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1137 - Madame Tarock

1137 - Madame Tarock

Titel: 1137 - Madame Tarock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zweite Tritt erwischte Stahl oberhalb der Gürtelschnalle. Es war ein furchtbarer Treffer mit dem harten Absatz. Harry riss den Mund auf, um zu schreien, aber der Schmerz wühlte so brutal in ihm hoch, dass nicht mehr als ein Röcheln aus der Kehle drang. Er bekam keine Luft mehr, lag auf der nassen Erde und zuckte, während er verzweifelt versuchte, Luft in seine Lungen zu pumpen. Alles in seinem Unterkörper schien zerrissen zu sein, und der Schmerz breitete sich zudem sternförmig aus.
    Aber sein Gehirn hatte nichts mitbekommen. Harry konnte noch klar denken. Und die Gedanken sorgten bei ihm keinesfalls für ein optimistisches Gefühl, denn waffenlos einem Killer wie Rosner ausgeliefert zu sein, bedeutete den Tod. Daran ließ sich nichts mehr ändern.
    Es passierte nichts weiter. Harry kassierte keinen zweiten oder dritten Treffer. Ralf Rosner ließ ihn in Ruhe. Er hatte sich wieder perfekt in der Gewalt.
    Zwar ebbten die Schmerzen nur langsam ab, aber Harry war in der Lage, besser sehen zu können.
    Der Blick klärte sich, und so schälte sich der vor ihm stehende Rosner immer deutlicher hervor.
    Er hatte die Zeit genutzt und Harrys Waffe an sich genommen. Fast lässig hielt er sie in der Hand.
    Den Lauf leicht nach vorn gedrückt, so daß er auf den liegenden Harry Stahl zeigte.
    »Weißt du jetzt, dass ich der Bessere von uns beiden bin?« höhnte der Killer. Er lachte. »Himmel, was bist du für ein Idiot. Hast gedacht, mich einfangen zu können. Das haben viele versucht. Die meisten leben nicht mehr: Aber ich muss dir ein Kompliment machten, Stahl. Du bist wirklich gut gewesen.«
    »Willst du mich töten?«
    »Ja.« Rosner lachte. »Oder hast du etwas anderes angenommen? Das ist doch nicht dein Ernst. Ich kann dich nicht leben lassen. Ich habe meinen Job erfüllt und werde ihm auch noch einen Nachschlag geben, obwohl ich dafür leider kein Honorar erhalte. Aber ich werde demnächst meine Preise erhöhen. Dann habe ich deinen Tod wieder raus. Ein schöner Platz übrigens zum Sterben. So dicht vor dem Friedhof. Nicht schlecht, wirklich. Ich gebe dir die Kugel.« Er lachte. »Fast wie in der Werbung. Dann hole ich mein Gewehr, und später können sich die Bullen darüber wundern, weshalb sie hier zwei Leichen finden.«
    »Nein, es sind keine zwei Leichen. Es wird nur eine geben, Killer. Versprochen!«
    Beide Männer hatten die Frauenstimme gehört, und beide waren wie vor den Kopf geschlagen. Es gab keine andere Person in ihrer Nähe, und sie hatten auch niemand gesehen.
    Rosner vergaß Harry Stahl. Er schaute über ihn hinweg und ging auch zur Seite.
    Er wollte nicht glauben, was er sah.
    Dicht hinter dem Tor und auf dem Friedhof hatte sich die »Leiche« erhoben. Nicht nur das. Sie hielt auch das Gewehr in der Hand und zielte auf den Killer…
    ***
    In diesen Sekunden fror Rosner ein. Nicht einmal so sehr, weil man auf ihn zielte, nein, für ihn gab es einen anderen Grund. Er zweifelte an sich selbst. Er hatte so verdammt gut gezielt. Ein Schuss ins Herz. Voll getroffen, und trotzdem stand die schwarzhaarige Frau wieder auf den eigenen Füssen und hatte sich sogar das Gewehr geschnappt. Sie sah aus, als könnte sie damit umgehen.
    Harry Stahl blieb auf dem Boden liegen, ohne sich zu rühren. Eine falsche Bewegung nur, und Rosner würde abdrücken, trotz der misslichen Lage, in der er sich befand.
    Harry sah das Gesicht des Killers. Es hatte sich völlig verändert. Es war auch von Überraschung gezeichnet. Aber in den blassen Augen erlebte Harry auch zum erstenmal, dass jemand wie Rosner Angst zeigen konnte, denn der Blick flackerte, und Rosner konnte ihn auch nicht mehr auf ein bestimmtes Ziel einpendeln.
    »Weißt du, wer da steht, Harry?«
    »Ja, die Tote.«
    »Scheiße, das sagst du so?«
    »Es stimmt doch.«
    »Sie wird uns abschießen.«
    »Warum sollte sie es?«
    »Idiot!«
    Harry lächelte. Es bereitete ihm eine gewisse Freude, den abgebrühten Killer leiden zu sehen. Und er litt, denn er war noch immer das Ziel Nummer eins. Obwohl er Harrys Waffe in der Hand hielt, hatte er sich nicht bewegt. Er wusste, dass die Frau darauf wartete. Deshalb suchte er nach einer Möglichkeit, sie aus der Reserve zu locken, um sie ebenso überwältigen zu können wie seinen Verfolger.
    Er hatte es auch geschafft, die Tatsache aus dem Gedächtnis zu vertreiben, dass die Person eigentlich tot war. Da musste etwas passiert sein. Vielleicht hatte sie eine kugelsichere Weste getragen oder was auch immer. Auf der anderen

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