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113 - Gebeine aus der Hexengruft

113 - Gebeine aus der Hexengruft

Titel: 113 - Gebeine aus der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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„Amerikaner?“
    „Ja.“
    „New York?“ Damit tippte Smith sofort
richtig.
    Der Bürgermeister war ein Gemütsmensch und
plauderte gern. Besonders mit Fremden. Da erfuhr man etwas über die Welt, vor
allem, was draußen vorging.
    „Ich habe gehört, daß Sie sich für den Tod
des Reverends interessieren?“ meinte er unvermittelt.
    „Nicht nur das, auch für Brimsleys Chronik.“
    „Aha.“ Smith paffte und stülpte seine
Unterlippe nach vorn. „Sie sind also neugierig geworden. Da muß ich Ihnen
gleich einen Dämpfer auf setzen, Mister Brent. Riskieren Sie nichts!“
    „Wie meinen Sie das, Bürgermeister?“ „Bevor
wir weiter darüber sprechen, gestatten Sie mir bitte eine Frage.“ „Gern.“
    „Weshalb interessiert es Sie? Sind Sie
Reporter? Suchen Sie eine Sensation?“ Ein Nicken folgte vor Larrys Antwort.
»Wir Amerikaner haben ein Faible für alles Alte. Unsere Leser sind aus dem
Häuschen, wenn ich etwas über alte Burgen und Schlösser schreibe. Wenn es mir
dann gelingt, als Hintergrund noch eine Liebes- oder Gespenstergeschichte
auszugraben, dann schnellt die Auflage in die Höhe. Eine verhexte Kapelle ist
mal etwas ganz anderes.“
    „Aber auch sehr gefährlich, wenn man
Wirklichkeit und Dichtung nicht streng auseinanderhält. Die Sache mit der Hexe
ist keine Erfindung.“
    „Ich weiß.“
    „Und deshalb will ich Sie warnen“, fuhr Smith
unbeirrt fort. „Unternehmen Sie nichts auf eigene Faust! Zumindest nicht nach
Einbruch der Dunkelheit. Gerade in diesen Tagen.“
    „Wieso sind gerade diese Tage bemerkenswert?“
    „Cynthia Maniots Todestag jährt sich. Aus
Erfahrung wissen wir, daß sich in den ersten Septembertagen eines jeden Jahres
die Sichtungen und Beobachtungen häufen. Man hört Stimmen und Schreie in der
Kapelle. Rumoren und sieht auch Lichter flackern.“
    „Interessant! Und noch niemand ist trotz
dieser intensiven Hinweise auf die Idee gekommen, der Sache auf den Grund zu
gehen?“
    „Doch.“ An dieser Stelle sah es so aus, als
wolle Smith nicht mehr viel erzählen. Er druckste herum und redete allgemein
von einer Gefahrenquelle, die nur den Einheimischen bekannt sei und auch
dementsprechend respektiert würde. „Es hat nie viel gebracht“, entschloß er
sich schließlich zu sagen. „Was bleibt uns anderes übrig, als die Finger
wegzulassen von Dingen, die wir nicht verstehen und die nicht von dieser Welt
sind. Oder glauben Sie nicht an Flüche, Mister Brent?“
    „Doch, ich glaube an sie. Gerade an jene, die
in einer schweren Todesstunde ausgesprochen wurden und in denen Satan zitiert
wird. Es entzieht sich unserer Kenntnis, was im Augenblick des Todes geschieht,
welche Kräfte und Energien freiwerden, und ob die Grenzen zwischen dieser und
der jenseitigen Welt nicht zerfließen. Der Pakt mit dem Satan ist kein
Wunschtraum - leider Wirklichkeit, wie die Praxis beweist.“
    John Smith musterte seinen jugendlich
wirkenden Gast. Dieser Mann gefiel ihm. Er war sympathisch, strahlte Ruhe und Selbstsicherheit
aus' und schien immer zu wissen, was er wollte.
    Sie redeten eine Weile über diese Dinge, und
John Smith baute die Schranken ab, die er selbst errichtet hatte. Er sprach
erstaunlich frei über das, was die Menschen hier bewegte und mußte offen
zugeben, daß er ebenfalls an den Spuk glaube, weshalb er am liebsten die
Kapelle dem Erdboden gleichmache.
    „Aber davor haben wir noch mehr Angst als
durch die Tatsache, daß sie existiert“, seufzte er.
    „Weshalb?“
    Smith erhob sich. Er hatte einen beachtlichen
Umfang, hakte seine Daumen unter die speckigen Hosenträger und marschierte auf
die Seitentür zu. „Moment“, sagte er gepreßt, ohne die Zigarre aus dem Mund zu
nehmen. „Bin gleich zurück. Ich hol’ Ihnen schnell was.“
    Er ließ die Tür zum angrenzenden Raum offen.
    Es war ein hoher, alter Raum. Der Verputz
hing an der Decke wie morsches Spinngewebe und konnte jeden Augenblick
herunterkommen.
    Ein Regal war prallgefüllt mit Akten und
Büchern. Smith nahm ein großes, gebundenes Buch heraus, das an eine alte Bibel
erinnerte und sehr schwer war.
    Keuchend schleppte er es an den Tisch, blies
den Staub ab und löste dann die metallenen Beschläge, welche die beiden Deckel
umspannt hielten.
    „Hier ist die alte Chronik. Sie wollten Sie
sehen, Mister Brent. Verhöre, Stellungnahmen, das Urteil und der Lebensbericht
der Cynthia Maniot von einem unbekannten Schreiber.“
    Larry beschäftigte sich mit dem schweren
Wälzer schrieb einzelne Hinweise, die

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