1130 - Zombieville
sein. Das sah nach einer Züchtung aus. Nach einem zweibeinigen Reptil oder noch schlimmer.
Sie spürte die kalte Furcht in ihrem Innern. Das Grauem schüttelte sie durch, und sie hatte tatsächlich ihre Reaktionsfähigkeit verloren.
Karina wußte nicht, wie viele Sekunden verstrichen waren. Bisher hatte sich keiner von ihnen bewegt. Bei der Gestalt war es sicherlich Absicht, aber nicht bei ihr, denn sie war wie gelähmt von der kalten Furcht.
Die Gestalt kam ihr doppelt so groß vor wie ein normaler Mensch. Das konnte ein Irrtum sein, denn in ihrer Furcht mußte sie einfach übertreiben. Er senkte den Kopf.
Die Augen waren wie kleine, helle und mit einer Eisschicht überzogene Laternen. Blaß und böse.
Er griff zu.
Es hätte nicht überraschend für sie kommen dürfen, und doch war dies der Fall. Der Griff einer Hand reichte aus, um sie vom Boden weg in die Höhe zu zerren. Sie war plötzlich zu einer Puppe geworden, die sich nicht wehren konnte. Eine Hand nur hielt sie umklammert, die andere war zu einer mächtigen Faust geballt.
Karina sah das Gesicht jetzt dicht vor sich. Es hatte etwas Furchtbares an sich, auch wegen dieser widerlichen Glätte, obwohl die Haut an einigen Stellen eingerissen war. Sie empfand es einfach als völlig leblos. Das war eine Maschine, die sich darauf freute, menschliches Fleisch in die Gewalt zu bekommen.
Sie hatte den Koloß weder atmen noch sprechen gehört. Er lebte und war trotzdem tot.
Aber er wollte sie.
Plötzlich war auch ihr Überlebenswille wieder da. Er sprang sie förmlich an. Er glitt wie eine Flamme durch ihren Körper, und ihr fiel ein, daß sie sich wohl wehren konnte, denn sie hatte sie Eisenstange.
Und damit stieß sie zu.
Sie hatte dabei auf das linke Auge gezielt, aber nicht genau getroffen. Das flache Ende rammte in die Wange hinein, dicht unter dem Auge. Es riß dort die Haut auf wie dünnes Papier, drang in den Schädel ein, und Karina hörte dort etwas brechen oder knacken. Wahrscheinlich irgendwelche Knochen oder Knorpel.
Das Monstrum schüttelte sich. Es riß sein Maul weit auf. Etwas fauchte ihr daraus entgegen, und dann glitt ein Schütteln durch den mächtigen Körper, das auch die Arme nicht ausließ.
Der Griff lockerte sich. Karina spürte deutlich, wie die Finger zuckten. Sie selbst half noch mit, drehte sich und rutschte endlich aus der verdammten Hand heraus.
Mit einem harten Aufprall landete sie auf dem Boden. Sie sackte dort zusammen, aber sie fing sich sehr schnell wieder und schnellte hoch.
Die Stange packte sie dabei mit beiden Händen. Dann riß sie die Arme bis über ihren Kopf hoch, und ein Schrei der Wut brach aus ihrem offenen Mund hervor. Sie mußte ihren Frust einfach loswerden. Mit ebendieser Wut schleuderte sie die Stange auf das Monstrum zu. Sie hörte den Aufprall, sie sah auch, wie die schwere Gestalt durchgeschüttelt wurde und zurückwich, denn das flache, aber scharfe Ende der Stange war in seine Brust eingedrungen und dort steckengeblieben.
Ein böse klingender Laut drang aus dem offenen Maul der fremden Gestalt. Knurren, vermischt mit einem sirenenhaften Heulton. Karina glaubte nicht daran, dieses Monstrum getötet zu haben, aber sie hatte ihm zumindest eine Verletzung beigebracht, und nur das zählte im Moment. Er war mit sich selbst beschäftigt, so konnte sie die Chance ergreifen und flüchten.
Sie war schon zurückgelaufen, als sie ihren Revolver hervorzog. Zweimal feuerte sie auf die Gestalt und begleitete jeden Schuß mit einem wilden Fluch.
Die Kugeln schlugen ein. Der Riese zuckte. Er geriet ins Wanken, er drehte sich und rannte dann mit seltsam stampfenden Bewegungen weg. Sekunden später schon war er an der breiten Seite des Magazins verschwunden.
Karina blieb noch stehen. Mit angeschlagener Waffe drehte sie sich auf der Stelle. Ihr Gesicht zeigte eine wahnsinnige Anspannung. Ein Schauspieler hätte Mühe gehabt, diesen Ausdruck vor der Kamera zu zeigen, aber er spiegelte ihre Gefühle wieder.
Ein zweiter Gegner erschien nicht. Und auch der erste tauchte nicht wieder auf.
Sie blies die Luft aus, senkte die Arme und gelangte zu dem Schluß, daß sie genug gesehen hatte.
Sie wollte diesen verdammten Ort nicht weiter untersuchen. Nein, nicht jetzt und auch nicht heute.
Vielleicht später einmal, aber dann unter anderen Voraussetzungen.
Der Wind war etwas stärker geworden. Deshalb hörte Karina auch das leise Rascheln der Blätter.
Sie nahm es als einen Beifall für sich entgegen. Was sie über
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