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1117 - Herr über Leben und Tod

1117 - Herr über Leben und Tod

Titel: 1117 - Herr über Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich vorgenommen, doch nun konnte sie nicht anders.
    Veritas blieb ruhig. »Gut, das ist heraus. Jetzt müssen Sie mir nur sagen, wovor Sie Angst haben.«
    »Das, das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Bitte, Mr. Taske…«
    »Nein, sagen Sie Vernon. So etwas schafft mehr Vertrauen zwischen uns beiden.«
    »Danke. Vernon. Es hat nichts mit Ihnen zu tun. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wovor ich Angst habe.«
    »Verstehe«, sagte er sanft. »Sie können nicht ins Detail gehen. Es ist dann wohl eine allgemeine Angst. Möglicherweise die Furcht vor der Zukunft. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, nein, das ist genau richtig.« Sie wollte dem Hellseher nicht ins Gesicht schauen, aber sie konnte nicht anders, denn diese Züge zogen sie an wie ein Magnet.
    Er nickte zweimal. »Ich kenne das Problem. Sie sind nicht die einzige, die sich damit an mich wendet. Es ist ein allgemeines. Die Zeit, in der wir leben, ist sehr schlimm. Menschen selbst können ja über die Zeit bestimmten. Sie haben sie, ob bewusst oder unbewusst, schneller gemacht. Wenn Sie auf einen hohen Berg klettern und dort ganz allein auf dem Gipfel stehen, dann werden Sie nach sehr kurzer Zeit merken, dass die Zeit ihre Bedeutung verliert. Sie selbst werden eins mit der Natur. Es interessieren keine Minuten, keine Stunden, Sie werden sich so wunderbar leicht und frei fühlen. Sobald Sie aber einen Blick auf die Uhr werfen, haben Sie die Zeit wieder neu erfunden. Sie werden erschrecken. Sie werden sich sagen, dass Sie wieder nach unten ins Tal müssen, bevor die Dunkelheit anbricht. Und das genau macht den Menschen Angst. Sie werden zu Gejagten der Zeit, die sie selbst für sich erfunden haben, denn die normale Zeit beinhaltet nur den Rhythmus der Tage und Nächte. Sonnenauf-und Sonnenuntergang. Wenn Sie sich danach richten, werden Sie erleben, wie ruhig das Leben ablaufen kann. Bei vielen Naturvölkern ist das noch der Fall. Dort gibt es keine Technik und keinen Computer. Und weil die Menschen von heute mit der Zeit nicht zurechtkommen, drängt sich eine Nervosität in ihnen hoch, die schließlich im Gefühl der Beklemmung und auch der Angst gipfelt. Ist das Ihr Problem, Jane?«
    Die Detektivin gab zunächst keine Antwort, weil sie die Worte erst verarbeiten musste. Vernon gab ihr auch die Zeit. Er sah, wie sie schließlich Atem holte und nickte. »Ja, Vernon, sie haben Sie recht. Sie haben wirklich recht. So wie Sie es gesagt haben, verhält es sich auch. Die Zeit ist auch die Angst. Ich habe das Gefühl, etwas zu versäumen, und ich habe Angst vor dem, was auf mich zukommt.«
    »Sind Sie berufstätig?«
    »Äh…« Die Frage hatte sie überrascht.
    »Welchem Beruf gehen Sie nach?«
    »Ich bin in einem Kaufhaus beschäftigt und leite dort eine Abteilung.«
    Er sagte nichts. Er lächelte nur, und dieses Lächeln gefiel ihr überhaupt nicht. Vernon schien längst zu wissen, was sie tatsächlich beruflich machte, aber er ging nicht darauf ein, sondern räusperte sich, um Jane aufzufordern, weiterzureden.
    »Dort komme ich nicht mehr zurecht.«
    »Wie äußert sich dies?«
    Jane spielte mit ihren Fingern. »Das ist schwer zu sagen. Ich habe das Gefühl, gemobbt zu werden. Und weil dies so ist und ich nicht dagegen ankämpfen kann, mache ich wohl Fehler, die von anderen, die mich nicht leiden können, registriert werden. Ich bilde mir das auch nicht ein, es ist so. Als Folge davon habe ich mein Selbstvertrauen verloren und dafür die Angst bekommen.«
    »Wie macht sie sich bemerkbar?«
    »Ich bekomme Schweißausbrüche. Herzrasen. Beklemmungen in der Kehle. Ich schlafe schlecht. Oft gar nicht und fühle mich dann am Morgen wie durch eine Mühle gedreht.«
    »Ja, das ist typisch für Ihre Krankheit«, sagte der Hellseher. »Aber warum sind Sie zu mir gekommen und sind nicht zu einem Psychologen gegangen?«
    »Daran habe ich auch gedacht. Ich rechnete damit, dass Sie meine Angst konkretisieren können.«
    »Das hätte ich gern genauer gewusst«, sagte er lächelnd.
    »Sie sind doch jemand, der in die Zukunft schauen kann. Da dachte ich, dass Sie mir erklären können, vor wem ich Angst haben muss. Vor welchen Menschen und Ereignissen, die noch auf mich zukommen werden. Deshalb bin ich bei Ihnen.«
    Er lächelte, sagte nichts und legte nur seine Hände zusammen.
    »Verlangen Sie nicht ein wenig viel von mir, Jane?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Nun ja, Sie müssen die Dinge anders sehen. Ich arbeite zwar als Hellseher und bin in meinem Beruf auch sehr gut,

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