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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der sich sonst polternd über Gefühlsregungen hinwegsetzte, schien befangen beim Anblick dieser ungeheuren, ausgereiften Technik und bei der Vergegenwärtigung dessen, was sie zuwege brachte.
    „Und jetzt?" piepste Ürkan respektlos. „Was tun wir jetzt? Wollen wir hier Wurzeln schlagen?"
    „Wurzeln schlagen? Wo hast du das denn her?"
    „Ich höre mich eben um. Ich bin ein gelehriger Armadamonteur, mußt du wissen. Ich spreche eure Sprache, und ich weiß, was passiert, wenn ein Totlebender zu lange steht.
    Er schlägt Wurzeln."
    „Hört, hört, Ürkan lernt Sprichwörter!" spottete die Wissenschaftlerin. „Dabei weißt du nicht einmal, was Wurzeln sind!"
    „Aber ja", entrüstete sich der Roboter, „natürlich weiß ich das. Wurzeln sind..."
    Weiter kam er nicht. Sein Pech bestand darin, daß in diesem Moment Icho Tolot seine besinnliche Minute beendete.
    „Ruhe, verdammt noch mal!"
    Ürkan gehorchte.
    Gordana ging auf den Sockel des Kraftfeldprojektors zu und blieb davor stehen.
    Suchend blickte sie nach oben und zur Seite.
    „Es müßte einen Eingang geben", vermutete sie. „Ich denke, daß die eigentlich interessanten Dinge in diesem Riesensockel verborgen sind."
    Tolot kam zu ihr, und sie begannen damit, die hoch aufragende Wand Meter für Meter zu untersuchen.
    „Ich könnte durchbrechen", meinte der Haluter, „aber das Risiko ist mir zu groß. Wenn ich hier etwas beschädige, würde womöglich die Vakuumblase zusammenfallen."
    „Ürkan soll die Sockeloberfläche absuchen", schlug Gordana vor. „Vielleicht findet er dort etwas."
    „Ihr wollt mich außer Reichweite haben, damit ihr ungestört flirten könnt", schimpfte der Roboter. „Das ist es!"
    Flirten! dachte Gordana belustigt. Mit einem Haluter flirten! Wie absurd!
    „Ürkan, ich warne dich zum letzten Mal", drohte Tolot mit wachsender Ungeduld. „Noch ein blödes Wort, und du kriegst von mir einen Tritt, daß ..."
    „Schon gut, Großer", fiepte der Armadamonteur dazwischen. „Ab sofort verhalte ich mich still wie ... wie ... - Wie heißen diese unsichtbaren Nager? Mucksmäuse?"
    Icho Tolot wirbelte auf dem Absatz herum und breitete die Arme weit aus. Gleichzeitig machte er zwei schnelle Schritte auf den Roboter zu.
    „Jetzt reicht's! Was zuviel ist, ist zuviel!"
    Es war kein Spaß mehr, das merkte Gordana. Der Haluter war ernstlich wütend und unbeherrscht. Gegen die Reaktionsfähigkeit einer Positronik kam er dennoch nicht an. Ürkan raste nach oben, bevor Tolot zugreifen konnte. Er verschwand hinter der Kante des Sockels, um dort seiner Aufgabe nachzugehen, einen Einstieg zu suchen.
    „Irgendwann", murrte Tolot mühsam verhalten, „löst dieses Monstrum eine Drangwäsche bei mir aus. Dann wird's böse!"
    „Du meinst, dann fliegen die Fetzen", bemerkte Tanwalzen spöttisch.
    „Genau das", grollte Tolot. „Seine Fetzen!"
    „Vorher wird es einen heißen Tanz geben, mein Freund. Vergiß nicht, daß der Blechkübel hervorragend bewaffnet ist. Ich wäre deshalb dankbar, wenn du das Spektakel erledigen könntest, bevor du zur PRÄSIDENT zurückkehrst."
    „Fang du nicht auch noch an", schrie der Haluter, dann wurde seine Stimme so laut, daß die Empfänger überlastet brummten. „Wir sind in einer Sonne gefangen, mittendrin, ohne sichtbaren Ausweg - und ihr habt alle nichts Gescheiteres zu tun, als einfältige Witzchen zum besten zu geben. Wenn die PRÄSIDENT zerbrochen wäre, hättet ihr euch auch noch köstlich darüber amüsiert! Ha, ha, alles sehr lustig. Nur kann ich leider nicht darüber lachen!"
    Gordana wunderte sich über diesen Zornausbruch. Tolot kannte die Menschen und ihren oft skurrilen Humor lange und gut genug, nicht selten beteiligte er sich selbst daran.
    Er galt als ausgeglichen, kämpferisch, robust und furchtlos - jetzt jedoch zeigte er Nerven!
    Das Licht! schoß es der Wissenschaftlerin in den Sinn. Es mußte an dem grellen Licht liegen. Auch wenn es ihm nicht direkt schadete, machte es ihn wahrscheinlich doch nervös und reizbar. Bei seiner oft ungestümen Mentalität war dies kein gutes Zeichen.
    „Beruhige dich", sagte sie sanft, während sie mit der Hand eine Rille entlangfuhr, die sie im Material des Sockels soeben entdeckt hatte. „Ich glaube, wir haben den Eingang gefunden."
     
    *
     
    Sie wußten selbst nicht, wie ihnen geschah. Als Tolot die Wand neben der Rille nach einem Öffnungsmechanismus abtastete, tat er es mit vorschriftsmäßiger Routine, ohne nach den bisherigen Erfahrungen auch nur damit

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