Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ärgerlich klingender Stimme fragte sie: »Was stört dich?«
    »Das will ich dir gern sagen. Ich kenne das Tarock-Spiel, doch ein derartiges Motiv ist mir noch nie untergekommen. Tut mir leid, aber ich…«
    »Nichts aber!« schrie sie mich an. »Gar nichts bist du, verstehst du das?«
    »Nein«, erwiderte ich ruhig.
    »Es ist Tarock, Sinclair.« Sie sprach schnell, und ihre Wut war noch nicht verraucht. »Aber es ist sein Spiel, begreifst du das? Nur das seine. Nimm das zur Kenntnis. Das Tarock des Aleister Crowley. Kann es etwas Besseres und Höheres für mich geben? Kann es das?« Sie gab sich selbst die Antwort. »Nein, das kann es nicht!« Sie legte die Karte vor den Fächer mit dem Motiv nach oben, damit ich das Blatt auch deutlich erkennen konnte.
    Dann griff sie zur nächsten Karte. Meine Gedanken irrten ab. Ich achtete auch nicht auf ihr Flüstern und machte mir meine eigenen Gedanken. Sie hatte recht. Da stimmte alles. Die Karten hatten Crowley gehört, und er hatte sich seine Motive selbst machen lassen oder sie selbst gemacht. Mit den normalen hatten sie nicht viel gemein, und auch nicht mit denen, die ich auf dem Boot gesehen hatte, obwohl die auch wieder magisch beeinflusst worden waren. Hier aber lagen die echten. Die Karten, auf die sich Zingara verließ.
    Sie hatte inzwischen die zweite und dritte Karte umgedreht und auf den Glas-Schreibtisch gelegt.
    Diese Karten zeigten völlig andere Motive. Aber sie waren scheußlich. Ich sah eine furchtbare Gestalt, es musste ein Riese sein, der ein Kind verschlang, und wurde dabei an Motive des spanischen Malers Goya erinnert.
    Die dritte Karte zeigte zwei Frauen, die zusammengewachsen waren. Dass es Frauen waren, sah ich an ihren nackten Körpern, aber die Schädel hatten die Form von Teufelsköpfen.
    Sie legte die vierte Karte auf.
    Ein Sensenmann, der zwei Opfer aufgespießt hatte und triumphierend in die Höhe hielt.
    Sie lachte leise vor sich hin und suchte nach der fünften Karte. Wieder wurde das Blatt langsam aufgedeckt.
    Diesmal nahm die dreieckige Teufelsfratze das Bild völlig ein. Der Rachen war weit geöffnet. Aus dem Maul hervor schlug eine schwarze Zunge, über der kleine Flammen tanzten.
    »Jetzt die letzte?« sagte sie.
    »Warum nicht alle?«
    »Schau hin. Dann sag mir, ob dir etwas auffällt.«
    Bisher hatte ich mich nicht um die Anordnung der Karten gekümmert. Nach dieser Aufforderung tat ich es.
    Fünf Karten lagen offen auf der Glasplatte. Vier davon bildeten einen senkrechten Stamm. Die fünfte hatte sie an die rechte Seite des Stamms gelegt, und es fehlte nur noch die sechste. Wenn sie ihren Platz gefunden hatte, war das Kreuz fertig.
    Darauf also lief es hinaus. Madame Tarock wollte das Kreuz verhöhnen und damit auch mich. Eine Erniedrigung dessen, was vielen Menschen heilig war.
    Aber war dies so ungewöhnlich? Ich glaubte es nicht. Wenn die Karten von Crowley stammten, war dies praktisch eine Folge davon. Er hatte die Motive nach seinen Vorstellungen herstellen lassen. In diesen Bildern waren all seine perversen Phantasien vereint.
    Zingara hatte mir Zeit gelassen, die Karten genau betrachten zu können, jetzt brauchte sie nur noch die letzte umzudrehen. Damit zögerte sie, denn sie schaute sich das Blatt sehr intensiv an, und ich sah ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Selbst das Strahlen der Augen war nicht zu übersehen.
    »Als hätte er es gewusst«, flüsterte sie.
    »Bitte?«
    Ihr Blick veränderte sich. Er verlor die ungewöhnliche Weichheit und konzentrierte sich wieder auf mich. »Ja, als hätte er es gewusst und in die Zukunft geschaut.«
    Nach diesen Worten drehte sie die Karte um. Sehr schnell, und sie begleitete diesen Vorgang mit einer Erklärung. »Es ist die Hohepriesterin, John Sinclair.«
    Ja, das war sie bestimmt. Aber sie war zugleich noch mehr. Denn sie zeigte genau die Gestalt der vor mir sitzenden Frau…
    ***
    Ich war davon überrascht worden, obwohl ich mich auf vieles eingestellt hatte. Es war ihr Gesicht.
    Es waren ihre Haare. Vielleicht um eine Idee länger. Es war auch ihre Kleidung, und sie saß auf einem Stuhl, der mehr einem Thron glich, da er auf einem kleinen Podest stand.
    Der Thron war schwarz und schimmerte wie lackiert. An den Innenrändern der Karte schimmerten vier rote Teufelsköpfe, und die Sitzende selbst hatte ihre Hände auf einen Totenschädel gelegt, der auf ihren Oberschenkeln stand.
    Die Wahrsagerin gab keinen Kommentar ab und ließ mich zunächst schauen. Sie wartete bestimmt auf eine

Weitere Kostenlose Bücher