1135 - Cathys Friedhof
hinweg.
Drei Minuten später klappte hinter uns die Eingangstür wieder zu. In der kalten Luft atmeten wir tief durch. Suko sagte: »Jetzt warte ich auf deinen Kommentar.«
»Es gibt keinen.«
»Das wundert mich.«
Mit gesenktem Kopf näherte ich mich dem Rover. »Er war nett, er war fleißig, er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Er war homosexuell, er hat kein ausschweifendes Leben geführt, und trotzdem ist er auf eine so scheußliche Art und Weise umgebracht worden. Von wem?«
»Das finden wir heraus.«
Ich stieg in den Wagen und hatte kaum die Tür zugeschlagen, als sich mein Handy meldete.
Unser Freund Tanner war dran. Er kam sofort zur Sache. »Man hat einen vierten Toten gefunden. Etwas außerhalb der Stadt. In einem Park, der früher einmal ein Friedhof war. Camdon House gehört dazu, falls dir das etwas sagt.«
»Im Moment nicht.«
»Ist auch egal. Jedenfalls wurde der Mann auf die gleiche Art und Weise umgebracht wie die anderen drei. Ich nehme an, daß wir es mit einem Serientäter zu tun haben.«
»Oder einer Täterin.«
»Was sagst du?«
»Ach, vergiß es.«
»Wie war es denn bei diesem Monkfort?«
Tanner bekam von mir einen kurzen Bericht. Er gab sich damit zufrieden und fragte, ob wir noch zum letzten Tatort kommen würden, um Camdon House und Umgebung zu besuchen.
»Das bestimmt, aber erst später. Ich habe dir doch von der Agentur erzählt.«
»Ach ja. Nie allein.«
»So ist es.«
»Gut, dann hakt mal dort nach. Ich habe noch hier zu tun. Ist zwar nicht mein Gebiet, aber ich arbeitete mit den Kollegen vor Ort schon zusammen.«
»Bis später dann.«
Ich sah nicht gut aus, als ich das Handy wieder wegsteckte. Suko hatte nicht alles mitbekommen.
Ich füllte seine Wissenslücke. Sein Gesicht nahm dabei einen steinernen Ausdruck an. »Ich denke, daß wir jetzt Dampf machen müssen, John. Man findet die Toten immer schneller hintereinander. Das kann nicht so weitergehen.«
Er hatte recht. Aber was sollten wir tun? Noch befanden wir uns am Ende der Leine und konnten uns nur die Daumen drücken, daß uns der nächste Besuch ein Stück weiterbrachte…
***
Es gibt eben Firmen, die sind auch am Sonntag besetzt. Suko rief bei der Agentur an und freute sich, mit der Chefin sprechen zu können. Den eigentlichen Grund unseres Besuchs behielt er für sich. So mußte die Leiterin annehmen, daß wir kamen, um uns eine Begleiterin auszusuchen.
»Die Frau heißt Louise Alford. Sie erwartet uns.«
»Sehr gut. Wir hörte sich ihre Stimme an?«
»Verbindlich.«
Wir mußten wieder zurück in die City of London. Der Verkehr war dichter geworden. Typisch für den Nachmittag. Es waren auch schon Sehleute da, die sich für die vorweihnachtlichen Auslagen in den Schaufenstern interessierten. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltete sich recht schwierig.
Schließlich hatten wir Glück, in der Nähe in eine Lücke fahren zu können, die soeben von einem Benz verlassen wurde.
Die Agentur NIE ALLEIN hatte ihren Sitz in einem stinknormalen Geschäftshaus mit trister Fassade. Dort hatten auch andere Firmen ihren Sitz gefunden, und wir mußten mit dem Lift bis in die vierte Etage fahren, wo wir in einem sehr ruhigen Flur landeten, der mit einem weichen Teppichboden ausgelegt war, so daß wir unsere eigenen Schritte kaum hören konnten.
Ein Schild wies uns auf die Agentur hin. Ein Klingelknopf gehörte ebenfalls dazu, und wir vernahmen das leise Summen Im Innern durch die geschlossene Tür.
Sie wurde schnell geöffnet. Von einem Vorzimmer zweigten zwei weitere Türen ab. Beide standen offen, so daß wir in die Räume hineinschauen konnten. In einem saß eine Frau. Sie konnte uns sehen, wir sahen sie, und sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch, als wir die Schwelle überschritten.
Ja, Louise Alford paßte hierher. Sie war genau die Person, die das nötige Vertrauen ausstrahlte, das zu diesem Job gehörte. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm. Das Haar war schwarz, wellig und gut frisiert. Ihr Alter lag über 40. Ein perfekt, aber nicht zu aufdringlich geschminktes Gesicht, eine Brille, die sie jetzt abnahm. Sie zauberte ein herzliches Lächeln auf ihre Lippen, streckte uns eine Hand entgegen und war so freundlich und nett, als wären wir gute Bekannte, die sie seit langem nicht mehr gesehen hatte.
»Willkommen, meine Herren. Ich bin Louise Alford. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Sie deutete auf eine Sitzecke mit burgunderroten Sesseln.
»Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Nichts, danke«, sagte
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