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111 - Das Spukschloß

111 - Das Spukschloß

Titel: 111 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zerbrochen war. Ihr Verlobter war nicht gekommen. Er hatte ihr ausrichten lassen, er wäre bei einem Duell verwundet worden. Die Gäste waren nacheinander abgereist, schließlich waren Magritta und die Dienstboten allein gewesen.
    Ich konnte ihre Enttäuschung fast körperlich spüren. Eine tiefgreifende Wandlung war mit der jungen Frau vorgegangen. Sie war auf einmal abweisend und verschlossen geworden. Sie vertraute ihre geheimsten Gedanken nur noch dem Tagebuch an und kapselte sich von der Welt ab. Schließlich kündigte sie sogar den Dienstboten. Sie glaubte, ihr Verlobter hätte eine andere Frau gefunden, und das Duell wäre ein Vorwand gewesen, um nicht zur Verlobungsfeier zu kommen.
    Das war der Anfang vom Ende gewesen.
    Ich las in den Eintragungen, daß sie sich vor der Sonne zu fürchten begann. Tagsüber schlief sie, nachts durchstreifte sie die Wälder. Sie befaßte sich mit okkulten Schriften. Von ihrem Vater besaß sie eine reichhaltige Bibliothek. Viele verbotene Schriften befanden sich darunter, Werke über die Seelenwanderung und die Beschwörung dämonischer Kräfte.
    Die Tagebucheintragungen wurden immer verworrener. Sie schilderte Spukgestalten, die sie bedrängten. Fantastisches vermischte sich mit den Wahrnehmungen ihrer kranken Seele.
    Schließlich war ein Brief ihres Verlobten eingetroffen. Er kündigte ihr seinen Besuch an. Sie reagierte darauf mit abgrundtiefem Haß. Magritta war zu lange allein gewesen, um jetzt noch eine normale Beziehung aufnehmen zu können. Bei jedem Knacken der Dielen zuckte sie zusammen. Kamen Wanderer in die Nähe des Hauses, dann versteckte sie sich im Keller.
    Auf den letzten Seiten des Tagebuches schilderte sie eine stürmische Nacht. Sie erwähnte einen Fremden, der plötzlich aufgetaucht war und seitdem um das Haus schlich.
    Blitze zuckten vom Himmel. Sturmböen rüttelten am Dach. Plötzlich klopfte es. Ängstlich versteckte sie sich. Sie stand Höllenschrecken aus, doch der späte Besucher konnte eindringen. Er war ihr nachgelaufen. In panischem Entsetzen hatte sie sich im Keller versteckt. Sie hatte weder auf seine Bitten noch auf sein Rufen reagiert; denn sie war halb verrückt vor Angst. Als er vor ihr stand, packte sie den Dolch und stieß zu, immer wieder, bis er sich nicht mehr regte. Erst am nächsten Tag erkannte sie den tragischen Irrtum: sie hatte ihren Verlobten getötet.
    Sie verdrängte jede Schuld an dem Mord, ja, sie strich ihn völlig aus ihrem Bewußtsein. Sie redete sich ein, ihr Verlobter wäre nach dem Duell schwerverletzt heimgekommen. Mühsam schleppte sie den Leichnam ins Zimmer und legte ihn unter den Baldachin. Sie tat, als würde er noch leben, redete tagelang mit ihm und wollte nicht wahrhaben, daß er verweste. In völliger geistiger Umnachtung verfiel sie den dämonischen Kräften. Sie verwandelte sich in einen Ghoul, mied die Gesellschaft der Sterblichen und suchte nachts die umliegenden Friedhöfe heim.
    Was mag aus ihr geworden sein? fragte ich mich. Vielleicht ist sie in diesem Haus gestorben, vielleicht hat sie sich auch in den Wäldern verirrt.
    Die Tür knarrte. Ich zuckte zusammen. Der Wind rüttelte an den Schindeln.
    Plötzlich sprang die schwarze Katze ins Zimmer. Sie duckte sich zum Sprung. Ihre gelben Augen funkelten bösartig.
    „Don - was ist los?"
    Der Puppenmann antwortete nicht. Ohne Vorwarnung sprang mich die Katze an und schnappte nach meinem Handgelenk. Ich spürte den elektrisierenden Schlag, sprang zur Seite und schleuderte das kleine Buch nach dem Kopf der Katze.
    „Was ist passiert, Don?“
    Die Katze fauchte gefährlich. Mit den scharfen Krallen riß sie Seiten aus dem Tagebuch. Kalte Mordlust stand in ihren Augen.
    Bevor sie mich erneut anspringen konnte, kam jemand durch den Gang. Ich hörte die schlurfenden Schritte. Der unbekannte Besucher mußte schon sehr alt sein. Die Katze machte einen Buckel und kratzte nervös über den Boden.
    Schwerfälliges Atmen war zu hören.
    Dann sah ich das Wesen. Der Anblick erfüllte mich mit Abscheu und Widerwillen. Wucherungen bedeckten den ganzen Körper. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Der Mund war quallenförmig zerfasert.
    Das Wesen war einmal eine Frau gewesen. Ekelerregender Gestank ging von der Kreatur aus.
    „Mein kleiner Husar", gurgelte sie, „bist du aufgestanden?"
    Eisiger Schrecken durchzuckte mich. Das war Magritta von Raunstein. Sie lebte noch. Sie war ein Ghoul.
    „Leg dich wieder hin, kleiner Husar!" krächzte sie. „Ich werde dich in den

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