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113 - Gebeine aus der Hexengruft

113 - Gebeine aus der Hexengruft

Titel: 113 - Gebeine aus der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ist
beigeheftet, scheint aber nicht vollständig.“
    Larry Brent blickte irritiert auf, warf dann
einen Blick auf die Seite, blätterte sie um, und es sah ganz so aus, als ob er
etwas suche. „Welchen Bericht meinen Sie, Bürgermeister? Die Seiten
fünfundzwanzig bis neunundzwanzig fehlen ...“
    „Fehlen? Unmöglich!“ Smith beugte sich nach
vorn. Eine steile Falte entstand über seiner Nasenwurzel, und er vergaß, an
seiner dicken Zigarre zu ziehen.
    „Tatsächlich!“ Es kam wie ein Aufschrei über
seine Lippen. Ratlos blickte er Larry an, zog dann das schwere ledergebundene
Buch zu sich herum und blätterte es Seite für Seite durch, als müßten die
fehlenden Blätter irgendwo herumliegen.
    Das war nicht der Fall.
    Deutlich war zu sehen, daß die beiden Seiten
mit einem Rasiermesser herausgetrennt waren.
    John Smith fuhr sich mit zittriger Hand über
seine schweißnasse Stirn. „Mysteriös, das ist mir unheimlich“, entfuhr es ihm.
„Wer kann das gewesen sein, .Mister Brent? Und warum hat derjenige das getan?“
    Die Frage hing schwer und zäh wie der dicke
Qualm in dem schlecht gelüfteten Raum.
     
    ●
     
    Für John Smith gab es zum ersten Mal seit
seiner Amtseinführung als Bürgermeister des kleinen Ortes ein Problem, das
einem Kriminalfall glich.
    Wer konnte an das Buch?
    Jedermann, der den Wunsch äußerte.
    Die Seiten konnten schon lange fehlen, sie
konnten aber auch erst vor ein paar Tagen herausgetrennt worden sein.
    „Miß Linkerton!“ Er rief nach seiner
Sekretärin, und ihr graues, runzliges Gesicht tauchte an der Tür auf.
    „Ja, Bürgermeister?“
    „Stellen Sie mir eine Liste all der Personen
zusammen, die in der letzten Zeit die Chronik durchgesehen haben. Schreiben Sie
mir bitte auch heraus, wer möglicherweise sehr oft dagewesen ist. Das alles
interessiert mich.“
    „In den letzten vier Wochen kam eigentlich
regelmäßig um die Mittagsstunde, wenn Sie zu Hause waren, jemand hierher,
Bürgermeister. Ich habe mich noch gewundert, weshalb er auf einmal solches
Interesse für den alten Wälzer zeigt. Ich sagte noch zu ihm, daß es für ihn
wichtiger sei, für unsere armen Seelen zu beten.“
    „Reverend McCorner?“
    „Ja, Bürgermeister.“
     
    ●
     
    John Smith brach sofort auf. Er wollte mit
dem Dorfpolizisten spreche^ und dann sehen, ob es angebracht war, McCornes
Wohnung unter die Lupe zu nehmen.
    Der Reverend - ein Dieb?
    Das konnte Smith sich eigentlich schlecht
vorstellen. Aber da er während der letzten Wochen regelmäßig die Chronik
studierte, hätte ihm doch auffallen müssen, daß zwei Blätter fehlten!
    Dieser Widerspruch ließ ihm keine Ruhe.
    Auch Larry machte sich darüber seine
Gedanken, als er sich erhob.
    Reverend McCorner war aus besonderem Holz
geschnitzt. Er geisterte in der Nacht herum, schlich in Schulgebäude,
beschattete jemand, den es tatsächlich gab, wie Morna herausgefunden hatte -
und las für sein Leben gern in alten Chroniken, ohne zu bemerken, daß etwas
fehlte?
    Hier stimmte einiges nicht.
    Larry beschloß, am Ball zu bleiben.
    Bürgermeister Smith öffnete dem Gast die Tür.
Beim Hinausgeben fiel sein Blick zufällig auf die Kommode neben dem Eingang.
Dort stand eine große, handbemalte Vase mit Chrysanthemen. Daneben lag ein
Päckchen mit Strumpfhosen.
    Larry streifte dieses Utensil mit einem
flüchtigen Blick, aber nicht so flüchtig, daß Smith ihn nicht bemerkt hätte.
    „Ah, das hätte ich doch beinahe vergessen“,
rief er, nach dem Päckchen greifend. „Meine Frau! Ich habe ihr versprochen,
Strumpfhosen mitzubringen. Miß Linkerton besorgt das immer für mich. Größe
drei, Farbe Wüstensand, na, stimmt ja alles.“ Er grinste, faltete die
Plastiktüte zusammen und steckte sie in sein Jackett.
     
    ●
     
    Vor dem Bürgermeisteramt trennten sich ihre
Wege.
    Smith wollte zum Haus des Reverend, wo die
Haushälterin die Aufgabe übernommen hatte, alle Verwandten, Freunden und
Bekannten außerhalb anzuschreiben, oder - soweit sie Telefon besaßen -
anzurufen.
    X-RAY-3 fuhr auf dem kürzesten Weg zur
Kapelle, um dort zu sein, bevor es dunkelte.
    Er hielt direkt auf der Höhe des Pfades, den
man schließlich zu Fuß benutzen mußte, weil er zu schmal war, um einen Wagen zu
fahren.
    Hinter Buschwerk, Efeugerank und wildem Wein
schimmerte das graue Mauerwerk.
    Brenzliger Geruch lag in der Luft. Das mußte
von dem Feuer kommen, das man in der letzten Nacht beobachtet hatte. Ein Blitz
war eingeschlagen, und Larry fand die verkohlten

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