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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spannendes Spiel", fuhr er fort.
    „Und Tina glaubt, daß ihr hochverehrter Meister in diesem Gebilde steckt."
    „Glaubt sie immer noch an diesen Unsinn?" fragte Millie kopfschüttelnd. „Manchmal frage ich mich, wie du das die ganze Zeit über ausgehalten hast!"
    „Ach, weißt du, so schlimm war das gar nicht. Jeder hat schließlich irgendein Hobby, und Okkultismus ist ja an und für sich ein interessantes Gebiet - für den, der so etwas mag. Selbst ihre nächtlichen Beschwörungsversuche haben mich nicht weiter gestört, ich habe mich lediglich strikt geweigert, in irgendeiner Form daran teilzunehmen. Es hat mich allerdings ein wenig irritiert, daß sie sich ausgerechnet diesen Crowley ausgesucht hat."
    „Wieso?" fragte Millie neugierig. „Was war das für ein Typ?"
    „Willst du damit andeuten, daß sie dir niemals etwas über ihn erzählt hat?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Dann werde ich es auch nicht tun", entschied Hurt. „Wenn du es unbedingt wissen willst, dann frage deine Mutter danach. Ich bin gespannt, ob sie den Mut aufbringt, dir eines von den betreffenden Büchern zu leihen - zum Beispiel das mit seiner Lebensgeschichte."
    „Verrate mir wenigstens, was du persönlich von ihm hältst!"
    Hurt sah seine Tochter nachdenklich an.
    „Paß auf", sagte er schließlich. „Du möchtest jetzt nicht über dein Verhältnis zu Sam reden - und ich möchte nicht von diesem Crowley erzählen. Abgesehen davon sollst du dir deine eigene Meinung bilden können. Meine ‚Vorurteile’, wie Tina es nennt, waren dir dabei nur im Wege. So, und jetzt werde ich versuchen, den armen Sim mit ein paar Spiegeleiern aufzumuntern."
     
    *
     
    Eri wanderte zunächst ziellos im Garten umher. Sie entdeckte Schmetterlinge, eine Eidechse, sogar ein junges Opossum, aber allmählich wurde es ihr langweilig, und sie überlegte, wie sie das ändern könnte. Sie kletterte auf die Gartenpforte und blickte die Straße hinunter. Kein Mensch war zu sehen. Aber unten im Dorf gingen Leute umher, und sie sah auch ein paar Kinder.
    Sie öffnete zögernd die Pforte und trat auf die Straße hinaus. Dabei war sie darauf gefaßt, daß der hilflose Fremde in Tinas Zimmer, der offensichtlich doch nicht ganz so hilflos war, irgend etwas unternehmen würde, um sie am Verlassen des Grundstücks zu hindern. Aber es geschah nichts. Also ging sie die Straße hinunter, um zu sehen, was es hier draußen zu entdecken gab.
    Anfangs war es ein prickelndes, spannendes Gefühl, sich auf dieser Straße durch eine ihr völlig unbekannte Umgebung zu bewegen. Aber allmählich wurde ihr doch ein wenig beklommen zumute. Schließlich drehte sie sich um und blickte, langsam rückwärts gehend, nach dem Haus der Gassners hin.
    Es sah plötzlich so klein und so weit entfernt aus, daß Eris Mut ins Wanken geriet.
    Unentschlossen blieb sie stehen. Vielleicht sollte sie doch besser zurückgehen und ...
    „He, du!"
    Sie fuhr herum. Aber rechts und links wuchs hohes Gebüsch, und nirgends war ein Mensch zu sehen.
    „Komm doch mal!"
    „Ich seh' dich nicht", sagte Eri unsicher. „Wo bist du? Komm „raus!"
    Links vor ihr raschelte es, und ein Gesicht tauchte zwischen den Blättern auf.
    „Nun komm doch schon! Ich will nicht, daß jemand mich hier sieht."
    „Warum nicht?" fragte Eri, während sie vorsichtig näher heranging.
    „Darum nicht! Komm!"
    Das Gesicht verschwand, die Zweige teilten sich, und Eri entdeckte eine regelrechte Höhlung in dem dichten Gebüsch. Sie spähte hinein und sah ein Kind, etwas älter als sie, das die Zweige auseinander hielt. Sie sah noch einmal zum Haus hinüber, dann kroch sie in den Busch hinein.
    „Wohnst du jetzt da oben?" fragte das fremde Kind.
    „Ja."
    „Wie heißt du?"
    „Erika Zimmermann."
    „Komischer Name."
    „Gar nicht komisch. Wie heißt du denn?"
    „Norman Qualled."
    Eri kicherte: „Das ist auch nicht besser. Was machst du hier?"
    „Ich beobachte alles, was hier so passiert."
    „Oh - aber es passiert doch gar nichts."
    „Eben", sagte Norman. „Das ist ja das Komische daran."
    „Das verstehe ich nicht."
    „Na gut, ich erklärte es dir. Der alte Hurt Gassner..."
    „... mein Großvater!" warf Eri ein.
    „... geht jeden Morgen ganz früh an den Strand auf der anderen Seite des Hügels, und wenn er zurückkommt, dann bringt er seine Tasche ins Haus und kommt die Straße 'runter. Ich weiß nicht warum - einfach so. Er geht bis zu dem großen Baum, bleibt stehen, guckt eine Weile aufs Dorf hinunter und kehrt wieder

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