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1136 - Das Blut der Bernadette

1136 - Das Blut der Bernadette

Titel: 1136 - Das Blut der Bernadette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten sie kein Wort miteinander gesprochen.
    Um so erstaunter war ich, als sie sich plötzlich unterhielten. Das Mädchen mit den blonden Haaren fragte so laut, daß ich es hörte: »Was meinst du? Wird er jetzt zurückkehren?«
    »Ich glaube daran.«
    »Warum?«
    »Die Oberin hat es gesagt. Und was sie sagte, ist bisher immer eingetroffen, das weißt du.«
    »Ja, das ist mir bekannt, obwohl ich noch nicht so lange im Heim bin wie du.«
    »Es ist auch das letzte Mal, das wir es tun.«
    »Hast du Angst?«
    »Nein.«
    »Freust du dich?«
    »Ja.«
    Flüsternd ging das Gespräch hin und her. Zu meinem Glück blieb es so still, daß ich die Worte auch verstehen konnte.
    »Was wird geschehen, wenn er zurückkehrt?« fragte die Schülerin mit den braunen Haaren.
    »Das weiß nur die Oberin, aber sie hat allen gesagt, daß er uns das Paradies bringen wird. Er ist wunderbar. Er ist ein Engel, und er will wieder leben. Er wird uns sicherlich belohnen, weil wir ihm immer Nahrung gegeben haben.«
    »Das denke ich auch.«
    »Jetzt laß es uns tun.«
    Die Zeit des Redens war vorbei. In mir stieg die Spannung an.
    Beide Mädchen hatten nach dem Griff der Kanne gefaßt und hoben sie jetzt zusammen an. Das war kein normales Gießen mehr. Dies hier sah aus wie ein Ritual…
    Ich hatte mir keine besonderen Gedanken über den Inhalt der Kanne gemacht, bezweifelte allerdings, daß es sich um normales Wasser handelte. Aber da mußte mir erst noch der Beweis geliefert werden.
    Beide Mädchen hatten die Kanne jetzt so hoch angehoben, daß sie sie kippen konnten. Es war kein Problem für sie, und sie hatten es auch nicht zum erstenmal getan, denn sie kippten und gingen zugleich vor. Sie bewegten sich zu beiden Seiten des Grabs entlang. Jede von ihnen hielt einen Arm über das Grab gestreckt.
    Auf der Öffnung saß kein Sieb, daß das Wasser verteilt hätte. Der Inhalt strömte normal aus der Öffnung und klatschte auf das Grab.
    Es war kein Wasser.
    Es war eine dunkle, sirupdicke Flüssigkeit. Als ich das sah, stockte mir der Atem, und ich hatte das Gefühl, daß sich meine Haare im Nacken aufrichten wollten.
    Da floß kein Wasser - da floß Blut!
    ***
    »Ich habe Angst, Jane!« flüsterte Polly Clark zum wiederholten Mal.
    »Ja, das kann ich mir denken.«
    »Ist Rita wirklich tot?«
    »Leider.«
    Polly schlug die Hände vor ihre Augen. »Himmel, ich habe es nicht wahrhaben wollen, wenn die Oberin sagte, daß niemand das Heim verlassen darf, wenn sie es nicht ausdrücklich erlaubt hat. Sie hat auch immer von lebensgefährlichen Gefahren gesprochen und daß wir etwas Besonderes seien. Jetzt muß ich dir glauben. Sie will nicht, daß eine von uns abhaut. Da… da… hat sie ihr Ziel.«
    »Kennst du es, Polly?«
    »Nein, nicht genau.«
    »Was hat sie denn angedeutet?«
    »Sie sprach von einer Erlösung. Von einer Blut-Erlösung, aber das hatte nichts mit Christus zu tun, ich weiß es. Es ist soviel passiert, das ich nicht durchschaue, obwohl ich ihre rechte Hand bin. Auch nicht mit mir, sondern mit den Schülerinnen, die hin und wieder verschwanden.«
    »Wie meinst du das genau?«
    »Sie… sie… lagen dann in der Nacht nicht mehr in ihren Betten. Nicht die gesamte Nacht, nur für wenige Stunden. Am anderen Tag berichteten sie dann von seltsamen Träumen, die über sie gekommen waren.«
    »Was genau haben sie…«
    »Könnten sie nicht sagen, Jane. Sie fühlten sich matt. Sie hatten irgendwo gelegen und waren von schrecklichen Gestalten umgeben gewesen.«
    »Matt, sagst du?«
    »Ja.«
    »Gut, wir werden sehen.«
    Polly legte Jane ihre Hand auf den Arm. »Versprichst du mir, mich zu beschützen?«
    »Versprochen.«
    »Danke.« Sie wirkte jetzt erleichtert. »Ich bin auch froh, daß ich weiß, wer du tatsächlich bist. Und daß du mich auch über John aufgeklärt hast. Danke.«
    »Noch eine Frage, Polly. Du hast ja Rita gekannt. Was hat sie hergetrieben?«
    »Null Bock auf alles. Besonders auf ihre Eltern. Sie wollte mal was ganz anderes erleben. Das hat sie nun davon.«
    »Okay. Es geht los.«
    Sie hatten bereits das Kloster erreicht. Sie waren die Straße weiter gefahren, die praktisch vor dem Haus endete. Hier war das Gelände gerodet worden. Es wuchsen weder störende Bäume noch Büsche. Die begannen wieder an den Seiten des düsteren Hauses, über dessen Eingang ein Licht brannte. Die Stärke der Lampe konnte man vergessen. Sie glich mehr eine Totenleuchte und war ebenso schwach wie das Licht hinter den Fenstern.
    Jane, die auf den

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