114 - Der Bucklige von Doolin Castle
Umhang, der innen rot gefüttert war. Das Gesicht war totenblaß. Aus dem aufgerissenen Mund stach ein einzelner Vampirzahn hervor - den anderen hatten die Cranasloer dem Vampir zweifellos ausgeschlagen. Wieder krachte ein Schuß. Die Einschläge waren deutlich im Körper des Vampirs zu sehen. Jetzt breitete er seinen Umhang aus, der die Form von Fledermausflügeln hatte, stieß sich vom Fensterbrett ab, und segelte davon. Aber sein Flug dauerte nicht lange. Irgend jemand warf ein brennendes Holzscheit nach ihm. Sein Flügelmantel ging sofort in Flammen auf, und er trudelte ab. Noch bevor er auf dem Boden auftraf, erwarteten ihn die Dorfbewohner mit ihren primitiven Waffen und knüppelten ihn nieder.
Wenig später wurde ein neuer Scheiterhaufen entzündet. Die Todesschreie des Vampirs verhallten. Die Dorfbewohner zogen zum nächsten Haus.
Überall auf den Straßen lagen die verstümmelten Körper von Monstern. Es handelte sich durchwegs um Psychos. Doch für jeden Psycho, den die Cranasloer erledigten, schienen zwei neue aufzutauchen. Wenn man annahm, daß jeder zweite Dorfbewohner ein solch psychisches Monster erschaffen hatte, dann würden sie sich noch eine ganze Weile mit ihnen herumschlagen müssen.
Aber Coco war sicher, daß die Iren mit diesem Problem selbst fertig wurden.
Sie dachte an Dorian. Er war schon über fünf Stunden fort. Sie sorgte sich um ihn. Zwei Stunden wollte sie noch warten, bevor sie sich mit Olivaro zu dem vereinbarten Treffpunkt begab.
Wenn Olivaro nicht gewesen wäre, hätte sie nichts davon abhalten können, selbst nach Doolin Castle zu gehen und Dorian zu unterstützen. Aber so waren ihr die Hände gebunden.
Von der Straße erklang wieder wüstes Geschrei herauf.
„Drüben beim Friedhof ist eine ganze Horde aufgetaucht!"
„Nichts wie hin!"
„Nur die Frauen und Kinder sollen in der Kirche bleiben!"
„Läutet die Glocken! Wir haben wieder einen erledigt!"
Die Kirchenglocken wurden geläutet. Das war das Zeichen dafür, daß sich die Cranasloer neuerlich eines Psychos entledigt hatten. In dieser Nacht würden die Glocken noch oft läuten.
Auf der Straße wurde es still. Alle Männer und Burschen, die eine Waffe handhaben konnten, zogen zum Friedhof, wo eine Horde von Psychos gesichtet worden war.
Plötzlich klopfte es an die Tür.
Coco versetzte sich sofort in einen schnelleren Zeitablauf und riß die Tür auf. Draußen stand, wie zu Stein erstarrt, Cearbhall Croffin, die Hand zum Klopfen neuerlich erhoben.
Coco fiel in den normalen Zeitablauf zurück.
„Oh!" machte Croffin erstaunt, als die Tür so plötzlich offenstand, ohne daß er gesehen hatte, wie sie aufging. Er wirkte verlegen. „Ich wollte mich nur erkundigen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist, Miß Zamis."
Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und nickte.
„Warum sind Sie nicht beim Friedhof, Croffin?"
„Ich bleibe hier, um Sie und mein Haus zu beschützen."
„Danke. In Ihrer Gegenwart fühle ich mich sicher."
Der Ire wurde tatsächlich rot. Er murmelte irgend etwas Unverständliches und verschwand nach unten.
Coco schloß die Tür und kehrte zum Fenster zurück. Durch den Spalt der Vorhänge sah sie draußen eine Bewegung. Interessiert zog sie den Vorhang beiseite - und erstarrte.
Über die Straße huschten drei finstere Gestalten. Obwohl Coco keine Einzelheiten erkennen konnte, wußte sie, daß es sich um Psychos handeln mußte.
Ihr wurde schlagartig klar, daß die Psychos nur ein Ablenkungsmanöver vollführt hatten, als sich einige von ihnen beim Friedhof blicken ließen. Sie wollten die Bewohner aus dem Dorf locken. Und das war ihnen gelungen.
Plötzlich tauchte vor dem Fenster eine abscheuliche Fratze auf. Eine riesige Faust holte zum Schlag aus, und das Glas zerbarst klirrend.
„Croffin!" schrie Coco aus Leibeskräften und wich vor dem Scheusal zurück, das kreischend ins Zimmer eindrang.
„Du bist nichts Besseres als wir", sagte Jorgen, während sie die unterirdischen Gewölbe durchstreiften.
Einige Male begegneten sie Psychos, doch der Gnom verjagte sie durch den bloßen Anblick seiner mörderischen Klauen. Er flößte selbst den schaurigsten Monstern Respekt ein.
„Das habe ich auch nicht behauptet", erwiderte Dorian.
„Aber ich weiß, daß du dich für etwas Besseres hältst, weil du von drüben gekommen bist", beharrte Jorgen.
Der Gnom suchte offenbar Streit, doch Dorian war entschlossen, ihm keinen Anlaß dazu zu geben. „Wir dagegen erwachten erst hier zum Leben. Sag
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