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1136 - Das Blut der Bernadette

1136 - Das Blut der Bernadette

Titel: 1136 - Das Blut der Bernadette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der nicht gefrorenen Erde auch leicht war.
    Die Mädchen leerten die Kanne bis zum letzten Tropfen. Sie gingen noch nicht weg, sondern stellten sich vor dem Grab auf und wirkten wie zwei Kinder, die das Grab ihrer Eltern oder Großeltern besucht hatten. Sie sprachen jetzt nicht miteinander. Jede schien ihren eigenen Gedanken nachzuhängen, wobei sie die Blicke auf die Figur gerichtet hatten. Sie war sehr wichtig und wurde von ihnen mit großer Andacht betrachtet.
    Ich stand nicht nur in einer guten Deckung, sondern auch in einem guten Winkel, so daß mich die beiden Schülerinnen nicht sehen konnten. Dafür bekam ich alles mit. Ich wurde auch das Gefühl nicht los, daß die beiden noch auf etwas Bestimmtes warteten und erst dann gehen würden.
    Das Ereignis mußte mit der Figur des Todesengels zu tun haben, denn die beiden ließen sie nicht aus den Augen. Der Wind streichelte alles, was sich in unserer Umgebung befand. Und er brachte auch einen neuen Geruch mit. Ich kannte ihn leider zu gut. Es war der Geruch des Bluts, der mir entgegenwehte.
    Woher drang er?
    Die Mädchen hatten die Kanne zur Seite gestellt. Das Blut war innerhalb des Grabs versickert, da konnte es nicht mehr riechen. Trotzdem blieb der Geruch, und er drang von einer bestimmten Seite auf mich zu.
    Mein Blick traf die Figur!
    Dieser Todesengel war der Grund. Er sonderte den Geruch ab, als wäre er von einer unsichtbaren Blutwolke umgeben, die auch das gesamte Grab einhüllte.
    Etwas stimmte nicht mehr mit der. Figur. Bewegte sie sich? Nein, das war nicht der Fall. Dennoch zeigte sie sich auf eine bestimmte Art und Weise verändert. Sie blähte sich auf. Sie zuckte am Körper und auch am Kopf. Im Zwielicht der anbrechenden Dunkelheit schien sie sich verändert zu haben. Ein böses, unheiliges Leben mußte sich ihrer bemächtigt haben und zeigte dies auf eine besondere Art und Weise, denn innerhalb des Gesteins und an bestimmten Stellen war eine andere Farbe zu sehen. Ein Relief innerhalb dieser Statue. Der schwarze Todesengel hatte plötzlich ein Leben bekommen, ohne lebendig zu werden. Da war etwas in ihm, und ich dachte an die seltsamen Adern, die ich gesehen hatte.
    Sie waren noch immer vorhanden. Auch an den gleichen Stellen. Aber sie hatten sich verändert, denn sie waren weiter aus dem Gestein hervorgetreten und erinnerten mich an Wülste. Schon fingerdick. Wülste, die in einem dunklen Rot schimmerten.
    Die Farbe des Blutes!
    Mein Magen zog sich zusammen, als ich mir vorstellte und mir auch klarwurde, was dort abgelaufen war.
    Das aus den Kannen geflossene Blut war nicht im Boden versickert. Es hatte einen anderen Weg genommen. Unter der Erde hatte es sich diesen Weg gebahnt, um in die Nähe des schwarzen Todesengels zu gelangen. Von unten her war es dann in die Höhe gestiegen und hatte die verdammte Figur besetzt.
    Entgegen der Anziehungskraft war das Blut in den steinernen Engel hineingedrungen und konnte sich - aus welchen Gründen auch immer - in seinem Körper ausbreiten. Es hatte sich dabei das Netzwerk der Adern gesucht und sie gefüllt. Jetzt rann das Blut durch den Grabwächter wie durch den Körper eines normalen Menschen, bei dem die Adern auf der Haut frei lagen.
    Es gab sogar zu sehen, wie sich das Blut bewegte und strömte. Die Adern zuckten wie kleine Schlangen, die aus der Haut gekrochen waren. Es war einfach nicht mit den normalen Formeln des Lebens zu erklären, das Blut war wie eine Antriebskraft, die dafür sorgte, daß tote Materie umgewandelt wurde.
    Das Saugen des Blutes war ein Schritt. Vielleicht ein erster oder zweiter nur, an dessen Ende so etwas wie ein Zombie oder ein Golem stand.
    Schon immer war das menschliche Blut für viele faszinierend und rätselhaft gewesen. Es war ein besonderer Saft, so stand es auch im Faust. Und hier erlebte ich es wieder. Der Lebenssaft sollte auch hier Leben bringen und die tote Materie überwinden.
    Das fremde Blut bahnte sich seinen Weg, und ich stellte mir nicht erst jetzt die Frage, woher es stammte. Ich wußte nicht, ob die Mädchen Tierblut oder Menschenblut auf das Grab gekippt hatten.
    Es floß seinen Weg. Es verdunstete und verdampfte nicht. Die Grabgestalt blieb der Behälter, der es aufgefangen hatte.
    Zwei Mädchen oder Schülerinnen standen noch immer wie Statuen am Fußende des Grabs und ließen den dunklen Todesengel nicht aus den Augen. Sie hielten sich an den Händen fest, als wollten sie sich gegenseitig Unterstützung geben.
    Die Kanne war leer. Ihre Pflicht hatten

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