1120 - Grauen hinter Gittern
nicht eben an die unteren Chargen. Man gab mir keine Antwort oder wollte mir keine geben. Sobald der Name John Sinclair fiel, wurde geblockt. Die Gründe kenne ich nicht, aber John scheint spurlos verschwunden zu sein. Als wäre er tot, woran wir alle nicht glauben wollen.«
»Dann gibt es also nichts?« fragte Suko.
Sir James räusperte sich. »Doch, es gibt etwas. Ein Telefonat, das in der Zentrale eintraf. Sie wissen, dass dort jeder Anruf mitgeschnitten wird, und das ist auch bei diesem hier geschehen. Ich lasse jetzt den Mitschnitt ablaufen.«
Sir James drückte auf eine Taste, und das Band setzte sich in Bewegung. Es vergingen einige Sekunden, bevor die Stimme aufklang.
Glenda Perkins und Suko saßen wie festgenagelt auf ihren Stühlen und hielten die Ohren gespitzt.
John sprach schnell. Wie jemand, der unter großem Druck steht.
»Ich kann die Maschine nicht nehmen. Es haben sich Komplikationen ergeben. Wir müssen noch nachhaken. Ich melde mich wieder.«
Kein Wort mehr. Aus und vorbei.
Glenda und Suko saßen weiterhin starr. Keiner traute sich, eine Frage zu stellen, bis Suko darum bat, das Band noch einmal laufen zu lassen.
Sir James hatte es mittlerweile zurückgespult, und wieder hörten sie die Aussage, mit der sie kaum etwas anfangen konnten. Sie war banal und mehr eine Ausrede als eine Aussage.
»Nun?« fragte der Superintendent.
Glenda schüttelte den Kopf. »Das ist nicht seine Art«, flüsterte sie.
»Nein, nicht so.«
»Es kann sein, dass er unter Druck gestanden hat.«
»Ja, schon, aber…« Sie wusste auch nicht weiter und warf Suko einen Hilfe suchenden Blick zu.
Der Inspektor hatte sich bisher zurückgehalten. Auch jetzt schaute er grübelnd auf seine Knie, aber er wusste auch, dass er gefordert war. »Könnte es sein, dass sich Johns Stimme sehr verändert hat? Ebenso wie seine Wortwahl. Ich kenne ihn einige Jahre und glaube nicht, dass er uns mit derartigen Worten eine Nachricht hinterlassen würde.«
»Gut, Suko«, sagte Sir James. »Was folgern Sie daraus?«
»Dass John nicht selbst diesen Anruf getätigt hat. Sie haben einen Stimmenimitator genommen.«
»Ausgezeichnet«, lobte Sir James.
»Sie denken auch so?«
»Inzwischen schon.« Er lehnte sich zurück und schaute auf das kleine Gerät. »Ganz sicher bin ich mir nicht gewesen. Aber jetzt, wo Sie es sagen, kann ich nur zustimmen. Ich denke, dass uns nicht der echte John Sinclair die Nachricht übermittelt hat. Es ist eine Finte gewesen, die uns in Sicherheit wiegen sollte. Und eine verdammt schlechte dazu.« Er war wütend, und das verbarg er nicht. »Man hat uns hier für dumm verkaufen und beruhigen wollen. Verflucht noch mal, halten uns die Amis denn für Idioten? So dämlich können sie nicht sein.«
Es war schon außergewöhnlich, Sir James in einer derartigen Stimmung zu erleben. Normalerweise hielt er sich zurück. In diesem Fall jedoch sah er die Dinge anders. Er fühlte sich von der anderen Seite an der Nase herumgeführt. Von Leuten, die sich für den Nabel der Welt hielten. Bei ihm brachen des öfteren die Animositäten zwischen Engländern und Amerikanern durch.
»Aber wer ist so dämlich?« fragte Glenda. »Wer will uns da für dumm verkaufen?«
»Ich habe keine Ahnung«, gab Sir James zu. »Aber ich habe telefoniert und mich mit verschiedenen Stellen verbinden lassen. Dabei stieß ich immer auf taube Ohren. Man wusste nichts, und man wollte auch nichts wissen. So jedenfalls ist es mir vorgekommen.«
Suko stellte die nächste Frage. »Wissen Sie überhaupt genau, weshalb John nach New York gerufen wurde?«
»Abe Douglas bat um Amtshilfe. Es ging um einen Killer, der seiner Ansicht nach nicht menschlich war, und es ging auch um ein Satansgrab auf einem Friedhof. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»John hat den Fall abgeschlossen.«
»Stimmt.«
»Sie haben mit ihm gesprochen?«
Sir James nickte. »Das habe ich. Leider hat er sich nicht ausgelassen. Er wollte ja so schnell wie möglich wieder zurück nach London fliegen und alles berichten.«
»Dann wissen Sie nichts?«
»Nein. Oder nur wenig.« Er atmete scharf durch die Nase. »Es hat sich wohl als Irrtum herausgestellt, was dieses Satansgrab angeht. Der Teufel stand dabei nicht im Vordergrund, behaupte ich mal. Es ging um etwas anderes. Um etwas sehr Gefährliches, noch gefährlicher als das, was sich John und der Kollege Douglas gedacht haben.«
»Was ist denn noch schlimmer?« flüsterte Glenda.
»Forschungen. John deutete so etwas an. Der
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