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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zerstückeln, ich müsste dich dann…«
    »Lass es lieber!«
    Sie atmete schwer. Ich hatte den Eindruck, als dränge ihr Atem wie ein kalter Hauch aus ihrem Mund. Sie hatte jetzt beide Arme angewinkelt und sie über den Kartenfächer gelegt, als wollte sie das kostbare Erbe beschützen. Dass es in ihrem Kopf arbeitete, sah ich ihr an. Wahrscheinlich merkte sie erst jetzt, wer vor ihr saß. Dass ich mehr konnte und auch mehr wusste, als ihr lieb sein konnte. Zum erstenmal sah ich sie nervös, und mit unruhigem Blick schaute sie mich an. Aber sie fing sich auch wieder.
    »Gut, John Sinclair, ich habe dich unterschätzt, das will ich dir gerne zugeben. Ich habe nicht gedacht, dass du so tief in die Dinge hineingedrungen bist, aber ich bin nicht Crowley, der im Alter tatsächlich sehr schwach geworden ist. Ich stehe in der Blüte meines Lebens und auf einer bestimmten Seite, gegen die du nicht ankommst. Ein Teil seiner mächtigen Kräfte sind in meinem Besitz und hier konzentriert. Das musst du begreifen. Es wird eine späte Rachewerden, John Sinclair. Du hast etwas getan, wofür ich dich noch mehr hasse. Das muss dir klar sein, und ich sehe dich auch mit anderen Augen an. Mag die Krone sehr stark gewesen sein, meine Karten sind es ebenfalls. Sie waren sein Tarock-Spiel. Die Karten der Hölle, John…«
    »Das kann ich mir durchaus vorstellen.«
    »Und gegen sie kommst du nicht an. Nein, mein Freund, du bist einfach zu schwach.«
    Ich schwieg, lächelte nur, was ihr auch nicht passte. Mit einer heftigen Bewegung stand sie auf. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie um ihren Schreibtisch herum gekommen wäre, aber sie blieb dahinter stehen und bewegte nur ihre Augen.
    »Die Stimmen der Wartenden hast du gehört. Sie sind begierig darauf, wieder aus der Hölle in die normale Welt zurückzukehren, und ich kann ihnen das Tor öffnen.« Sie setzte sich wieder. Wieder ließ sie ihren Blick über die Karten wandern und streichelte sie mit beiden Händen. »Sie hier geben mir die Macht, die Toten zu den Lebenden zu holen…«
    Bisher hatte ich es in der Praxis noch nicht erlebt. Zingara wollte mich wohl darauf vorbereiten, und sie schon sich auch dem Ende genähert zu haben, denn ihre Ruhe war dahin. Wie die Hände eines Kindes seine Puppe streicheln, so strich sie jetzt über die Rückseiten der Karten hinweg, als sollten diese liebkost werden. »Sein Erbe«, flüsterte sie dabei. »Es ist sein Erbe, und es ist mir heilig. Das Tarock des Aleister Crowley. Dessen Macht jetzt auf mich übergegangen ist.« Sie räusperte sich und lachte leise. »Niemand wird es mir nehmen, verstehst du das? Kein Mensch auf der Welt.«
    Nach diesen Worten wurde es wieder still. So ruhig, dass ich die Stimmen der anderen hörte, die mich umgaben. Da war wieder das Raunen und Wispern, das durch die Luft schwebte und auch für mich zu hören war, obwohl sich die andere Seite verborgen hielt.
    Ich wartete auf eine Reaktion. Ich hatte sie auch bewusst nicht angegriffen, weil ich sehen wollte, ob sie überhaupt in der Lage war, einen Erfolg zu erreichen.
    Madame Tarock hatte sich klein gemacht. Sie saß gebückt auf dem Stuhl und hatte den Oberkörper ziemlich weit nach vorn gedrückt. Ihre Blicke streiften über die Rücken der Karten hinweg, dann blickte sie mich an und nickte. »Es ist bald soweit, Sinclair. Ich werde das Tor öffnen.«
    »Bitte, darauf warte ich. Wo ist der Hebel?«
    »Das hier.« Sie schlug mit der flachen Hand auf den Kartenfächer. »Damit öffne ich das Tor.«
    »Ich warte.«
    »Nicht mehr lange«, flüsterte sie mir zu und wirkte auf einmal ganz anders. Sie kam mir selbstvergessen vor. Die Umwelt nahm sie nicht mehr wahr. Jetzt interessierten sie einzig und allein die Karten. Dann deckte sie die erste auf.
    Ich war gespannt, welche sie mir zeigen würde.
    Zuerst warf ich einen Blick auf die Karte. Da sie sehr groß war, verdeckte sie einen Teil ihres Gesichts, so dass ich sie nicht sehen konnte. Dann begann sie zu lachen, drehte die Karte herum und hielt sie so, dass ich auf sie schauen konnte.
    Nein, die kannte ich nicht, aber ihr Motiv war scheußlich. Es zeigte im Mittelpunkt ein Tier, eine Hyäne mit langen, verdrehten Hörnern, die schräg von der Stirn abstanden. Das Tier schaute nach unten, wo sich in zwei Ovalen mehrere nackte Körper in einem Reigen vereinten. Ob es Menschen oder Dämonen waren, konnte ich nicht genau erkennen. Für mich waren es einfach nur graue Gestalten.
    Zingara sah mein Kopfschütteln. Mit

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