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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf zu reden. Ich weiß genau, weshalb du hergekommen bist. Du suchst jemand. Du möchtest jemand treffen.« Herby schaute an ihr vorbei und sah, daß Rudy sich dem Tisch näherte. Deshalb sprach er den Rest seiner Antwort schnell aus. »Du suchst deine Mutter. Du willst sie haben. Du willst sie…«
    »So, da bin ich wieder, schöne Frau.« Rudy war aufgekratzt, als er sich neben Alissa setzte und ihr aus der Flasche ins Glas einschenkte. »Hat sich das ›Ohr‹ auch gut benommen?«
    »Das Ohr?«
    »So nennen wir Herby.«
    »Ja, schon. Auch die anderen Typen sind ja ruhig geblieben. Hätte ich nicht gedacht.«
    »Klar, du brauchst ja nur in den Spiegel zu sehen, um zu wissen, wie du aussiehst.«
    »Da haben Sie recht.« Alissa griff nach dem Glas, trank und drehte sich dabei leicht auf dem Stuhl und schaute sich in der Gaststätte suchend um.
    Rudy begriff das nicht. Er hob die Schultern und sandte Herby einen fragenden Blick zu.
    »Ich weiß auch nichts…«
    Alissa stellte das Glas wieder ab. Sofort sprach Rudy sie an. »Ich will dir nicht zu nahe treten, Kleine, aber…«
    »Ich heiße Alissa.«
    »Schöner Name, ich bin Rudy.«
    Sie schien ein wenig enttäuscht zu sein, daß die Nennung ihres Namens nicht auf fruchtbaren Boden gefallen war, und Rudy nahm den Faden wieder auf.
    »Nicht, daß ich sauer wäre, dich hier zu sehen, Alissa, aber junge Frauen wie du passen einfach nicht in mein Lokal. Auch nicht um diese Zeit. Es sei denn, daß sich mal die eine oder andere Nutte hierher verirrt, aber dazu will ich dich nicht zählen. Da habe ich nämlich einen guten Blick.«
    »Was wollen Sie denn, Rudy?«
    Er strich über Alissas Haar. »Ich mache mir einfach Sorgen. Ich weiß es selbst nicht. Aber du bist wie ein bunter Vogel im grauen Einerlei. Damit habe ich meine Probleme. Sei mir nicht böse, aber du siehst auch aus wie jemand, der mit seinen Gedanken ganz woanders ist und sich hier wohl fühlt wie eine Schaufensterpuppe in einem Rockkonzert.«
    Alissa lächelte. »Ich weiß schon, wo ich bin.«
    »Das ist gut.«
    »Ich habe mich auch nicht geirrt.«
    »Wunderbar.« Er grinste und gab sich lässig.
    »Ich suche jemand.«
    »Wen denn?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Leider sehe ich die Person nicht, aber sie muß hier sein.«
    »Wie heißt sie denn?«
    Herby verdrehte die Augen, als er merkte, in welche Richtung sich das Gespräch bewegte.
    »Franca.«
    »He!« lachte Rudy, »das ist meine Frau.«
    »Ja, und meine Mutter!«
    ***
    Herby Looks hatte noch nie einen Menschen gesehen, der so schlagartig erbleichte. Das war selbst bei diesem miesen Licht zu sehen. Von einem Augenblick zum anderen verlor das Gesicht des Mannes die Farbe. Er saß da wie eine Puppe, die aus dem Schaufenster gestohlen und in die Kneipe gebracht worden war.
    Alissa aber konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Herby ließ sie nicht aus den Augen. Als er ihre Reaktion bemerkte, wußte er genau, daß diese junge Frau ihren Auftritt sorgfältig geplant hatte, und sicher auch ihre Antworten.
    Nach einer Weile schaffte es Rudy wieder, sich zu bewegen. Er wischte mit der Handfläche über Stirn und Augen. Dabei stieß er schnaufend die Luft aus. Aus dem Aschenbecher lösten sich durch den Windzug graue Flocken. Er hatte Mühe, Worte zu finden und flüsterte: »Habe ich richtig verstanden? Du… du… meinst, daß Franca, meine Frau, deine Mutter ist?«
    »Ja, das stimmt.«
    Er starrte sie an. Er stöhnte und schüttelte den Kopf. »Aber ich bin nicht dein Vater.«
    »Nein, zum Glück nicht.«
    »Ich wußte es nicht«, flüsterte Rudy. »Okay, wir sind noch nicht so lange verheiratet wie du alt bist, aber ich wußte auch nicht, daß Franca eine Tochter hat. Sie hat mir nie davon erzählt.«
    »Es war vor Ihrer Zeit. Auch in Italien.«
    »Dann hat sie dich auch nicht großgezogen - oder?«
    »Nein, nicht einmal ein Jahr. Ich kam in ein Waisenhaus und ging später auf gute Schulen. Aus mir ist, wie man so schön sagt, etwas geworden.«
    »Klar«, bestätigte Rudy nickend. »Das sieht man auch.«
    »So meine ich das nicht. Ich habe mein Leben bisher meistern können. Nur etwas hat mir noch gefehlt. Die Bekanntschaft meiner Mutter.«
    »Kennst du denn deinen Vater?«
    »0 ja, denn kenne ich.«
    Rudy lachte und rutschte auf seinem Sitz herum, während er zugleich den Kopf schüttelte. »Ich muß mich wohl erst an den Gedanken gewöhnen, eine Stieftochter zu haben. Aber dein Vater wird sicherlich noch in Italien

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