1130 - Zombieville
hin, daß jemand hier lebte. Sie alle standen still, wirkten verlassen, und auch hinter ihnen entdeckte sie keine Bewegung.
Eine Geisterstadt auf den ersten Blick.
Trotzdem war sie mißtrauisch. Sie konnte sich vorstellen, daß man auch sie beobachtete. Lücken und verborgene Stellen gab es immer. Es sahen auch nicht alle Häuser aus wie Gefängnisse. Je tiefer sie in den geheimnisvollen Ort hineinging, um so mehr deutete alles darauf hin, daß hier auch Menschen gelebt hatten. In den kleineren Bauten, die sich mehr im Hintergrund hielten, wo auch kleine Bäume wuchsen.
Es war schon ungewöhnlich, das zu sehen. Den Sportplatz mit den beiden krumm stehenden Fußballtoren. Ein Laden, in dem Genußmittel verkauft wurden. Sogar eine Kneipe. Das alles sah so aus, als wäre es erst vor kurzem verlassen worden, weil die Bewohner damit rechneten, in kurzer Zeit wieder zurückzukehren.
Karina saugte jede Information in sich auf, während sie durch diese Stadt im Nirgendwo ging. Sie schaute in keinem Haus nach. Dafür ging sie am Rand des Fußballfeldes vorbei und entdeckte hinter einer Buschgruppe etwas, das in die Höhe ragte.
Als sie näher ging, wurden ihre Augen groß. Vor ihr lag ein kleiner Friedhof. Es mußte einfach so sein, obwohl sie kein Grab sah, das von einem Kreuz geschmückt wurde. Steine standen dort wie kleine Mahnmale. Runde, eckige, eben Kennzeichen für Gräber. Der Untergrund war hier weicher und mit erstem Laub bedeckt. Sie ging mit vorsichtigen Schritten weiter. Sie hörte das Rascheln unter ihren Sohlen und blieb zwischen den Steinen stehen.
Es gab keine Beschriftung auf dem Fels. Wer hier in der Erde lag, war als Namenloser hineingebettet worden. Nicht einmal eine Nummer oder Kennzahl war in die Steine hineingemeißelt worden.
Ein ungewöhnlicher Friedhof.
Einer für Zombies?
Es war alles möglich, und sie hielten sich auch bestimmt nicht nur versteckt, denn es waren ja Fotos geschossen worden. Karina hatte keinen Fotoapparat mitgenommen. Sie ärgerte sich jetzt darüber, aber es war nicht zu ändern.
Auf der Mitte des kleinen Friedhofs drehte sie sich herum. Die Häuser waren deutlich zu sehen.
Auch die Gassen oder Durchgänge dazwischen.
Sie entdeckte auch Fahrzeuge. Lastwagen und sogar eine Tankstelle gerieten in ihr Blickfeld. Man hatte hier wirklich gelebt, bevor alles aufgegeben worden war.
Aber was war hier wirklich geschehen? Warum hatten sie Soldaten dieses Gelände so fluchtartig verlassen? Welches Grauen lauerte hinter der Fassade?
Bisher hatte Karina sich noch nicht in den Gebäuden umgeschaut. So lange es noch so glatt lief wie jetzt und sie nicht angegriffen wurde, verlor sie den Mut und ihre Neugierde nicht. So nahm sie sich vor, auch in den Bauten nachzuschauen, vorausgesetzt, sie waren nicht verschlossen.
Karina verließ den Friedhof an der anderen Seite und blieb vor einem Flachbau stehen, dessen Fenster zwar vergittert, aber groß genug waren, um hineinschauen zu können. Die Scheiben waren auch recht sauber, und so gelang ihr der erste Blick in das Innere.
Es war ein Magazin. Dort gab es alle möglichen Ersatzteile. Sie sah Regale, die noch gefüllt waren, und zwischen den Regalen auch Gänge.
Einen Zugang fand sie ebenfalls. Sie blieb vor der geschlossenen Eisentür stehen, schaute zurück, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, nicht mehr allein zu sein, aber einen heranschleichenden Verfolger sah sie nicht.
Es war ein Versuch wert, und so legte sie ihre Hand auf die Klinke.
Die Tür war nicht abgeschlossen. Das Schloß wirkte sogar aufgebrochen, und sie warf einen ersten Blick in das Innere. Es war düster, und ein widerlicher Geruch schlug ihr entgegen, der bestimmt nicht von den Waren stammte, die dort gelagert wurden. Das war etwas anderes. Da mußte etwas faulen.
Es gab eine primitive Theke. Dahinter folgten die beiden Regale der Länge des Baus. Im Mittelgang lag ein alter Schlauch auf dem Boden, zusammengekringelt wie eine Schlange.
Karina ging um die Theke herum. Auch jetzt wirkte alles so, als hätten die Bewohner die Stadt fluchtartig verlassen und nichts mitgenommen, weil einfach keine Zeit gewesen war.
Durch die Fenster fiel genügend Licht, so daß sie normal gehen konnte.
Kleidung, Werkzeug, kleinere Ersatzteile, das alles war in den Regalen verstaut. Dinge, die auch in einem Industriebetrieb benötigt wurden. Nur sah sie keine Menschen.
Ein ratschendes Geräusch schreckte sie auf, als sie mit dem rechten Fuß gegen eine Stange getreten war
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