1109 - Hexenspiele
aufgegeben und seinen Kopf so weit angehoben, daß er die Gestalt genau anschauen konnte. Er zitterte leicht. Es war eine unbestimmte Angst in ihm, die es nicht erlaubte, daß er normal Atem holte. So stark hatte ihn der Anblick in seinen Bann gezogen.
Auch die nackten Hexen schauten hin. Sie fühlten sich nicht mehr als Frauen, sie waren jetzt die Hexen. Obwohl sie auf dem Boden knieten, bewegten sie sich unruhig hin und her und konnten ihre Blicke nicht von der unteren Hälfte seines Körpers lösen.
Melissa fuhr mit beiden Händen durch ihre Haarflut. Sie atmete schwer, und der Atem verwandelte sich schon sehr bald in Stöhnlaute. In ihr stieg ein wahnsinniges Begehren hoch, sich dieser schrecklichen Gestalt hingeben zu können, und auch die gegenübersitzende Lara reagierte kaum anders.
Ihr bittender Blick brannte sich an dem Körper fest. Die Lippen standen halb offen. Die Arme hatte sie angewinkelt und leicht nach vorn gestreckt. Mit den Knien rutschte sie unruhig auf dem glatten Boden hin und her, und sie spürte die gleiche heiße Begierde wie es schon andere vor ihr erlebt hatten.
Asmodis war animalisch. Er war wild. Er war grausam, und er war brutal. Er verachtete zudem alles Menschliche. Genau das war es, das manche Frauen an ihm so anziehend fanden und weshalb sie ihr Leben nur allein ihm weihen wollten.
Diesmal kümmerte er sich nicht um die beiden Nackten. Noch immer tanzte und zirkulierte seine Gestalt über dem Kessel. Sie bestand aus gelbem Licht, das nie ruhig sein konnte. Er wischte hin und her, er drehte sich, und dann drang ein rotes Feuer in seine gelbe Gestalt hinein und füllte sie aus.
Das Höllenfeuer gab ihm einen Körper. Es erschienen Muskeln und Glieder, und wer genau hinschaute, der konnte erkennen, daß er die gleichen Proportionen besaß wie Lou Gannon. Der Teufel malte den Körper des Leibwächters nach, um sich mit ihm identifizieren zu können.
Gannon sollte er werden und er Gannon!
Der Kahlkopf spürte die Nähe des Höllenherrschers. Er jaulte auf und drückte so sein Verlangen aus.
Für eine kaum meßbare Zeit zerrte sich das Maul des Teufels noch stärker in die Breite. Er riß es auf, die Zunge tanzte mit einem peitschenden Schlag hervor und wickelte sich mit rasender Geschwindigkeit um Gannons Hals.
Lou würgte.
Er wollte atmen, doch Asmodis ließ es nicht zu. Allein durch seine Zunge bewies er, wie kräftig er war. Er holte sich sein Opfer und zog es auf die Beine.
Gannon wehrte sich nicht. Er wurde schräg in die Höhe gezerrt. Der Teufel hing mit seiner Zunge an ihm wie- eine Klette, und ein höllisches und geiferndes Gelächter durchtoste den kleinen Raum.
Die Flüssigkeit kochte hoch. Plötzlich war sie heiß geworden, so daß dunkle Dampfschwaden in die Höhe stiegen. In sie wurde der mächtige Gannon hineingezogen.
Mit dem Kopf nach vorn kippte er weg - und tauchte ein. Beide Frauen hörten noch ein klatschendes Geräusch, und wenig später war auch der Körper verschwunden.
Lou Gannon schlug um sich. Es waren Bewegungen, die automatisch erfolgten und nicht gelenkt waren. Die Flüssigkeit mußte ihm vorkommen wie die Hölle an sich. Er bekam keine Luft mehr. Er hatte auch die Augen nicht geschlossen und trieb durch den Kessel wie durch ein Meer. Dabei entstanden Bilder vor seinen Augen. Man gönnte ihm einen Blick in die Hölle. Er sah etwas Schwarzes und Dunkelblaues, aber er sah kein Feuer, in dem die Menschen geröstet wurden, wie man es oft auf den alten Bildern sehen konnte.
Dann rutschte etwas wie glühende Lava auf ihn zu. Es war ein schmaler und doch langer Strom, dem Gannon nicht ausweichen konnte. Zielsicher fand er seinen Mund, drang in den Körper ein, und Lou Gannon bekam die inneren Explosionen mit.
Vor seinen Augen explodierten die zuletzt gesehenen Bilder in wahren Feuerbällen. Dann hatte ihn diese Welt entlassen und er sah wieder das, was er vor seinem Eintauchen in den Kessel schon gesehen hatte.
Zwei Frauen.
Lara und Melissa.
Sie knieten nicht mehr. Sie hatten sich jetzt hingestellt und konnten ihn einfach nicht aus den Augen lassen. Lou hatte sich äußerlich nicht verändert. Der kahle Kopf, der Oberkörper, die kräftigen Arme und auch Beine.
Trotzdem war er zu einem anderen geworden, denn die Veränderung lag in seinen Augen.
Sie leuchteten so kalt, als wären die Pupillen durch zwei Monde ausgetauscht worden.
Lara fand als erste die Sprache wieder. »Er ist es. Ja, er ist es jetzt. Weißt du, wen ich meine,
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