1123 - Der Terror beginnt
und mit einem großen Tablett in den Händen, ob ich lieber Kaffee oder Tee haben wollte.
Nach den letzten schlechten Kaffee-Erfahrungen entschied ich mich für Tee. »Milch? Zitrone?«
»Nichts von beidem.«
»Was möchten Sie für Eier?«
»Rührei mit Speck.«
»Danke.«
Der Tee wurde serviert. Dazu gab es Toast, etwas Konfitüre und auch Schichtkäse. Jedenfalls sah er so aus. Als ich die erste Tasse Tee getrunken hatte, servierte man mir auch das Rührei. Es war frisch geschlagen worden und mit ein paar Kräutern dekoriert. Gut gesalzen war es auch, und ich hatte kaum zwei Gabeln leer gegessen, als auch meine neue Bekanntschaft eintraf.
Sie hatte sich mir von der Rückseite her genähert. Ich sah sie nicht, ich hörte zunächst ihre Stimme.
»Guten Morgen, John.« Automatisch verzog ich mein Gesicht, denn derartige Stimmen am Morgen kannte ich. So rauh und unausgeschlafen. Tatsächlich wirkte Nora auf mich, als hätte sie nur eine Stunde Schlaf hinter sich. Stöhnend ließ sie sich auf den Stuhl fallen.
»Was möchten Sie frühstücken?« fragte die Bedienung.
Nora winkte ab. »Am liebsten Aspirin, aber das habe ich schon zu mir genommen. Geben Sie mir Kaffee - bitte. Und schnell, wenn es möglich ist.«
»Sonst nichts?«
»Nein, nein, um Himmels willen.« Sie schüttelte sich. »Ich kann dich gar nicht essen sehen, John.«
Ich deutete mit der Gabel auf das Rührei. »Mir schmeckt es.«
»Das kann ich mir denken. Aber das ist nichts für mich«, flüsterte sie.
»Ich hätte den Grappa nicht trinken dürfen.«
»Es war dein Vorschlag.«
Müde winkte sie ab. »Weiß ich ja.« Dann schaute sie mich an. »Du scheinst munter zu sein.«
»Es geht. Für ein anständiges Frühstück bin ich immer zu haben, weißt du?«
»Ich normalerweise auch. Aber nicht heute.«
Wenn sie müde war, hatte das Nora durch ein gutes Make-up verborgen. Sie trug jetzt eines blaue Jeansbluse, die sie nicht in den Bund ihrer Jeans gesteckt hatte, sondern überhängen ließ. Die drei obersten Knöpfe standen offen. Einen BH trug sie nicht. Ihr Busen malte sich hinter dem Stoff ab.
Sie bekam den Kaffee und bedankte sich noch einmal. »An manchen Abenden läuft es richtig verkehrt«, sagte sie nach dem zweiten Schluck und hielt dabei die Augen geschlossen.
»Wie meinst du das?«
»Tu doch nicht so.«
»Ich fand den Abend ganz nett.«
»Ja, ich auch. Aber ich hätte ihn noch gern verlängert.« Sie zuckte die Achseln und lächelte. »So etwas ist mir auch selten passiert. War wohl nicht mein Tag, gestern.«
»Das hat man schon mal.«
»Ach - du auch?«
»Sicher.«
»Aber nicht gestern abend?«
»Nein, da war ich in Form.«
Sie schaute mich schräg an. »Du… du hast mich auf mein Zimmer gebracht. Daran kann ich mich erinnern.«
»Stimmt.«
Sie strich über die Kaffeekanne. »Und du hast die Lage nicht ausgenutzt? Du bist ja ein Kavalier.«
»Was hätte das gebracht?«
»Vielleicht wäre ich wieder wach und fit geworden.«
»Das bezweifle ich. Du bist ziemlich müde gewesen, Nora.«
»Ja, ich weiß.« Sie stützte ihr Kinn auf beide Hände. »Und jetzt muß ich weiter. Ich habe Termine. Es drängt. Unsere Firma will in Schottland Fuß fassen.«
»Wohin fährst du zuerst?«
»Tja, eigentlich ist Edinburgh an der Reihe. Mal sehen, wie der Verkehr ist. Kann sein, daß ich zunächst in eine andere Stadt fahre. Das wird sich noch ergeben.«
»Dann wünsche ich dir, daß du alles schaffst, was du dir vorgenommen hast.«
»Danke, mal sehen. Was ist mit dir?«
»Wieso?«
»Deine Fahrt geht doch auch weiter.«
»Klar. Ich muß mal schauen, wohin mich der Wind treibt. Schottland ist groß.«
»Du bist Anwalt, wie?«
»Das hast du behalten?«
»Klar.« Sie fixierte mich. »Bist du auf dem Weg zu einem Klienten? Ich weiß, ihr Anwälte habt eine Schweigepflicht, aber es könnte ja sein, denke ich.«
»Vielleicht.«
Sie schüttelte den Kopf, was ihr nicht guttat, denn sie verzog das Gesicht. »Eigentlich weiß ich so gut wie gar nichts über dich. Ich habe alles erzählt, aber du hast dich schön zurückgehalten. Das finde ich nicht so gut, wenn ich ehrlich bin.«
»Haben wir uns nicht trotzdem amüsiert?«
»Klar.« Sie faßte nach meiner Hand. »Je länger ich jedoch über dich nachdenke, um so rätselhafter wirst du mir. Es kommt mir vor, als trügst du eine Maske.«
»Das täuscht.«
»Nein, nein, das glaube ich nicht.« Sie zog ihre Hand wieder zurück und lächelte mich an. »Weißt du, John, was ich
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