1135 - Cathys Friedhof
eigentlich Häuser vermutet. Die gab es nicht mehr. Man hatte sie abgebrochen und dafür ein kleines Industriegebiet geschaffen, in dem sich verschiedene Firmen angesammelt hatten. Auf einer großen Tafel waren sie aufgeführt.
Ich stoppte dicht daneben. Wir lasen verschiedene Namen. Hier wurde nichts produziert, was die Umwelt belastete. Eine saubere Industrie war wie auf dem Reißbrett entstanden. Unterschiedlich große Hallen, aber keine Klötze. Es gab Wege, Parkplätze, Hinweisschilder, und ich entdeckte auch den Namen Melvin Monkfort auf der großen Tafel. Dahinter stand das Wort »Software«.
Monkfort war im Computergeschäft tätig. Wenn er eine Marktnische gefunden hatte, ging es ihm sicherlich gut.
Wir mußten noch etwas suchen, dann stoppten wir vor einer kleinen Baracke, die in Fertigbauweise errichtet worden war. Vor die Fenster waren Rollos gezogen worden und ließen keinen Blick durch.
Das Haus sah sehr verlassen aus. Klar, an einem Sonntag würde hier niemand arbeiten.
Auf dem Parkplatz stand ein Toyota Celica. Der weinrote Lack war mit einem feuchten Film bedeckt.
»Ich frage mich, ob wir richtig sind«, sagte Suko. »Wohnte er hier oder arbeitete er nur in diesem Bau?«
»Vielleicht beides.«
»Ich weiß nicht.«
Auch mein Gefühl war nicht eben auf Optimismus programmiert, aber es war ein Versuch wert, einmal nachzuschauen, denn eine Klingel gab es auch. Zudem stand dort der Toyota. Es konnte sein, daß doch jemand zu Hause war.
Ich schellte.
Kurz darauf erlebten wir eine Überraschung. Die Tür wurde von innen aufgerissen. »Melvin, ich…«
Die Frauenstimme verstummte, als die Sprecherin nicht Melvin sah, sondern zwei ihr völlig fremde Männer. Sie erschrak und krampfte sich für einen Moment zusammen. Dann wollte sie zurückgehen, überlegte es sich aber anders und strich durch die rot gefärbten Haare, die struppig geschnitten waren. Ich schätzte die Person auf Ende 20. Sie trug eine braune Hose und einen grünen Pullover mit Rollkragen. Ihr Gesicht sah etwas hölzern aus, und es hätte auch ein wenig Rouge vertragen können.
»Was wollen Sie?«
»Über Melvin Monkfort reden«, sagte ich.
»Wissen Sie denn, wo er ist?«
»Das könnte sein…«
»Wer sind Sie eigentlich?«
Suko und ich zeigten unsere Ausweise. Die Frau schaute sich die Dokumente genau an. Wir sahen, wie sie sich verkrampfte und auch leicht den Kopf schüttelte. »Polizei…?«
»Ja.«
»Was wollen Sie von Melvin?«
»Können wir Ihnen das im Haus sagen?«
»Bitte, klar, kommen Sie. Ich habe nichts zu verbergen.«
»Können Sie uns sagen, wer Sie sind?« erkundigte sich Suko.
»Ich bin Silvia Monkfort, Melvins Schwester.« Sie trat zurück, um uns passieren zu lassen. Wir gingen in einen Vorraum, in dem es eine kleine Sitzgruppe und eine Vitrine gab, in der die Produkte der Firma ausgestellt waren. Elektronische Bauteile, deren Funktionen mir nicht bekannt waren.
»Wohnt Ihr Bruder auch hier?« fragte Suko.
»Er hat einen Raum für sich abgezweigt. Er wollte immer nahe an seinem Arbeitsplatz sein. Melvin ist ein Workaholic. Ich muß das wissen, denn ich bin seine einzige Mitarbeiterin. Anderen Menschen hat er nicht getraut. Aber jetzt zu Ihnen, Gentlemen. Sie sind von der Polizei. Was hat Melvin mit Ihnen zu tun? So etwas ist noch nie vorgekommen, wenn Sie verstehen.«
»Ja, das glaube ich«, sagte ich und schaute zu Boden.
Silvia bemerkte meine Reaktion und fragte sofort: »Es ist etwas Schlimmes, nicht wahr?«
»Ja, Mrs. Monkfort.«
»Und was?«
Ich warf einen Blick in ihr Gesicht.
Silvia war noch blasser geworden. Sie ahnte etwas und hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. »Ist er… ist er…?«
»Ja, Mrs. Monkfort, er ist.«
Das Wort tot brachte sie nicht mehr über ihre Lippen. Sie wankte zurück und schlug die Hände vors Gesicht. Suko wollte sie schon abfangen, aber Silvia kannte den Weg. Auch ohne genau zu schauen, fiel sie in einen der Sessel. Sie blieb dort sitzen. Die Hände blieben vor dem Gesicht. Sie weinte. Es war kein lautes Weinen. Mehr ein verzweifeltes Schluchzen, das ihren Körper wie von Peitschenschlägen getroffen zucken ließ.
Hätte sie laut geweint, es wäre zumindest für mich nicht so schlimm gewesen wie das Schluchzen und das damit verbundene heftige Schütteln des Körpers.
Silvia Monkfort litt, und wir ließen sie in Ruhe. Irgendwann würde sie in der Lage sein, erste Fragen zu beantworten, denn auf ihr ruhten unsere Hoffnungen.
Nach schier endlos langen
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