1133 - Duell in der Notzone
Rhodan zornig. „Wenn dieser Verbrecher und Heuchler überhaupt eine Seele hat, woran ich zweifle."
Der Theokrat wich einen Schritt zurück, dann drehte er sich brüsk um und trippelte davon.
„Keine Antwort ist auch eine Antwort", sagte der Terraner zu sich selbst. „Wenn du noch ungebrochen an den Silbernen als den Sendboten der Seth-Apophis glaubtest, hättest du mir nicht das letzte Wort gelassen."
Der Gefängniswärter riß die Zellentür auf, stieß Rhodan hinein und folgte ihm ein Stück, dann zwitscherte er kaum hörbar: „Es hat mir wohlgetan, wie du es ihm gegeben hast, Terraner. Die Herrschaft der Rothemden wird nicht lange dauern. In Jays und den anderen großen Städten von Vrugg zieht viel Volk durch die Straßen und fordert die Wiedereinsetzung der alten Betreuer und die Verbannung von Dolg nach Marrschen. Aber ich glaube, Dolg wird noch von den Theokraten vernichtet werden, denn er soll mehr auf die Einflüsterungen Schovkrodons als auf sie hören - und Schovkrodon drängt Dolg auf eine mehr weltlich ausgerichtete Politik, weil ihm die Theokraten unheimlich sind, sagt man."
„Danke!" flüsterte Rhodan zurück. „Kannst du nicht ein paar Medikamente für Harbelon besorgen?"
„Ich werde meinen Bernon fragen", gab der Wärter zurück, danach verließ er die Zelle und schloß die Tür von außen.
Der Terraner sah nach dem kranken Betreuer, und seine Sorge um ihn wuchs. Duurn Harbelon fieberte offenkundig und phantasierte. Rhodan holte einen Becher kaltes Wasser aus der Hygienezelle, tauchte ein Handtuch hinein und legte es unter den Hinterkopf des Kranken. Eine Stirn besaß der Sooldock ja nicht, und an sein Gallertorgan wagte sich Rhodan nicht heran. Er wagte es auch nicht, ihm irgendeines seiner eigenen Medikamente zu geben, die er bei sich trug. Der Metabolismus eines Sooldocks unterschied sich ganz sicher in vieler Hinsicht tiefgreifend von dem eines Menschen.
So blieb ihm nichts weiter, als am Rand des Schlafgestells Harbelons zu sitzen und hin und wieder die Kompresse zu erneuern. Es schien sogar ein wenig zu helfen. Jedenfalls hörten die Fieberphantasien des Betreuers nach einiger Zeit auf.
Aber Rhodans Erwartung, daß der Gefängniswärter dem Kranken ein Medikament besorgen würde, blieben unerfüllt. Der Sooldock ließ sich nicht wieder blicken. Entweder hatte er es mit der Angst zu tun bekommen oder er war selbst eingesperrt worden, weil die Abhöreinrichtungen seine Worte aufgenommen hatten, obwohl sie nur geflüstert worden waren.
Ungefähr fünf Stunden saß Perry Rhodan neben dem Betreuer, dann wurde die Tür geöffnet. Draußen standen sechs Schwerbewaffnete unter Führung eines Offiziers, der nicht zur Priesterkaste gehörte, denn er trug kein rotes Gewand.
Er sprach auch nicht, sondern winkte dem Terraner nur, die Zelle zu verlassen. Draußen schlossen die Begleitsoldaten ihn ein, dann ging es zu einer schmalen, vielfach gewendelten Treppe und danach durch enge staubige Gänge bis zu einer schweren, anscheinend schmiedeeisernen Tür, die reichlich Rost angesetzt hatte, deren antiquierte Schlösser und Scharniere jedoch erst vor kurzem reichlich eingefettet worden waren.
„Wartet hier mit ihm, bis ich euch hole!" befahl der Offizier, dann öffnete er lautlos die Tür einen Spaltbreit, zwängte sich durch die Öffnung und schloß die Tür ebenso leise wieder hinter sich.
Rhodan ahnte, daß eine Entscheidung unmittelbar bevorstand. Ob sie aufgrund seines Spieles oder aus einem anderen Grund fallen würde, spielte dabei kaum eine Rolle. Es würde auf jeden Fall auch eine Entscheidung über sein eigenes Schicksal sein.
*
Die Große Ratshalle der Sieben Pyramiden ...
Elf unterschiedlich gefärbte Säulen ragten an den hohen Wänden auf. In ihr kostbares Material eingelassen waren die Wappen der elf bewohnten oder wenigstens mit Stationen versehenen Planeten des Vier-Sonnen-Reiches: Sicsic, Efaar, Vrugg, Zooberlus, Waalg und Quomoron - die Tochter von Kurbosch und Hgnun; Sakorra, Xaas, Nerisch und Host - die Töchter von Aazot; Marrschen - die Tochter von Guduulfag.
Über ihnen prangte an der Decke das Emblem des Vier-Sonnen-Reiches, und zwischen den Säulen hingen pastellfarbene Gobelins, Holoporträts legendärer Betreuer und sonische Grafiken, von denen leiser melodischer Gesang ausging.
Im Zentrum stand auf dem schallschluckenden griffigen Boden der schwere ovale Kabinettstisch, umstanden von siebzehn voluminösen Schwingsesseln. In ihnen saßen die
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