahlte in hellem Violett. Sie begrüßten einander nach der Art guter Freunde.
    „Wo warst du so lange?" erkundigte sich Carsanar Zhu. „Ich kann es dir nicht sagen", antwortete Jercygehl An.
    „Du kannst nicht..."
    „Ich erinnere mich nicht daran. Aber wo immer es war, es muß ein heilsamer Ort gewesen sein.
    Ich fühle mich wie neugeboren."
    „Das trifft sich gut", bemerkte Zhu mit freundlichem Spott. „Die Einheit kann einen jugendfrischen Kommandanten gebrauchen. Ich bin zu verdammt alt für diesen Posten."
    „Heißt das, du trägst mir das Kommando an?" fragte An.
    „Gewiß doch", bestätigte Zhu. „Ich wollte es gar nicht haben, aber dieser Holzkopf Tarzarel Op hat binnen weniger Stunden soviel Unheil angerichtet, daß dem Armadaherzen nichts anderes übrigblieb, als ihn abzulösen."
    „Ja, ich habe davon gehört", sagte An und blickte ernst vor sich hin. „Op ist nicht wirklich ein schlechter Armadist. Er hat übertriebene Vorstellungen von der Wirksamkeit der Bürokratie und leidet an mangelndem Einfühlungsvermögen. Aber das läßt sich korrigieren. Ich bringe ein paar Anweisungen und Ratschläge mit. Wenn Op sich an sie hält, wird er in kurzer Zeit ein brauchbarer Kommandanten-Stellvertreter sein."
    „Gut für dich", brummte Zhu. „Dann brauchst du nicht auf mich zurückzugreifen, wenn wieder einmal ein Ersatz für dich gebraucht wird."
    Er war überrascht und ein wenig mißtrauisch. Soweit er sich zurückerinnerte, hatte An niemals ein gutes Wort für Tarzarel Op übrig gehabt.
    „Laß uns gehen", schlug An vor. „Die Mannschaft soll von meiner Rückkehr erfahren. Das Armadaherz hat eine Reihe weiser Entscheidungen getroffen. Es gilt, sie in die Tat umzusetzen."
    Diese Äußerung verblüffte Carsanar Zhu noch mehr. Denn als er sich das letzte Mal mit Jercygehl An unterhalten hatte, war dieser von der Weisheit, geschweige denn der Unfehlbarkeit, des Armadaherzens keineswegs überzeugt gewesen. Er hatte es sogar auf sich genommen, direkte Befehle aus dem Zentrum der Armada seiner eigenen Interpretation zu unterziehen. Gerade aus diesem Grund war er schließlich festgesetzt worden.
    „Ich nehme an, es waren Armadamonteure, die dich heimlich aus dem Schiff holten und wieder an Bord brachten", versuchte er, die Rede auf ein anderes Thema zu bringen.
    „Ja, aber das ist auch alles, woran ich mich noch erinnere", sagte An reichlich brüsk. „Du solltest nicht versuchen, weiter in mich zu dringen. Daß es in meinem Gedächtnis eine Lücke gibt, entspricht Ordobans Willen. Und was Ordoban will, kann nur gut sein."
    „Ordoban", echote Zhu erstaunt. „Du sprichst von ihm, als wärest du sicher, daß er existiert."
    „Ordoban, das Herz der Armada - alles dasselbe", brummte An. „Es spielt keine Rolle, welchen Namen ich verwende. Hauptsache ist, wir wissen, woher wir unsere Befehle erhalten und daß wir uns nach ihnen zu richten haben."
    Carsanar Zhu unternahm keinen weiteren Versuch, die Unterhaltung fortzusetzen, und das schien Jercygehl An gerade recht zu sein. In der Kommandozentrale begrüßte er Tarzarel Op und seine beiden Stellvertreter, Qi und Ren, als wären sie alte Freunde. Zhu hatte erwartet, er würde ihre Ernennung zu Schiffsführern rückgängig machen. Statt dessen sprach er ihnen Anerkennung für ihre Tüchtigkeit aus. Dann nahm er Tarzarel Op auf die Seite und erklärte, er habe ihm unter vier Augen etwas mitzuteilen - zweifellos die Ratschläge und Anweisungen, die er mitgebracht hatte.
    Um Carsanar Zhu kümmerte er sich nicht mehr.
    Da war Zhu endgültig sicher, daß während Ans Abwesenheit von der BOKRYL etwas mit seinem Bewußtsein geschehen war. Man hatte ihn umgewandelt. Er war nicht mehr derselbe wie

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