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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es ihr sagen können. Alain mußte von diesem Sog mitgerissen worden sein, der auch seine Begleiter erfaßt hatte, aber er war zu weit vom Ziel gewesen und war bestimmt nicht vernichtet worden.
    »Kennst du die Antwort, John?«
    »Kann sein.«
    »Dann sag sie mir.«
    »Nein, nicht jetzt, Michelle. Später vielleicht. Wir sollten nicht länger hier sitzenbleiben. Komm ins Haus zurück. Dort können wir reden.«
    »Ja, das ist gut.«
    Ich half ihr hoch. Sie blieb dicht bei mir, wie jemand, der Wärme sucht.
    Wir gingen langsam. Während Michelle den Blick gesenkt hielt, schaute ich mich um, so gut dies möglich war. Es gab keine Begleiter mehr, ich sah auch keinen Alain Maron, nur der verdammte Nebel war da und hatte sein graues Leichentuch über die Landschaft gedrückt.
    »Glaubst du, daß er noch einmal kommt, John?«
    »Hast du ihn sterben sehen?«
    »Nein.«
    »Dann wird er es noch einmal versuchen…«
    ***
    Mit diesem Gedanken hatten wir uns dem Haus genähert. Ich wollte nicht, daß Michelle es zusammen mit mir betrat. Es konnte sein, daß Alain uns eine Falle gestellt hatte, und so schärfte ich ihr ein, vor der offenen Tür einen Moment zu warten, bis sie von mir die Nachricht erhielt, daß alles klar war. »Ja, gut…«
    Ich hatte die Tür hinter mir nicht geschlossen, um Michelle den freien Blick zu lassen. Sie hatte mir erklärt, wo ich die Lichtschalter fand, und so flammte nicht nur im unteren Bereich die Helligkeit auf, sondern auch in der oberen Etage. Ich hatte sicherheitshalber alle Schalter gedrückt, derer ich habhaft werden konnte, und so waren auch die Bilder an den Wänden durch bestimmte Spotlights angestrahlt worden und hatten das Haus in einen hellen, aber sehr stillen Tempel verwandelt.
    Michelle hielt es nicht länger aus. Von der Tür her fragte sie: »Sind wir allein?«
    »Es sieht ganz so aus.«
    »Dann kann ich kommen?«
    »Ja.«
    Michelle betrat das Haus wie eine Fremde, drehte mal den Kopf nach rechts, dann nach links und suchte nach irgendwelchen Fallen, die aber nicht vorhanden waren. Erst als sie bei mir an der Treppe stand, fragte sie: »Sollten wir tatsächlich allein sein?«
    »Das hoffe ich.«
    »Ich kann es mir nicht denken«, flüsterte sie, als sie die Treppe hochschaute. »Ich habe das Gefühl, meinen Bruder in der Nähe zu wissen, verstehst du?«
    Ich nickte.
    Sie drehte sich. »Er ist hier, aber er läßt sich nicht blicken. Er bleibt unsichtbar. Genau das kenne ich aus den letzten Tagen. Da war ich auch der Meinung, nie richtig allein zu sein. Immer war jemand in der Nähe, doch ich bekam nie eine Antwort, wenn ich fragte.« Sie strich über ihre Augen. »Ich war so verzweifelt, bis ich dann die Stimmen hörte. Sie haben mich gelockt, gerufen, und sie waren dabei immer in meinem Kopf.« Sie stellte sich auf die erste Stufe. »Ich weiß jetzt, John, daß mein Bruder mich nicht mehr allein läßt. Er will, daß wir wieder zusammenkommen. Daß der Schwur nicht gebrochen wird, den wir als Kinder gegenseitig geleistet und mit unserem eigenen Blut besiegelt haben.«
    »Das ist mir neu.«
    Sie lachte. »Eine Kinderspielerei, habe ich zumindest gedacht. Aber Alain ist es verdammt ernst. So ernst, daß er mich sterben lassen will. Ich soll ihm in sein Reich folgen, und er hat sogar seine Begleiter mitgebracht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die brauchst du nicht mehr zu fürchten, Michelle.«
    »Das sagst du so einfach.«
    »Nein, ich habe sie vertrieben oder zerstört. Wie immer du es sehen willst.«
    Sie konnte zunächst gar nichts sagen und staunte mich nur an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das… das … ist doch nicht dein Ernst, John.«
    »Doch.«
    Sie ging noch eine Stufe hoch. Dann hielt sie sich mit einer Hand am Geländer fest. Wir standen jetzt voll im Licht und konnten uns gegenseitig anschauen. »Aber wie hast du das geschafft, John? Du bist ein Mensch, und das sind…«
    Ich griff in die Seitentasche und holte das Kreuz hervor. »Damit habe ich es geschafft.«
    Ich hatte ihr die Hand entgegengestreckt. Auf der Fläche lag das Kreuz, das Michelle bestaunen konnte. »Damit?« flüsterte sie.
    »Ja, denn es hat auch dich schon gerettet. Wäre es nicht gewesen, dann hättest du dir wahrscheinlich die Kehle durchgeschnitten. Ich konnte wirklich im letzten Augenblick noch eingreifen.«
    »Ja«, sagte sie dann. »Ich glaube es dir.«
    Mein Lächeln sollte sie etwas aufmuntern. »Und jetzt möchte ich, daß du das Kreuz an dich nimmst.«
    »Wie… wieso?«
    »Es ist ein

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