1123 - Der Terror beginnt
Träger, den kannte ich nur aus dem Traum. Daß es ihn gab, das hatte er mir bewiesen, und er hatte das Gesicht meines Vaters gehabt.
Ich versuchte in den folgenden Sekunden herauszufinden, woher das Geräusch kam. Es war unmöglich. Es war einfach da, aber ich konnte nichts identifizieren, das Geräusch war einfach überall. Es flachte auch nicht ab, wenn ich zum Fenster ging, und es veränderte sich nicht, als ich an die Zimmertür trat.
Wer immer er auch war, er hatte es verstanden, mir auf den Fersen zu bleiben. Er war da und mußte sich in diesem kleinen Hotel aufhalten.
Ich hatte die Tür von innen abgeschlossen und änderte dies. Die Beretta trug ich bei mir und ebenso mein Kreuz. Letztes hatte ich wieder griffbereit in die Tasche gesteckt.
Die Tür öffnete ich vorsichtig und warf zunächst einen Blick nach links in den Gang hinein, der von einer schwachen Notbeleuchtung erhellt wurde, die genau dort endete, wo die Treppe begann. Da war das Licht ausgeschaltet worden, und dort hatte sich die Dunkelheit ausbreiten können. Es war nicht völlig still. Aus einem der Zimmer hörte ich das Geräusch einer Toilettenspülung, auch völlig normal.
Ich blieb im Flur stehen. Mein Zimmer lag praktisch am Ende, so daß der gesamte Gang vor mir lag.
Ein recht schmaler Flur, belegt mit dem dunklen Teppichboden.
Zu sehen war nichts. Ich hatte es mir gedacht. Der Unheimliche mit der Kettensäge hielt sich im Unsichtbaren verborgen und schickte von dort seine schlimmen Grüße. Er war feige, er war hinterlistig. Er kam wie aus dem Nichts und hinterließ ein furchtbares Grauen, wie ich es in meinen Träumen erlebt hatte.
In diesem Hotel wohnten zahlreiche Gäste. Hier hätte der Killer Opfer finden können. Es war ein ideales Jagdrevier für ihn, um mir auch die eigene Unzulänglichkeit beweisen zu können.
Er war nicht da.
Trotzdem gab es ihn.
Das Geräusch war geblieben. Es schwebte über allem. Es hatte das gesamte Haus für sich eingenommen, als läge eine riesige Kettensäge dicht über dem Dach und wartete nur darauf, endlich zuschlagen zu können.
Ich hatte mich der Treppe genähert, ohne daß etwas passiert wäre. Jetzt stand ich vor der obersten Stufe und schaute hinab. Ja, es war dunkel. Die einzelnen Stufen wurden aufgesaugt, und erst am Ende lag wieder der schwache Lichtschein. Er hatte sich auf dem Boden ausgebreitet wie ein dünnes Tuch und mußte meiner Meinung nach seine Quelle im kleinen Foyer des Hotels haben.
War er unten?
Wartete er dort auf mich?
Ich wünschte mir, daß er in diesem Augenblick wieder Kontakt mit mir aufnahm, aber da blieb der Wunsch der Vater des Gedankens. Mein Handy blieb still, und ich wurde auch nicht direkt von ihm angesprochen.
Ich sah die Stufen besser, nachdem sich die Augen an die Umgebung gewöhnt hatten. Das Geräusch der Kettensäge war ebenfalls verstummt. Davon ließ ich mich nicht täuschen. Vielleicht hatte der Unbekannte sein erstes Ziel erreicht und wartete nun darauf, daß ich entsprechend handelte.
Ich tat ihm den Gefallen und schritt leise die Treppe hinab.
Meine Hand glitt über das Geländer hinweg, das mir in diesem Fall eine Stütze gab.
Am Ende der Treppe hielt ich an. Zwei Schritt weiter, und ich schaute in das leere Foyer. Es gab hier keinen Nachtportier. An der Rezeption verstreute eine einsam brennende Lampe ihr Licht. Ansonsten hatte die Dunkelheit gewonnen.
Sie drückte sich auch nahe des Ausgangs zusammen. Er bestand aus einer Glastür mit dunklem Rahmen. Das Glas selbst war ebenfalls getönt, aber ich entdeckte draußen den Lichtschein einer Lampe. Die Helligkeit verteilte sich dort fächerförmig und hinterließ auf dem Boden einen Kreis.
Die Tür war mein Ziel.
Ich ging langsam darauf zu. Nach wie vor von einer schon bedrückenden Stille umgeben.
Der Blick in die Bar brachte nichts. Es war nur dunkel. Ich nahm den Geruch kalter Zigarettenasche wahr, schaute dann nach rechts, wo der Weg hin zum Restaurant führte, in dem Nora und ich gegessen hatten, aber auch dort war nichts zu sehen.
Kein Licht. Alles schwamm in der grauen Dunkelheit. An der Rezeption tickte etwas in einem gleichförmigen Takt, das mich nicht weiter störte.
Ich erreichte die Tür.
Vor mir sah ich das Glas. Den Zimmerschlüssel hatte ich eingesteckt und holte ihn wieder hervor.
An diesem kleinen Ring hingen zwei Schlüssel. Einer war sicherlich für die Eingangstür gedacht, die um diese Zeit abgeschlossen war.
Ich probierte es und fand meine Annahme
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