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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf sie ein. Hurt ging zu Tina, hockte sich neben sie und legte sanft den Arm um ihre Schultern.
    „Es tut mir leid", sagte er leise. „Es wird nicht wieder vorkommen. Verzeih mir!"
    Tinas Arme sanken herab. Sie starrte den Tank an, und Tränen liefen über ihr Gesicht.
    „Tu ihm nichts", bat sie den Tank. „Verfolge ihn nicht mit deinem Zorn. Ich bin deine letzte Prophetin, und er ist ein Ungläubiger, aber er gab mir die Kraft, das zu sein, was ich bin. Vergib ihm. Verschone ihn. Ich bitte um sein Leben."
    Hurt widerstand der Versuchung, sie bei den Schultern zu packen, sie zu schütteln und ihr ins Gesicht zu schreien, daß sie sich irrte. Vielleicht glaubte sie wirklich daran, daß dieses Monstrum, das ihrer aller Leben bedrohte, mit dem vor gut zweitausend Jahren verstorbenen Aleister Crowley identisch war. Vielleicht redete sie sich das aber auch nur ein, um die tatsächliche Gefahr nicht erkennen zu müssen, und in diesem Fall war es besser, wenn sie auch dabei blieb.
    „Ich werde keinen von euch töten, solange ihr mich in Ruhe laßt und nicht versucht, mich an jemanden zu verraten!" erklärte der Fremde leidenschaftslos.
     
    *
     
    Eri erholte sich am schnellsten von diesem Ausbruch plötzlicher Hysterie. Schon eine halbe Stunde später bat sie den Tank, daß sie in den Garten gehen und dort spielen dürfe, und das Ding willigte erstaunlicherweise ein. Der Fremde schien mit der Psyche menschlicher Kinder nicht sehr vertraut zu sein - er kam gar nicht auf die Idee, daß gerade Eri am ehesten imstande war, ihn zu verraten. Sie brauchte das nicht einmal zu wollen - es reichte, wenn sie sich auch nur ein einziges Mal verplapperte.
    Tina hatte sich in Hurts Schlafzimmer zurückgezogen, und nachdem Eri nach draußen gegangen war, saßen sich Hurt und Millie abermals in der Küche gegenüber. (Lange Zeit waren sie beide in ihre Gedanken vertieft, dann aber sah, Millie plötzlich auf und sagte: „Ich habe mich unglaublich dumm benommen, nicht wahr?"
    „Das haben wir alle getan", wehrte Hurt ab. „Vor allem ich."
    „Das meinte ich nicht", murmelte Millie. „Ich rede jetzt von der Sache mit Sam. Ich habe euch Lügen aufgetischt, nichts als Lügen ..."
    Sie sah vor sich hin, und Hurt schwieg. Er kannte seine Tochter, und er wußte, daß es keinen Sinn hatte, sie mit Fragen zu bedrängen oder ihr gar zu sagen, daß er die Wahrheit bereits kannte.
    „Nicht er war eifersüchtig", flüsterte sie nach einer langen Pause, „sondern ich war es.
    Ich habe ihn niemals mit einer anderen Frau erwischt. Ich wollte, ich könnte zu ihm zurückkehren."
    „Und warum sollte das nicht gehen?" fragte Hurt.
    Sie zuckte die Schultern.
    „Es hätte keinen Sinn", sagte sie resignierend. „Es ginge doch nur alles wieder von vorne los. Laß uns von etwas anderem reden. Zum Beispiel von diesem Ding, das mich vorhin beinahe umgebracht hätte. Wofür hältst du es?"
    „Nun - ich denke, daß ein Verbrecher darin steckt. Jemand, der gesucht wird und bei uns einen Unterschlupf gefunden hat."
    „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Mensch darin steckt", überlegte Millie.
    „Das habe ich auch nicht behauptet", erklärte Hurt gelassen. „Es kann sich ebenso gut um ein Fremdwesen handeln - ich halte das sogar für sehr wahrscheinlich."
    „Hast du das Ding schon mal gefragt, was es eigentlich darstellt?"
    „Was dachtest du denn? Der Kerl ist stur wie ein Panzer - aus dem bringt man nichts heraus. Aber ich glaube, daß er irgendwie verletzt oder krank ist, und daß er nur solange bei uns bleiben wird, bis er sich erholt hat."
    „Warum hat er sich gerade euch ausgesucht?"
    „Das hat er ja gar nicht getan. Ich war nur zufällig zur für ihn richtigen Zeit am richtigen Ort."
    „Ja, und besser hätte er es gar nicht treffen können", murmelte Millie nachdenklich.
    „Zumindest mußte es anfangs für ihn so aussehen. Zwei alte Leute, die alleine und abseits vom Dorf in einem eigenen Haus wohnen und kaum jemals Besuch bekommen ...
    Kein Wunder, daß er sich ausgerechnet hier eingenistet hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand auf die Idee käme, ihn ausgerechnet hei euch zu suchen."
    „Ja, und darum werden wir uns wohl mit seiner Anwesenheit abfinden müssen, bis er von sich aus beschließt, uns zu verlassen."
    Hurt warf dem Tank einen fragenden Blick zu, aber das Wesen darin reagierte wie üblich weder auf unausgesprochene, noch auf direkte Fragen.
    „Eri hält das Ganze offenbar für ein interessantes und

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