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111 - Das Spukschloß

111 - Das Spukschloß

Titel: 111 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nach."
    „Nein! Du darfst mich hier im Dunkeln nicht allein lassen. Ich komme mit. Du weiß ja, was sich hier für Schauergestalten rumtreiben."
    Er sprang über den schmalen Straßengraben und zerteilte das Buschwerk mit den Händen. Brombeergestrüpp versperrte ihm den Blick. Aus dem Wald war leises Weinen zu hören. Ihm kamen die Geschichten über die Tricks der Dämonen in den Sinn. Damals hatte er sich über seine eigene Fantasie gewundert. Er hätte es nie für möglich gehalten, daß es Wesen aus dem Zwischenreich gab, die Sterbliche mit allerlei Tricks in die Falle lockten. War das Weinen echt, oder lauerte dort ein schrecklicher Dämon auf sie?
    Kurzentschlossen bahnte er sich einen Weg durch das Gestrüpp. An einer Dornenranke hing ein Stoffetzen.
    „Das sind ja Kinder!" sagte Anita überrascht.
    Die beiden Jungs hockten unter einem Baum. Der ältere hatte fürsorglich den Arm um die Schulter des anderen gelegt. Die Tränen liefen beiden nur so übers Gesicht.
    Anita nahm den Kleinen auf den Arm. Der andere wollte ihn nicht loslassen. Er ließ sich nur schwer beruhigen. Die beiden waren ziemlich verdreckt. Anita sah, daß sie Brombeeren gegessen hatten. Ihre Gesichter waren vom Saft verschmiert.
    „Wie kommt ihr denn hierher?" fragte der Reporter und kniete vor dem Kleinen nieder. „Seid ihr zu Hause ausgerissen? Oder haben euch eure Eltern hergebracht?"
    „So'n Quatsch!" erwiderte der ältere, der kaum älter als fünf sein konnte. „Wir sind dem Riesen nachgelaufen. Der hatte vielleicht Kraft! Mann, ich sag dir, mit einem Griff hat er 'nen ganzen Baum umgerissen."
    Woetzold lächelte verständnisvoll.
    „Und eure Eltern hatten gar nichts dagegen, daß ihr so mutterseelenallein durch den Wald spaziert?" „Nö", meinte der Junge. „Die haben wir ja gar nicht gefragt. Da kam 'ne Menge Wasser ins Haus, und auf einmal waren Mami und Paps weg."
    „Ihr sucht also eure Eltern", meinte Woetzold.
    Vor seinem geistigen Auge tauchte das Haus am Donauufer auf, das von den Felsbrocken zerschmettert worden war.
    „Ja, aber Mami und Paps verstecken sich. Sollt ihr uns holen? Ihr seid sicher unsere neuen Nachbarn. "
    Woetzold strich dem Jungen übers flachsblonde Haar. Der Kleine tat ihm leid. Seine Eltern waren bestimmt tot. Er nahm sich vor, so lange für die zwei zu sorgen, bis alles geklärt war.
    „Wie heißt du?"
    „Markus. Und das ist mein Bruder Andy", sagte er und deutete auf den Kleinen, der sich müde und erschöpft an Anitas Brust schmiegte.
    „Ihr fahrt jetzt mit uns", beschloß der Reporter. „Es wird zwar ein bißchen eng in der Kiste, aber bis Langenbach schaffen wir's bestimmt."
    Als sie in den Wagen stiegen, huschte eine gedrungene Gestalt durch den Wald. Behende stieg sie über trockene Äste. Sie wollte sich nicht verraten. Ihre Augen leuchteten phosphoreszierend wie bei einem Wolf. Als der Porsche anfuhr und die Richtung nach Langenbach beibehielt, verzog sich das schwarzlippige Maul des Unheimlichen zu einem triumphierenden Grinsen.
    Die beiden Jungs schliefen in Anitas Armen ein. Vorher hatte sie ihnen ein paar Keks aus dem Handschuhfach gegeben. Die Kinder hatten volles Vertrauen zu ihnen.
    Langenbach bestand aus acht Häusern, besser gesagt Gehöften. Dazu gehörten mehrere Scheunen, Kornspeicher und Stallungen. Die Häuser säumten einen Bach, der in starken Windungen durch das Tal strömte. Am Ortsausgang befand sich das Försterhaus. Es stand auf einer Anhöhe, von der aus man die anderen Häuser und den Rest des Tales überblicken konnte. Fünfhundert Meter hinter dem Tal versperrte eine Felswand den Blick. Dichter Wald um schloß das Gebiet.
    Woetzold fuhr im Schrittempo an den Häusern vorbei. Ein paar Schweine suhlten sich grunzend im Dreck. Die meisten Stalltüren standen sperrangelweit offen. Im Hof eines Anwesens lagen tote Kühe. Die Bäuche waren aufgedunsen. Hühner liefen herum. Aus den Scheunen hingen Strohbüschel heraus.
    „Keine Menschenseele zu sehen. Unheimlich."
    Überall war es dasselbe: dunkle Fenster und verwahrloste Höfe. Mitten auf der Straße lag ein toter Schäferhund. Das Fell war über und über mit schrecklichen Bißwunden bedeckt.
    Woetzold fuhr einen Bogen um den Kadaver und näherte sich dem Försterhaus. Über dem Balkon hingen prächtige Hirschgeweihe. Neben dem Eingang sah er einen ausgestopften Auerhahn. Die Fensterfronten waren mit Blumenkästen geschmückt.
    „Ich seh mal nach. Bleib solange mit den Kindern im Wagen!"
    Er stieg aus.

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