113 - Gebeine aus der Hexengruft
Überreste der Balken, mit
denen die schmale Tür zur Kapelle gesichert war.
Merkwürdiger Zufall!
Aber - war es wirklich ein Zufall, daß der
Blitz ausgerechnet hier eingeschlagen, daß er das Efeugerank und das Holz
verbrannt und die Tür freigelegt hatte, als wolle eine unsichtbare Hand darauf
hinweisen, daß von nun an der Eingang geöffnet sei?
Nachdenklich und aufmerksam registrierte
Larry diese Umstände, sah sich die Kapelle zunächst rundum in Ruhe an und
entdeckte die Fußabdrücke auf dem Boden. Hier war erst kürzlich jemand gewesen.
In der Kapelle?
Er legte die. Hand auf die Klinke. Ob die Tür
verschlossen war? Sie war es nicht.
X-RAY-3 trat ein. Er knipste die handliche
Taschenlampe an, die er stets bei sich trug.
Der Strahl blieb wie erstarrt auf den
Utensilien hängen. Ein rotes Gewand, umgekippte Kerzen, verbogene
Kerzenständer, eine Maske, die einen gehörnten Ziegenbockkopf darstellte . ..
Was war hier passiert?
Larry stieß auf die Überreste einer wilden
Feier. Hier hatte jemand eine Schwarze Messe gefeiert.
Blutflecke führten zum Altar. Schleifspuren
... . Jemand war über den Boden gezerrt worden.
X-RAY-3 untersuchte die Altarumgebung
besonders gründlich. Verkrustetes Blut hing auf der Altarplatte. Das war nicht
älter als drei, höchstens vier Stunden.
Larry Brent bückte sich und tastete die
einzelnen Quader ab. Er warf einen Blick auf die Skizze, die er aus der Chronik
abgezeichnet hatte. Auf den Mönch Philemanus, der als einziger - außer den
Leichendieben - es gewagt hatte, nach der Verurteilung dieser angeblich dem
Satan geweihten Stätte hier einzudringen, ging die Zeichnung zurück.
Die oberste Treppe vor dem Altar war
schraffiert. Mit dem fünften Quader mußte etwas sein. Larry untersuchte ihn
genau und drückte dagegen. Wenn man die Zeichnung als echt hinnehmen konnte,
dann mußte sich zwischen Altar und Treppe ein Hohlraum befinden, eine Gruft, in
der Cynthia Maniots Gebeine und das geheimnisvolle Kästchen lagen.
Es knackte leise.
Larry drohte nach vom zu fallen, als er sich
gegen den Altar stützte und merkte, wie er umkippte. Im letzten Moment fing er
sich ab.
Er hockte genau am Rand der Totengruft.
Was der Lichtstrahl der Taschenlampe aus dem
Dunkel riß, - ließ ihm das Mark in den Knochen gefrieren!
Er sah einen großen, aus geschwärzten
Menschenknochen zusammengelegten Drudenstern. Die Knochen lagen nicht mehr auf
dem Boden.
Sie waren über den Leichen von fünf jungen
Menschen ausgebreitet...
●
X-RAY-3 mußte zweimal hinsehen, um sich zu
vergewissern, ob es Wirklichkeit war, was er sah.
Der Geruch von Blut und Schweiß schlug ihm
entgegen.
Frische Leichen? Hier mußte Entsetzliches
passiert sein!
Hatten sich Jugendliche einen Scherz erlaubt
und waren in eine Situation geraten, die ihnen das Grauen einer anderen Zeit
bescherte?
Das Gewand, die schwarzen Kerzen und die
Ziegenbockmaske deuteten darauf hin, daß sich jemand bemüht hatte, ein
gespenstisches und gefährliches Ritual durchzuführen - und dann noch hier an
diesem gefährlichen Ort!
Hier kam jede Hilfe zu spät! Ein furchtbares,
brutales Verbrechen war geschehen.
Irgend jemand in Brimsley wußte mehr als
andere . . .
Fünf junge Menschen tot! Die beiden Mädchen
waren splitternackt, die jungen Männer bekleidet. Zwei von ihnen waren erwürgt
worden. Deutlich sah man die Spuren, an den Hälsen, ebenso bei den Mädchen.
Der dritte männliche Tote war zerquetscht
worden. Unwillkürlich ging Larry Brents Blick in die Höhe, wo der Altar fast
gegen die Wand lehnte, und der PSA-Agent ahnte, wie der Tod gekommen war.
Wer war der Mörder?
Der Geist der Hexe?
Das bedeutete: er war frei geworden.
Menschen, hier eingedrungen, waren ihm zum Opfer gefallen. Gnadenlos!
„Ich werde wiederkommen und kein Erbarmen
kennen!“ Es war, als höre er die Worte, die er in der Chronik gelesen, hatte.
Cynthia Maniot hatte sie ausgesprochen.
Die Waffe, die Philemanus zurückgelassen
hatte, war stumpf geworden - oder hatte sie vielleicht jemand an sich gebracht?
Er leuchtete den Raum zwischen, vor und
hinter den Leichen ab! Keine Spur von einem schwarzen Kästchen ...
Wie von Furien gehetzt lief Larry den Weg
zurück. An der Straßenkreuzung hatte er eine Telefonzelle entdeckt. Von dort
aus rief er an.
Zunächst die Polizeistation, dann den
Bürgermeister, unter der Nummer von Reverend McCorner. Er hatte Glück. Smith
war noch da. Kurz berichtete Larry von seiner schaurigen Entdeckung, und
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