1131 - Terror in der Totenstadt
hatten. Mit dem Oberst und mit diesem Oleg, seinem Leibwächter. Jaschin hatte von mindestens zwei Personen gesprochen. Dabei konnte es sich eigentlich nur um Karina und Wladimir handeln. Und sie schienen noch am Leben zu sein, wenn alles so stimmte.
Nach kurzer Zeit hatten wir die Tür erreicht. Leider war der Spalt nicht groß genug, um einen Blick in den dahinterliegenden Raum werfen zu können. Suko spähte zuerst durch den Spalt, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Er schüttelte den Kopf, ohne sich umzudrehen. Ich wußte, was er weiterhin vorhatte. Es war riskant, einfach in den Raum hineinzustürmen. Keiner von uns wußte, wo sich die beiden Männer aufhielten. Deshalb war der erste Überblick wichtig, auch wenn wir nicht den gesamten Raum übersahen.
Suko hatte eine Hand um die Türkante gelegt. Er ging sehr, sehr vorsichtig zu Werke. Wenn sich die Tür ebenso lautlos aufziehen ließ wie auch die andere, hatten wir gewonnen.
Es klappte.
Hinzu kamen die Kommentare der beiden Männer. Viel verstehen konnten wir nicht, aber sie amüsierten sich über etwas. Möglicherweise schauten sie sich sogar einen Film an.
Wir waren doppelt froh, Maschinenpistolen mitgenommen zu haben. Suko drückte seinen Körper etwas zurück, um die Waffe schußbereit halten zu können.
Er drehte noch einmal den Kopf, schaute mich an und wartete auf mein Nicken.
Dieses Okay kam.
Ich hörte meinen Freund tief einatmen, dann riß er mit einer heftigen Bewegung die Tür auf, und noch in der gleichen Sekunde stürmten wir in den fremden Raum hinein…
***
Wir sprangen über die Schwelle und flitzten dann nach rechts und links weg.
Suko nahm die linke, ich die rechte Seite. Ich hatte den Eindruck, alles noch schneller zu erleben, aber zugleich auch in einem Zeitlupentempo.
Ich sah einen Schreibtisch. Dahinter hockte der Oberst, der seinen Kopf bei unserem Hereinstürmen herumriß und nicht mehr auf den Bildschirm schaute, sondern ein wirklich dummes und völlig überraschtes Gesicht machte.
»Keine Bewegung!« brüllte ich auf Russisch. »Niemand von euch bewegt sich!«
Sie taten es auch nicht, denn der Schock hatte sie wie einen Hammerschlag erwischt. Oleg stand starr an der Wand, und der Oberst wirkte auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch wie angeklebt.
Ihre Gesichter redeten die gleiche Sprache. Erstaunen, Entsetzen, Überraschung, Fassungslosigkeit und Wut.
Wir hatten sie in die Zange genommen. Der Oberst fing sich als erster. Er wollte aufspringen und dabei nach seiner Waffe greifen, die auf dem Schreibtisch lag, aber mein Schrei hielt ihn davon ab.
Zudem bedrohte ich ihn mit der Maschinenpistole. Suko tat das gleiche bei Oleg.
Beide Männer waren alles andere als kugelfest, und deshalb blieben sie auch sitzen.
Zum ersten Mal sah ich den Oberst. Er war ein widerlicher Typ. Nicht einmal besonders groß und respekteinflößend, dafür drahtig und mit einem scharfgeschnittenen Gesicht und kalten Augen.
Beim Hereinstürmen hatte ich Glück gehabt und war nicht in das viereckige Loch der offenen Luke getreten, sondern mit zwei Schritten darum herum gegangen. Meine Position war ebenso günstig wie die von Suko, und das hatten beide Männer bemerkt.
Mir fiel auch der Käfig an einer Seite und die leblose Gestalt am Boden auf. Möglicherweise ein Zombie, der von Kugeln durchlöchert worden war.
Der Oberst zeigte seine Kaltblütigkeit. Nicht jeder hätte sich so schnell wieder gefangen wie er. Und er starrte mich aus kalten Augen an, während sich die Lippen zu einem Lächeln verzogen, von dem nur Kälte ausging. »Sinclair und dieser Suko, nehme ich an.«
»Richtig.«
»Ich freue mich.«
Er sprach Englisch und wiederholte seine Worte noch einmal. »Ja, ich freue mich, daß ihr zu mir gekommen seid, so brauche ich euch nicht zu suchen.«
»Ob es für Sie eine Freude sein wird, weiß ich nicht. Aber jeder denkt anders.«
»Sicher, Sinclair. Sie und Ihr Freund sind gut. Ihr habt es tatsächlich geschafft, bis zu mir zu kommen. Das gelingt nicht jedem. Ich werde mich nach eurem Tod noch näher damit beschäftigen. Das ist versprochen.«
»Gut, alles klar.« Ich gönnte auch Oleg einen schnellen Blick und sah, daß ich in ihm eine Kampfmaschine vor mir hatte. Diese Typen gab es überall auf der Welt. Es waren Männer ohne Gewissen, die auch Frauen und Kinder töteten.
Er war fast weißhaarig, und seine Augen erinnerten mich an die von toten Fischen. Er war mit einer Pump Gun bewaffnet und wartete nur auf seine
Weitere Kostenlose Bücher