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1132 - Hexenfalle Bamberg

1132 - Hexenfalle Bamberg

Titel: 1132 - Hexenfalle Bamberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Umgebung. Er hörte jetzt Schritte. Sie kamen langsam auf ihn zu, und Uwe Hinz wünschte sich, daß es nicht seine Tochter war, die jetzt zurückkehrte und in Gefahr geriet.
    An der rechten Hand spürte er den Druck eines Fußes. Er war gezwungen, die Waffe loszulassen.
    Sie wurde weggetreten, und dann hörte er das leise Lachen.
    Eine Frau hatte gelacht!
    Nie zuvor hatte er Loretta Lugner lachen gehört, dennoch wußte er, daß sie es war, die da gelacht hatte. Die Schritte waren jetzt verstummt. Wahrscheinlich stand die Mörderin direkt neben ihm. Er sah sie trotzdem nicht, weil ihm das Wesen auf seiner Brust einfach die Sicht auf die Gestalt nahm.
    Dann hörte er ihre Stimme. »Niemand kann mich einsperren. Keiner kann über mich siegen. Ich werde immer gewinnen. Ich bin stärker. Ich habe alles so gerichtet, daß es für mich günstig ist. Menschen haben über mich nichts zu sagen. Menschen sind für mich nur Spielzeuge, das habe ich bewiesen. Auch du hättest jetzt keine Chance. Ich brauchte nur einen entsprechenden Befehl zu geben, und deine Kehle würde im Blut schwimmen. Aber das verkneife ich mir. Ich will es nicht so schnell machen. Bei dir will ich, daß du leidest. Du sollst es nicht so gut haben wie der Richter und die beiden anderen Männer. Du wirst nicht wissen, wann der Tod zu dir oder deiner Familie kommt. Aber er kommt. Er ist bereits unterwegs, das kann ich dir versprechen.«
    Uwe Hinz hätte ihr gern etwas geantwortet, war jedoch dazu nicht in der Lage. Wie festgenagelt lag er auf dem Boden. Die Augen weit aufgerissen, den Blick verdreht, und er hörte das heftige Schlagen des eigenen Herzens.
    Auf seiner Brust hatte das schreckliche Wesen in den letzten Sekunden nur starr gesessen und sich nicht einmal bewegt. Jetzt zuckte sein Kopf hoch, und mit der gleichen Geschwindigkeit huschte er auch wieder nach unten.
    Zähne berührten wie spitze Pfeile die dünne Haut an Uwes Hals. Ein Biß, und es war um ihn geschehen.
    In diesem Moment seines Lebens starb Uwe Hinz 1000 Tode, aber keinen echten. Die Frau ließ ihn leiden, sie freute sich. Bilder huschten durch seinen Kopf. Er dachte daran, wie leicht es letztendlich gewesen war, diese Person zu verhaften. Sie hätte ihm auch Widerstand entgegensetzen können, doch sie hatte es nicht getan. Sie hatte sich widerstandslos festnehmen lassen, und wahrscheinlich hatte dies alles zu ihrem großen Plan gehört. Sie war aufgestanden, hatte genickt und war ihm gefolgt. Er hätte nicht einmal Handschellen anzulegen brauchen. Jetzt fiel ihm auch ein, daß sie im Verhör geschwiegen hatte. Er wußte so gut wie nichts von ihr. Sie war eine Frau ohne Hintergrund gewesen, und auch in der Verhandlung hatte sie nichts gesagt. Sie hatte in ihrer kleinen Wohnung gelebt, ohne richtig registriert worden zu sein. Das hatte sich geändert. Nun war sie zurückgekehrt, und sie würde ihren Rachefeldzug auch weiter durchziehen, daran gab es keinen Zweifel.
    Der Druck der spitzen Zähne verschwand von seinem Hals. Das kleine Monstrum hatte den Kopf wieder angehoben. Nur die Spitzen der Krallen drückten noch gegen seinen Mantel.
    »Na, Angst gehabt?« höhnte Loretta.
    »Ja.« Der Kommissar kannte seine Stimme kaum noch wieder.
    »Sie wird bleiben. Du wirst nicht nur Angst um dich haben, sondern auch um andere. In Bamberg gibt es viele Menschen, um die du bangen mußt.«
    Uwe Hinz lag wie erstarrt da. Auch wenn Loretta Lugner ihm jetzt befohlen hätte, aufzustehen, er wäre nicht in der Lage gewesen. Obwohl es ihm jetzt besser ging, denn nach einem Zischgeräusch zog sich das kleine Monster zurück.
    Noch einmal drückten die Krallen zu, dann hatte das Wesen genügend Schwung, um zu verschwinden. Es hüpfte tatsächlich wie ein übergroßer Frosch zur Seite und blieb bei Loretta stehen.
    Der liegende Kommissar sah sie zum erstenmal seit ihrem Kommen. Sie sah aus wie immer. Selbst in der Dunkelheit war ihre Schönheit zu erkennen. Loretta trug noch immer die gleiche Kleidung wie im Gerichtssaal. Das lange schwarze Haar wehte offen um ihren Kopf, und sie flüsterte so etwas wie einen Abschiedsgruß, der zugleich eine Drohung war.
    »Diese Stadt hat es verdient! Sie hat Schuld auf sich geladen. Man darf keine Gnade kennen…«
    Es waren Worte, die Uwe verstand und trotzdem nicht begreifen konnte. Er war jemand, der sich so etwas nicht hätte einfallen lassen. Rache! Wofür? Er glaubte noch irgendwie an die Gerechtigkeit, aber nicht an Rache.
    Loretta Lugner drehte sich von ihm weg.

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