1129 - Der befehlende Kode
Zurechtfinden halfen. Die Roboter gingen von der Annahme aus, daß jeder, der sich im HQ Hanse aufhielt, frageberechtigt sei, und gaben bereitwillig Auskunft, ohne daß der Fragende sich zu identifizieren brauchte.
„Wo hält sich Wachfunktionelf auf?" erkundigte sich Ruda Northrup bei dem erstbesten Automaten.
„Eine Funktion dieses Namens ist nicht bekannt", lautete die Antwort. „Möchtest du eine Aufstellung aller in diesem Gebäude befindlichen Funktionen sehen?"
„Nein, danke", wehrte Ruda ab. Es fiel ihr ein, daß der Name, den ihr der Klong genannt hatte, womöglich noch nicht allgemein bekannt sei. Deshalb formulierte sie ihre Frage neu: „Wo Wohnen die Klong?"
„Die Klong befinden sich im Stahltresor-Bereich", antwortete der Robot.
„Fünfunddreißigste Unteretage, Sektor Cäsar. Aber der Zutritt ist dort verboten."
„Wir wollen auch gär nicht hin", sagte Paoli hastig, bevor der Automat mißtrauisch werde konnte. „Wir wollen nur wissen, wo sie wohnen."
„Im übrigen wohnen sie nicht", fuhr der Robot unbeirrt fort. „Sie werden dort festgehalten."
„Festgehalten!" echote Ruda entsetzt. „Warum?"
„Sie sind Gefangene."
Ruda wollte darob in ein Wehgeschrei ausbrechen, aber Paoli, die erkannte, daß ihre Expedition ein vorzeitiges Ende nehmen würde, wenn sie sich nicht ganz und gar unauffällig benahmen, faßte sie am Arm und zerrte sie von dem Automaten fort. Indem sie auf Ruda einredete, gelang es ihr, die Verstörte einigermaßen zu besänftigen. Immerhin war durch die Auskunft des Roboters eines erreicht worden: Ruda war fester denn je entschlossen, Wachfunktion-11s Aufenthaltsort auf jeden Fall zu finden und den Klong entweder zu befreien oder ihm Trost zu spenden.
Mit großem Geschick und ohne Aufsehen zu erregen drangen die beiden Frauen weiter vor. Ihr nächtlicher Irrmarsch ging in die Annalen der Kosmischen Hanse ein und gab letztlich Anlaß zu einer grundsätzlichen Überarbeitung der Sicherheitsvorschriften. Es waren Ruda Northrup und Paoli Yveress, die der Hanse bewiesen, daß sich auch Unbefugte im Innern des Hauptquartiers bewegen konnten, ohne aufgehalten zu werden.
Ruda und Paoli gingen kreuz und quer, aber es steckte System in ihrem Wahnsinn, und drei Stunden später erreichten sie die 35. Unteretage im Sektor Dora. Schwebende Leuchtzeichen wiesen ihnen den Weg in Richtung Cäsar. Wenige Augenblicke später wurden sie von dem Sicherheitsbeamten bemerkt, der daraufhin Reginald Bull Bericht erstattete. Und dann begann das Abenteuer.
Ruda und Paoli hatten die Grenze des Sektors Cäsar kaum überschritten, da trat ihnen ein junger Mann in den Weg.
„Seid ihr berechtigt, euch in diesem Abschnitt aufzuhalten?" erkundigte er sich freundlich.
„Oh, ich weiß es nicht", antwortete Paoli. „Wir haben niemand gefragt, wenn es das ist, was du meinst."
„Es tut mir leid, ich muß euch zurückschicken", erklärte der Beamte. „Hier haben nur Personen mit ausdrücklicher Autorisierung Zutritt."
„Jaja, das sagte der Automat schon", sagte Ruda ein wenig verstört. „Aber wir wollen keinen Schaden anrichten, niemand etwas zuleide tun. Wir wollten nur die Klong sehen."
Der junge Mann lachte. „Oh, wenn es nur das ist - da kann ich euch helfen! Kommt mit."
Er wandte sich um und schritt den Gang entlang. Ruda und Paoli folgten ihm auf dem Fuß. Vor einem schweren, stählernen Schott blieb er stehen. Er deutete auf den Regelmechanismus und sagte: „Dort muß man öffnen, dann kommt man in eine Schleuse, und hinter der Schleuse liegt die Halle, in der die Klong sich aufhalten."
„Eine Schleuse? Wozu braucht man eine Schleuse?" fragte Paoli erschreckt.
„Die Klong fühlen sich in allerlei verschiedenen Atmosphären, sogar im Vakuum wohl", lautete die Antwort. „Man wollte es ihnen so angenehm wie möglich machen und probierte verschiedene Gasgemische aus. Im Augenblick jedoch gibt es drinnen normale Atemluft."
Es entging ihm nicht, daß Ruda erleichtert aufatmete. „Mach bitte auf", hörte er sich aufgefordert.
Er hantierte an der Verriegelung, bis das Schott sich zu öffnen begann. Dann wollte er zur Seite treten, aber das lag nicht in Rudas Absicht. Mit einer Geschwindigkeit und Fingerfertigkeit, die niemand ihr zugetraut hätte, zog sie die Waffe aus dem Halfter, das er am Gürtel befestigt hatte, drehte sie in der Hand, so daß sie den Lauf zu fassen bekam, und schlug zu. Es gab ein dumpfes Geräusch, und der Sicherheitsbeamte sank schlaff zu
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