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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Tiefe
arg mitgenommene Leiche! Sie bot einem körperlosen, einem unsichtbaren Wesen
Wohnung. Der Tote war von einem Geist besessen. Vom Geist der rätselhaften
Unbekannten namens Stefanie ...
    X-RAY-3 war
auf Abwehr eingestellt und bereit, im nächsten Moment seinen Smith & Wesson
Laser zu ziehen, falls sich dies als notwendig erweisen sollte. Es kam darauf
an, ob der Geist bös- oder gutartig war. In Stefanies Stimme glaubte Larry das
Letztere heraushören zu können. Das hier war eine Ruhelose, eine Geschlagene,
die etwas suchte. „Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten“, ertönte die
sanfte Stimme erneut.
    „Ich fürchte
mich nicht“, sagte Larry Brent, war aber auf der Hut. Geister konnten
heimtückisch und hinterlistig sein. Auch das war ihr Metier. Ehe man merkte,
welchen Sinnes sie wirklich waren, konnte es zu spät sein. Doch Larry Brents
erstes Gefühl trog nicht. Stefanie war ungefährlich. Dafür sprach auch, dass
sie bereits in der letzten Nacht miteinander Kontakt hatten, ohne dass ihnen
ein Haar gekrümmt worden war.
    „Ich wusste,
dass du wiederkommen würdest. Ich spürte schon in der letzten Nacht deinen Mut
und deine Entschlossenheit ... Ich habe dir im Schacht gegenübergestanden“,
sagte die weibliche Stimme aus dem Mund der wachsbleichen, lädierten Leiche.
    „Warum ahne
ich es nur und kann mich nicht mit meinen Sinnen daran erinnern?“ brachte Larry
hervor, ohne sein gespenstisches Gegenüber aus den Augen zu lassen. „Wieso
blieb subjektiv die Zeit für uns stehen, während in Wirklichkeit fünf Stunden
vergingen? Du hast damit zu tun, nicht wahr?“
    „Ja! Mit
diesem - und mit vielem anderen, das in der letzten Zeit passiert ist. Nur für
eines kann man mich nicht verantwortlich machen: für den Tod dieses Mannes, mit
dessen Körper ich mich jetzt zeige. Es war ein Unfall. Er entdeckte die Stelle,
an der der alte Einstieg sich befand.“
    „Was für ein
Einstieg?“, fragte Larry schnell, als er merkte, dass Stefanie offenbar bereit
war, über alles zu sprechen.
    „Der Einstieg
ist unser Versteck. Wir hatten es uns geschaffen. Damals, als die Pest wütete
...“
    „Kannst du
dich an das Jahr erinnern, Stefanie?“
    „Das Jahr
habe ich vergessen, nicht aber die Not, die Pein und die Verzweiflung, die uns
alle in den Klauen hielt. Mitte des siebzehnten Jahrhunderts ... es ist
schrecklich. Die Menschen laufen auf die Straße, es ist Nacht, sie schreien
ihre Verzweiflung und Ängste heraus. Die Pest wütet. Der Bruder, die Schwester,
der Sohn, die Tochter, der Vater, die Mutter... jeder beklagt jemand aus seiner
Familie und kann doch schon das nächste Opfer sein ... Die Sterbenden brechen
auf der Straße zusammen, und niemand rührt sie mehr an. Vermummte Gestalten
kommen wenig später, um die Leichen in die Gruben zu werfen. Die Toten liegen
übereinander, die Gruben werden immer voller ... Aber da ist eine neue Grube.
Eine Gruppe von Menschen, die glaubt, die schlimmen Zeiten zu überstehen, hat
sie gut getarnt und trifft sich dort, tief in der Erde beim Schein der Fackeln
und Kerzen. Die Gebete zu Gott sind verhallt. Er erhört uns nicht mehr. Hat er
sich losgesagt von den sündigen Menschen? Viele suchen Zuflucht in
absonderlichen Ritualen und Praktiken. Verborgen im Schoß der Erde werden
erneut Gebete gemurmelt. Aber es sind schreckliche Beschwörungen an das Reich
der Finsternis. Von dort erhofft man sich Hilfe. Aber von dort kann nichts
Gutes kommen. Doch daran denkt niemand. Nur der Augenblick ist wichtig!
Überleben, die Pest überstehen, nicht von der Seuche dahingerafft zu werden ...
Auch ich denke so. Ich bin sehr jung. Zwanzig... Und da ist Karel... ein junger
Musiker. Wir lieben uns. Er ist zweiundzwanzig und Meisterschüler bei Professor
Lorman. Karel wird mal ein großer Musiker werden und ein großer Komponist... Er
schreibt schon jetzt wundervolle, einfühlsame Melodien, die von der Liebe
erzählen. Aber auch von Trennung, Schmerz und Tod ... Ich habe mit Karel ein
Gelübde abgelegt. Niemals, so lautet es, werden wir uns trennen. Auch wenn uns
der Tod ereilen sollte, wollen wir zusammen sein, vereint im Sterben. Sollte
einer von uns die Seuche bekommen, wird der andere ihn nicht verlassen und ihm
folgen. Keiner von uns kann sich ein Leben ohne den anderen vorstellen ...
Vereint sein im Tod, das ist unser letztes Ziel. Aber davor steht noch ein
anderes. Das Leben, die Nähe und die Wärme des anderen ... Ich glaube, einen
Weg gefunden zu haben, über die

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