Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1122 - Der Prophet des Teufels

1122 - Der Prophet des Teufels

Titel: 1122 - Der Prophet des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
möglich, und Luise hatte ihr ja von dem Leibhaftigen auf dem Friedhof erzählt.
    Der Teufel hatte Macht. Martha traute ihm alles zu. Sie hatte ihn nie aus dem Gedächtnis gestrichen. Zuviel war in der Bibel auch über ihn geschrieben worden. Und sie erinnerte sich noch an die früheren Predigten, die den Teufel nicht ausgeschlossen hatten.
    Mit dem Gedanken an ihn ging sie um das Haus herum, weil sie zum Eingang hin wollte.
    »Du hättest daran glauben sollen, junger Pfarrer«, flüsterte Martha vor sich hin. »Du hättest mich nicht auslachen sollen. Aber du bist ja so modern gewesen. Der Teufel war für dich nicht existent. Er war irgend etwas. Ein… ein …«, sie wusste nicht mehr weiter und blieb stehen, um nach rechts um die Hausecke zu schauen, denn sie wollte den Eingang zunächst beobachten.
    Nichts war zu sehen. Auf dem Gitter zum Füße abtreten kroch eine Schnecke entlang, als wollte sie beweisen, dass es nicht nur den Tod gab, sondern auch noch das Leben.
    Für Martha stand fest, dass sie einfach einen Blick in das Haus werfen musste. Sie wusste nicht, ob der Pfarrer noch dort war. Er konnte auch mitgenommen worden sein. Aber es gab auch die Möglichkeit, dass er verletzt worden war. Sich vorzustellen, dass er hilflos in einem der anderen Räume lag, war für Martha etwas Ungeheuerliches. Das hätte sie sich den Rest ihres Lebens nie verziehen.
    Auch ihrem verstorbenen Mann wäre ihr Handeln bestimmt Recht gewesen. Er war immer sehr aufrecht durchs Leben gegangen und hatte andere nie betrogen.
    Wenig später stand sie vor der Haustür, ohne sie zu öffnen, denn sie wollte zunächst lauschen.
    Zu hören war nichts. Hinter der dicken Tür blieb es nicht nur still.
    Es war für Martha totenstill, und allein dieser Gedanke trieb einen Schauer über ihren Körper.
    Auch wenn die Tür abgeschlossen war, würde sie ins Haus gelangen, denn als Vertrauensperson besaß sie einen Schlüssel. Den musste sie auch jetzt einsetzen, um die Tür zu öffnen.
    Sie war nicht verschlossen gewesen, und Martha konnte sie nach außen und zu sich hin aufziehen.
    Vor ihr lag der Flur, in dem es recht dunkel war. Aber sie konnte erkennen, was sich auf dem Boden und nicht einmal weit von der Tür entfernt abmalte.
    Es war eine Gestalt. Ein Mensch!
    Es war der Pfarrer!
    Martha blieb auf der Schwelle stehen. Sie traute sich nicht mehr näher heran, und sie fühlte sich nicht mehr wie ein normaler Mensch. Sie war plötzlich in einen Strudel hineingerissen worden, aus dem es so einfach kein Entrinnen gab.
    Es war der Sog es Todes, der sie festhielt und nicht mehr loslassen wollte. Das schreckliche Bild und das viele Blut hätte sie sich gern weggewünscht, das war nicht möglich. Es blieb in all seiner Grausamkeit bestehen, und Martha hatte den Eindruck, als wollte ihr das Herz im Leib zerspringen.
    So etwas Furchtbares hatte sie noch nie erlebt. Sie ging rückwärts.
    Ihr Gesicht war blass wie das einer Leiche. Selbst die Lippen hatten die Farbe verloren. Die Augen bewegten sich nicht, alles an ihr war starr, und sie wunderte sich über sich selbst, weil sie nicht schrie, sondern wie eine Schlafwandlerin weiterging.
    Die Füße schleiften durch das Gras. Sie ging wie ein Gespenst überden Rasen, und aus ihrem Mund floss der Atem mit dünnen, pfeifenden Geräuschen.
    Wäre jetzt der Prophet und Teufel erschienen, sie hätte nicht einmal versucht, sich zu wehren. Und so ging sie wie ferngelenkt auf ihr Ziel zu.
    Neben dem Rad blieb sie stehen. Sie hatte es gegen einen Baum gelehnt, und niemand hatte sich daran zu schaffen gemacht. Mit zitternden Händen umfasste sie die Griffe der Lenkstange, zog das Rad vom Baum weg, drehte es und schob es an. Wenig später stieg sie in den Sattel. Dann radelte sie davon, und diesmal nahm Martha keinen Umweg. Sie wollte sofort in den Ort, der in einem kleinen Tal lag und sich malerisch ausbreitete.
    Bewacht wurde er von der Höhe her von einem mächtigen Dom, aber auch dessen Anwesenheit hatte das Böse nicht mehr zurückhalten können.
    Der Pfarrer war tot!
    Der Pfarrer ist tot! schrie es in ihr. Der Pfarrer lebt nicht mehr. Es ist kein Traum, dem ich auf den Leim gegangen bin.
    Die Worte gellten durch ihren Kopf. Sie peinigten sie, und Martha konnte nicht mehr anders. Sie schrie endlich all ihren Schmerz und ihr Entsetzen hinaus…
    ***
    Wir waren in einen kleinen Ort an der Lahn gefahren, in dessen Zentrum eine alte Burg stand. Man konnte die alten Gemäuer betreten und über einen Weg auch in die

Weitere Kostenlose Bücher