1140 - Der Eindringling
unklug", bemerkte Hurt von der Tür her. „Es ist doch ganz normal, daß Kinder miteinander spielen wollen. Wenn wir Eri isolieren, dann werden wir damit Verdacht erregen - und ich glaube nicht, daß dir daran etwas liegt. Außerdem werden die beiden sich draußen aufhalten. Er wird keine Chance haben, dich zu entdecken. Und Eri wird ihm bestimmt nichts verraten, nicht wahr, Eri?"
„Ganz bestimmt nicht", versprach die Kleine.
Der Tank dachte darüber nach.
„Also gut", sagte er schließlich. „Aber du darfst weder den Garten verlassen, noch mit dem fremden Jungen das Haus betreten."
Eri hüpfte davon. Hurt sah durchs Fenster, wie die beiden Kinder eine Weile im Garten herumliefen, dann kehrten sie zur Haustür zurück. Es klopfte, und er ging hin.
„Wir brauchen Werkzeug", sagte Norman aufgeregt.
„Wozu?"
„Wir wollen uns eine Hütte bauen", erklärte Eri begeistert. „Aus dem Holz da hinten."
Hurt kam nicht gleich darauf, was sie damit meinte. Dann aber fiel ihm der Haufen Reisig ein, der sich nahe dem hinteren Zaun gebildet hatte. Es waren Zweige und Äste, die er im Lauf der Zeit von den Bäumen und Sträuchern geschnitten hatte. Das meiste davon mußte schon zu verrottet sein, um noch zum Bau einer noch, so primitiven Hütte zu taugen, aber Kinder waren in dieser Hinsicht nicht besonders anspruchsvoll.
„Das Holz könnt ihr natürlich nehmen", sagte er gedehnt, „aber mit dem Werkzeug - das schlagt euch aus dem Kopf. Es ist zu gefährlich, wenn ihr alleine damit arbeitet."
„Dann komm doch einfach mit 'raus und hilf uns", schlug Norman vor.
„Ich werde sehen, ob ich es einrichten kann", wich Hurt aus. „Sucht schon mal ein paar passende Äste heraus."
Die Kinder liefen davon.
„Was nun?" fragte Hurt zu dem Tank hin. „Dieser Norman ist ein aufgeweckter Bursche.
Es wird ihm sehr merkwürdig vorkommen, wenn ein alter Mann wie ich nicht einmal genug Zeit hat, um seiner Enkelin und deren Spielgefährten beim Bau einer Hütte zu helfen."
„Ich habe dir gleich gesagt, du sollst den Jungen wegschicken", versetzte der Tank selbstgerecht. „Aber du darfst hinausgehen. Vergiß nicht, daß Tina und Millie immer noch hier bei mir sind - und meine Waffen reichen weiter als bis zur Haustür. Außerdem kann ich jedes Wort hören, das in deinem Garten gesprochen wird."
„Ich weiß", seufzte Hurt.
Nach einer Stunde stand eine kleine, sehr dürftige Hütte im hohen Gras neben dem Zaun. Das ganze Gebilde war kaum groß genug, um die beiden Kinder aufzunehmen, aber die beiden waren trotzdem sehr stolz auf ihr Werk. Hurt ging ins Haus, um Limonade und Kuchen für das Richtfest zu holen - und fand drinnen Millie und Tina in der Diele auf dem Boden sitzend vor. Er warf einen Blick auf den Tank - der Fremde hielt eine Waffe auf die beiden Frauen gerichtet.
„Setz dich neben sie!" befahl der Fremde schnarrend. „Schnell!"
„Warum?" fragte Hurt entgeistert. „Was ist passiert?"
„Du hast Hilfe herbeigerufen", behauptete der Fremde. „Ich weiß zwar nicht, wie du es gemacht hast, aber ich orte fünf Gleiter, die in geschlossener Formation diesen Ort anfliegen."
„Ich habe nichts getan", versicherte Hurt. „Und das solltest du auch wissen, wenn du wirklich alles hören kannst, was sich im Garten abspielt. Bestimmt wollen diese Gleiter auch gar nicht zu uns..."
„Sei still!" befahl der Fremde und winkte ihm mit der Waffe. Hurt setzte sich resignierend neben seine Frau.
„Einen feinen Meister hast du dir da ausgesucht", bemerkte er spöttisch.
„Er versucht nur, sich zu schützen", erklärte Tina spitz. „Und jetzt halte den Mund. Er muß sich konzentrieren können."
„Und was ist mit den Kindern? Sie warten auf mich. Sie werden herkommen und nachsehen, und dann erfährt Norman, wer sich hier bei uns eingenistet hat..."
Der Tank wackelte ein wenig, hob sich in die Luft, schwebte rückwärts bis an die entgegengesetzte Wand von Tinas Zimmer und blieb dort stehen.
„Macht die Tür zu", befahl der Fremde. „Ruft die Kinder ins Haus. Danach bleibt ihr alle zusammen in der Wohnküche. Wenn ich merke, daß mir Gefahr droht, werde ich diesen Raum und euch vernichten."
Hurt überlegte fieberhaft, wie er wenigstens die Kinder aus dieser Situation heraushalten könnte.
„Ich werde den Kindern sagen, daß Tina plötzlich krank geworden ist", schlug er vor.
„Norman kann Eri mit zu sich nach Hause nehmen."
„Nein!"
„Aber ich kann wenigstens den Jungen wegschicken. Es ist doch völlig
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