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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um. Aber seit ein paar Tagen macht er das nicht mehr."
    „Na und?"
    „Nichts weiter. Ich wollte bloß wissen, warum er nicht mehr kommt."
    „Warum interessiert dich das überhaupt?"
    „Ich weiß nicht - einfach so. Ich wohne da drüben ...", er deutete in das Gewirr der Zweige hinein, „... und ich habe ihn mal gesehen, wie er da auf der Straße stand. Ich wollte wissen, warum er das macht. Da habe ich mich hier versteckt und ihn beobachtet."
    „Aber warum?" fragte Eri hartnäckig.
    „Ich will es dir lieber nicht sagen - es sind doch deine Großeltern."
    „Ich will es aber wissen. Wenn du es mir nicht sagst, verrate ich Hurt, wo dein Versteck ist."
    „Petze!"
    „Spion!"
    Sie hockten sich in der engen Höhle zwischen den Zweigen gegenüber und starrten sich feindselig an.
    „Hast du die Gassners sehr lieb?" fragte Norman schließlich.
    „Ich weiß nicht", murmelte Eri nachdenklich. „Ich kenne sie gar nicht richtig. Hurt ist nett.
    Tina ..."
    Sie brach ab und zuckte ratlos die Schultern.
    „Wenn es so ist, sage ich es dir", gab Norman nach. „Aber du mußt versprechen, nichts zu verraten."
    „Ich verspreche es", versicherte Eri feierlich.
    „Aber daß du dich nicht verplapperst!"
    „Ganz bestimmt nicht."
    Norman betrachtete sie zweifelnd, aber schließlich entschied er sich doch dafür, sein Geheimnis mit Eri zu teilen. Irgend jemandem mußte er es einfach sagen. Als er seinen Eltern das Ganze erzählt hatte, war sein Vater wütend geworden. Er spielte manchmal mit Hurt Gassner Karten, und er schien ihn zu mögen.
    „Daß du mir das niemandem erzählst!" hatte er Norman gewarnt. „Ich habe dir schon oft genug verboten, den Unsinn nachzuplappern, der im Dorf über die Gassners verbreitet wird. Es sind nette, anständige, freundliche Leute, hast du verstanden? Außerdem hast du dir das alles sowieso nur eingebildet."
    „Habe ich nicht!"
    „Halt den Mund, Norman! Hurt Gassner sammelt Strandgut; das ist alles. Und wenn ich herausbekomme, daß du im Dorf herumläufst und diese Räubergeschichte erzählst, dann ziehe ich dir die Ohren lang, hast du verstanden?"
    Aber Norman hatte es trotzdem gesehen, mit seinen eigenen Augen und von diesem Versteck aus. Es war schwer für ihn, einen lebhaften, zehnjährigen Jungen mit ausgeprägter Phantasie und noch größerem Mitteilungsbedürfnis, das alles für sich zu behalten. Er hielt es für einen glücklichen Zufall, daß dieses Mädchen ihm über den Weg gelaufen war. Da sie zu den netten, anständigen, freundlichen Gassners gehörte und nicht mit dem Dorf in Verbindung stand, war es doch sicher erlaubt, wenigstens ihr gegenüber die Wahrheit zu sagen.
    „Neulich habe ich etwas gesehen!" begann er vorsichtig. „Da kam zuerst der Hund nach Hause - ich habe den noch nie so schnell rennen sehen. Dann kam viel später der alte Gassner, und hinter ihm schwebte so eine Art Roboter. Ich sage dir, so einen Roboter gibt es hier überhaupt nicht. Er war riesengroß und flog durch die Luft, und dabei wackelte er dauernd hin und her. Er hatte nur einen Arm, und ich schwöre dir, daß er eine Waffe besaß."
    „Ach!" machte Eri verächtlich. „Das war doch nur ..."
    „... mein Freund", hatte sie sagen wollen, und ihr wurde gerade noch rechtzeitig bewußt, daß sie drauf und dran war, den Fremden zu verraten. Dabei hatte sie ihr Ehrenwort gegeben, und ein Ehrenwort mußte man halten. Das hatte Sam immer gesagt, und Sam hatte nie ein Ehrenwort gebrochen, genauso wenig wie Ivy. Bei Millie konnte man da nie sicher sein. Sie versprach ständig alle möglichen Dinge, und zehn Minuten später hatte sie es vergessen. Darum war Sam auch oft ziemlich wütend auf Millie gewesen.
    Nein, sie würde den Fremden nicht verraten. Auch nicht an Norman - schon gar nicht an den. Sie kannte ihn ja gar nicht.
    Aber andererseits saß Norman ihr gegenüber und starrte sie erwartungsvoll an.
    „Was war es?" fragte er ungeduldig.
    Eri wußte, daß sie antworten mußte. Aber was sollte sie sagen? Die Wahrheit kam natürlich nicht in Frage. Sie brauchte eine Geschichte, irgendeine - und plötzlich kam ihr die rettende Idee.
    „Das war mein Vater", sagte sie.
    „Was? Sag mal, willst du mir einreden, daß dein Vater wie ein riesiger Roboter aussieht und deinen Großvater mit einer Waffe bedroht?"
    „Nein", sagte Eri hastig. „Es war natürlich nicht wirklich mein Vater - ich meine, er steckte in diesem Roboter drin. Du konntest ihn nicht sehen."
    Norman sah so ungläubig aus, wie ein

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