111 - Die Gehirne des Dr. Satanas
eingerichtete Wohnzimmer führte. »Wieso interessieren Sie
sich so sehr dafür?«
»Ich hatte
von ihnen gelesen. Alle Welt redete und schrieb davon. Das war vor zwei oder
drei Jahren, als Professor Mallert versuchte, eine geeignete Versuchsperson für
seine Experimente zu finden. Ich glaube mich entsinnen zu können, daß eine
große Zeitschrift sogar einen Aufruf brachte: >Welche Todkranke ist bereit,
als Gehirn weiterzuleben!< Das hat einen ziemlichen Wirbel verursacht. Man
warf der Redaktion des Blattes Pietätlosigkeit vor, sich mit einer solchen
Überschrift an das Publikum zu wenden.«
Daisy Mallert
nickte. »Sie haben eine gute Erinnerung, Dr. Rent.«
»Ich habe
alles gesammelt, was Ihr leider allzu früh verstorbener Gatte in jener Zeit
schrieb und sagte. Der Gedanke vom ewigen Leben ist schon so oft gedacht
worden. Aber ich glaube, Professor Mallert hielt den Schlüssel dazu in der
Hand.«
Daisy Mallert
wiegte den Kopf. Bevor sie zu Larrys Worten Stellung nahm, fragte sie den Gast,
ob er etwas trinken wolle und zählte einige Sorten auf, die in der Hausbar
bereit standen. X-RAY-3 entschloß sich für einen winzigen Whisky pur, obwohl er
überhaupt keine Lust dazu verspürte, jetzt um diese Zeit Alkohol zu trinken.
Mrs. Mallert aber mixte sich einen Gin-Fizz, und er wollte sich den
Gepflogenheiten des Hauses anpassen.
Daisy Mallert
setzte sich ihm gegenüber, und schlug die aufregend langen Beine übereinander.
»Wissen Sie, Doktor Rent, so direkt kann man das nicht sagen. Frank hielt
vielleicht den Schlüssel zu einem längeren und anderen Leben in der Hand. Mir
scheint, Sie sind von den Studien meines Mannes und den Aussichten, die er
schuf, so angetan, daß Sie schon mehr darin sehen, als wirklich drin steckt.
Tatsache ist doch, daß keiner bereit war, ein Ungewisses Schicksal auf sich zu
nehmen und als Hirn zu existieren. Das schien den Leuten, denen dieser
Vorschlag ernsthaft gemacht wurde, so grausam, so unheimlich, daß sie lieber
bereit waren, sich auf dem elektrischen Stuhl rösten zu lassen.«
»Ich hätte
mich sofort dazu bereit erklärt, wüßte ich, daß ich dadurch die Chance hätte,
mein Leben zu verlängern.«
Daisy Mallert
sah ihn aufmerksam an. Sie zupfte ihr Kleid über den Knien zurecht. Für ihr
Alter ging sie verhältnismäßig kurz, und alles Zupfen hatte keinen Sinn. Die
Schenkel lagen zur Hälfte bloß. Von Trauerkleidung hielt die attraktive Frau
nicht viel. Sie trug ein luftiges Sommerkleid mit großem Sonnenblumen-Muster.
Obwohl ihr Mann erst seit zwei Monaten tot war, ging sie nicht mehr in Schwarz.
Wahrscheinlich
entsprach dies ganz und gar einem Wunsch des Verstorbenen. Trauer konnte man im
Herzen tragen, man mußte sie nicht jedermann zur Schau stellen.
»Haben Sie
sich wirklich gründlich überlegt, was Sie da eben gesagt haben, Doktor? Sie
sind noch sehr jung, begeisterungsfähig und risikofreudig. Wie mein Mann. Ich
glaube, Sie beide hätten sich hervorragend ergänzt.«
»Ich
bewundere die Arbeit Ihres Mannes, Missis Mallert. Er zeigte Mut - Mut zu etwas
neuem. Die Menschheit ist noch nicht reif für solche Gedanken. Eines Tages wird
es möglicherweise keine Körper mehr geben. Die Umweltverschmutzung ist ein
sichtbares Zeichen dafür, daß wir am Ende sind, daß unsere Körper immer kränker
werden, schon jetzt ist eine Verlängerung der Lebenserwartung mit den
herkömmlichen Methoden nicht mehr möglich.«
Ein leises,
stilles Lächeln umspielte die Lippen der schönen Frau. »Dann stehen unsere
Nachfahren in Einmachgläsern herum, haben weder Arme noch Beine, können nichts
sehen und sich nicht miteinander unterhalten! Finden Sie diesen Zustand so
erstrebenswert, Doktor? Ich für meinen Teil wäre nicht damit einverstanden, so
zu leben. Es gibt unendlich viele Dinge, die sich nur lohnen, wenn man einen
Körper hat, finden Sie nicht auch?« In ihrer Stimme schwang etwas mit, das
alles sagte. X-RAY-3 begriff sie.
Er nickte.
»Da mögen Sie recht haben. Aber wer sagt, daß dies der einzige Weg ist? Was
wissen wir über unsere Entwicklungsgeschichte? Kaum etwas. Wir können sehen,
hören, riechen, reden ... Wieviele andere Sinne werden entwickelt, wenn es
diese nicht mehr gibt?«
Daisy Mallert
lachte. »Oh, ich sehe schon, Sie sind einer von den ganz Hartnäckigen.«
In dieser
Richtung verlief das Gespräch noch eine ganze Weile. Larry hoffte, Details zu
erfahren und ließ durchblicken, daß er gern etwas mehr über die Arbeit
Professor Mallerts gewußt hätte.
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