1123 - Der Terror beginnt
zweite, John. Zimmer acht, weißt du.«
Das lag direkt neben meinem. Da schien das Schicksal sich etwas ausgedacht zu haben.
»Und wo ist dein Zimmer?«
Ich ging auf die Frage nicht ein. »Hast du den Schlüssel bei dir, Nora?«
»Sicher, in der Handtasche.«
»Gut.«
Wir waren am Ziel. Ich öffnete die Tür und schob Nora in den Gang. Sie sprach davon, daß sie so müde war und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und daß es ein wunderbarer Abend gewesen wäre.
Der Schlüssel klimperte tatsächlich in der Tasche. Sie fand ihn nach einigem Suchen. Dabei lächelte sie vor sich hin, als strömten ihr bestimmte Gedanken durch den Kopf, die sie aber nicht preisgeben wollte.
Es war besser, wenn ich die Tür öffnete, denn sie hatte leichte Probleme damit.
Ihr Zimmer glich meinem aufs Haar. Nora schob sich über die Schwelle und fand zuerst nicht den Lichtschalter. Ich löste das Problem, worauf sie sich beschwerte, daß es zu hell war. Sie drehte sich zu mir um. Ihr Blick war vom Alkohol und der Müdigkeit gezeichnet, trotzdem fragte sie mich, ob wir nicht noch was trinken wollten, aber ich schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist besser, wenn du dich hinlegst. Wir sehen uns dann morgen früh.«
»Aber…«
»Kein aber.«
»Du wolltest mich doch ins Bett bringen. Komm jetzt!« Bevor ich mich versah, hatte sie meine Hand erwischt und zog mich vor. Ich mußte mit, ob ich wollte oder nicht.
Das Bett war aufgeschlagen. Sie hatte schon darin gelegen. Zwei Koffer standen im Zimmer. Ein Teil des Inhalts lag ebenfalls auf dem Bett, in das ich Nora sanft drängte. Sie fiel auf den Rücken und streckte mir mit einer müden Bewegung die Arme entgegen, wobei ihr die Augen schon zufielen.
Ob sie meinen Gutenachtgruß noch hörte, wußte ich nicht. Leise schloß ich die Tür hinter mir zu und atmete tief durch. Das hatte besser geklappt, als ich gedacht hatte.
Mein Zimmer sah ebenfalls so aus wie ich es verlassen hatte. Ich wollte noch etwas frische Luft schöpfen und trat an das Fenster heran. So weit wie möglich zog ich es auf, um die angenehme Kühle zu genießen. Zwar hatte auch ich getrunken, aber längst nicht so viel wie Nora. Dennoch tat es gut, tief durchzuatmen und ein paar Minuten lang in die Dunkelheit zu schauen.
Nach wie vor war der Himmel bewölkt. Der leichte Wind streichelte meine Haut. In der Ferne bellte ein Hund, und ich sah auch ein Licht geheimnisvoll durch die Nacht streifen. Dort mußte sich eine Straße befinden, über die ein einsames Auto fuhr.
Ich schloß das Fenster. Meine Gedanken hakten sich von der neuen Bekanntschaft los. Sie drehten sich jetzt um mich selbst und um die Stunden, die vor mir lagen.
Wieder eine Nacht. In den letzten drei davor hatten mich Alpträume gequält. Ob sie wiederkehrten, wer konnte das sagen?
Auch ich war müde. Die lange Fahrt, die Drinks, das Essen, all das hatte dazu beigetragen. Im Bad trank ich noch Wasser und schaute mich im Spiegel an.
Gut sah ich nicht eben aus. Es wurde Zeit, daß ich ins Bett kam. Ich zog die Schuhe aus, legte auch den Rest der Kleidung ab, ging noch einmal ins Bad, wusch mich, wobei ich durch das kalte Wasser wieder wacher wurde, putzte mir die Zähne und zog dann die kurze Schlafanzughose über.
Alles wie immer. Wie ein normaler Bürger. Wie fast jeder zivilisierte Mensch. Da gab es überhaupt keine Unterschiede zu einem Geisterjäger. Anschließend legte ich mich hin. Das Bett war nicht besonders hart. Die Matratze war durchgelegen. Vorn im Flur hatte ich das Licht brennen lassen.
Das würde auch so bleiben, denn sonst war es im Zimmer finster wie in einem geschlossenen Sarg.
Schlafen oder nicht? Träumen oder völlige Ruhe? Das waren die beiden Fragen, die mich beschäftigten, wobei die Müdigkeit doch stärker war und mich in ihre festen Arme nahm.
Ich merkte nicht mehr, daß mir die Augen zufielen. Ich war plötzlich weg. Egal ob in einem fremden Bett oder nicht. Da forderte die Natur einfach ihr Recht.
An Nora Thorn dachte ich nicht mehr und auch nicht mehr an den Killer mit dem Gesicht meines Vaters…
***
An ihn aber wurde ich wieder erinnert!
Ich wußte selbst nicht, ob ich wach geworden war oder noch schlief oder wieder von schlimmen Träumen gequält wurde. Jedenfalls war ich plötzlich hellwach, und ich wußte, daß sich etwas verändert hatte.
Zuerst blickte ich auf die Uhr.
Kurz nach ein Uhr morgens.
Eine kühle Luft wehte durch den Raum. Ich empfand sie auch als leicht feucht, und das war richtig,
Weitere Kostenlose Bücher