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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch geschah. Die weiße Masse blieb nicht an ihrem Platz. Sie drängte sich zu den Seiten hin weg, als hätte jemand daran gezogen. So wanderte sie wabernd über den Glastisch hinweg, als wollte sie seine gesamte Fläche einnehmen.
    Madame Tarock bewegte jetzt nicht nur ihre Hände, sondern auch die Lippen. Sie sprach die Worte so leise aus, dass ich sie nicht verstand. Ich war mir allerdings sicher, dass es sich dabei um die Formel einer Beschwörung handelte, um die Brücke zwischen den beiden Welten schlagen zu können.
    Ich schaute zur Seite. Sie hatte mir die Toten versprochen, aber sie erschienen noch nicht. Die Masse breitete sich immer weiter aus. Sie schwebte jetzt wolkenartig durch den Raum, und abermals erklang das geheimnisvolle Wispern der Stimmen, deren Sprecher ich nicht sah.
    Sie waren schnell. Sie flüsterten. Sie wisperten, sie kicherten auch, und all diese Botschaften aus dem Zwischenreich hörten sich für mich bösartig an.
    Das Ektoplasma beherrschte jetzt den gesamten Raum. Es schwebte nicht nur über dem Boden, es kroch auch an den Wänden hoch und glitt der Decke entgegen.
    Meine Sicht trübte sich, wurde aber nie so schlecht, dass ich den Überblick verlor. Ich sah die Wahrsagerin am Schreibtisch sitzen und weiterhin ihre Beschwörungen durchführen.
    Sie erreichte einen Erfolg, denn der kalte Nebel begann sich zu verändern. Mir kam es so vor, als wären unsichtbare Hände dabei, ihn zu formen. Sie drehten ihn, sie gaben ihm ein anderes Aussehen, sie drückten ihn in die Höhe, und plötzlich schälten sich innerhalb des Nebels die ersten Gestalten hervor.
    Da wusste ich, dass die Toten tatsächlich zurückgekehrt waren…
    ***
    Dagmar Hansen und Harry Stahl blieben auf ihren Stühlen sitzen, ohne sich zu rühren. Harry hatte genau nachgedacht. Er wusste jetzt auch, warum sich die beiden Dagmar ausgesucht hatten. Sie mussten gespürt haben, dass sie eine besondere Frau war. Das blasse Zeichen auf ihrer Stirn hatte sie durcheinandergebracht.
    Jetzt drehten sie ihre Köpfe!
    Es war kein Wunder. Es war einfach nur verrückt.
    Die Drehungen gelangen. Kein Knirschen war zu hören, kein Reißen der Sehnen, und dann schauten die beiden auf die ausrasierten Nacken der Männer.
    Die Gesichter blickten jetzt in eine andere Richtung, und zwar genau entgegensetzt.
    Alles war in einer sehr kurzen Zeitspanne abgelaufen. Dabei würde es nicht bleiben. Sie waren nicht erschienen, um zu zeigen, zu was sie fähig waren, sie würden auch versuchen, ihre Macht einzusetzen, und die beiden Menschen mussten einfach Feinde sein.
    Aus dem linken Augenwinkel bemerkte Harry, dass sich hinter der Scheibe etwas tat. Jenseits der kleinen Theke bewegte sich der hochaufgeschossene Barkeeper nicht mehr. Er hatte beim Gläserputzen gesehen, was vor dem Lokal geschah und bekam es einfach nicht auf die Reihe. Ein Glas rutschte ihm aus der Hand und rollte über die glatte Thekenfläche hinweg. Er sagte etwas zu einer in der Nähe stehenden Bedienung, die sich dann ebenfalls drehte.
    Was mit den beiden weiterhin passierte, bekam Harry nicht mehr mit, denn die beiden Veränderten kümmerten sich jetzt um Dagmar. Obwohl ihre Köpfe nach hinten gedreht waren, griffen sie völlig normal zu. Zwei Hände erwischten die Frau und zerrten sie mit einem Ruck vom Stuhl hoch.
    Harry sprang auf. Er wollte Dagmar zu Hilfe eilen, was nicht nötig war. Sie bewies, welche Macht das Erbe der Psychonauten bei ihr hinterlassen hatte, denn das dritte Auge auf ihrer Stirn glühte zusammen mit dem Dreieck auf.
    Der Strahl aus dem Auge erreichte den Hinterkopf des Veränderten. Ein kurzer Schrei jagte durch die Galerie, dann taumelte der Veränderte zur Seite, und einen Moment später flog der Kopf in die Luft, als wäre er von einem Windstoß erfasst worden. Zugleich wurde er zerrissen. Er flog nach allen Seiten hin weg. Da klatschten die Reste gegen die Scheibe des Lokals und liefen daran herunter.
    Der Körper fiel um, als hätte er einen heftigen Stoss erhalten. Aber es gab noch den zweiten.
    Der drehte sich.
    Harry hatte seine Waffe gezogen. Es war die mit den Silberkugeln, und der andere hatte sich gedreht. Er stand mit dem Rücken zu Harry, und trotzdem schaute er in dessen Gesicht.
    Es war verzogen. Hass leuchtete in den Augen. Um die Augen herum war die Haut rot angelaufen, und aus dem offenen Mund strömten seltsam blubbernde Laute.
    Harry Stahl schoss!
    Das Echo des Schusses dröhnte durch die Passage und hallte an den Schaufenstern

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