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1142 - Piraten-Terror

1142 - Piraten-Terror

Titel: 1142 - Piraten-Terror
Autoren: Jason Dark
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hatte mich schon hingekniet. Das Bild lag jetzt vor mir, und ich behielt auch die kleine Leuchte in der linken Hand. Es war ein Test, den ich schon so oft durchgeführt hatte. Auch diesmal war ich davon überzeugt, dass er mir den richtigen Weg zeigen würde.
    Die Finger der rechten Hand fanden die schmale Kette im Nacken. Ich zupfte sie von der Haut weg und zog das Kreuz vor meiner Brust in die Höhe. Laura sah ich nicht, weil ich den Blick auf das Bild gesenkt hatte.
    Ich hörte sie nur heftig atmen - und auch ihren leisen Schrei der Überraschung, als sie das Kreuz sah.
    »Was haben Sie vor?«
    »Bitte, lassen Sie mich.«
    Ich hielt es fest und merkte, dass es sich auch jetzt erwärmt hatte. Die unmittelbare Nähe des Bildes ließ die Wärme wie Wasser durch das Metall strömen. Sie erreichte auch meine Hand, aber sie entwickelte sich nicht zu einer Hitze, die meine Haut verbrannt hätte.
    Ich konzentrierte mich auf das Gesicht. Es war durchaus möglich, dass es lebte. Zwar nicht auf normale Art und Weise, aber so, dass in ihm tatsächlich die Kraft der Hölle steckte.
    Durch das direkte Anleuchten würde mir jede Veränderung sofort auffallen. Das Licht verteilte sich auf dem Gesicht und ließ die halb skelettierte Fratze noch blasser erscheinen. Die Hand mit dem Kreuz führte ich gegen die Stirn, weil ich genau dort meinen Test beginnen wollte. Mit der oberen Seite, auf der Michael sein M hinterlassen hatte, fuhr ich über die Stirn hinweg.
    Ich kam nicht dazu.
    Bei der ersten Berührung passierte es.
    Vorhin noch hatte ich mit Laura über ein Licht gesprochen. Davon, dass ich nicht gelogen hatte, konnte sie sich nun überzeugen, denn es strahlte plötzlich ein Licht auf, das aussah wie ein greller Schnitt, der quer durch den Schädel ging.
    Dabei blieb es nicht. Das an dem Riss entlangflimmernde Licht verwandelte sich im Nu in helle Feuerstreifen, die sich blitzartig ausbreiteten. Ich selbst wurde von dem Licht geblendet, so dass auch meine Gestalt von einem fahlen Schein überdeckt wurde.
    Das Bild brannte jetzt. Nur brannte es nicht normal, denn es waren keine heißen Feuerzungen, die es fraßen, sondern eben das Licht, das mein Kreuz abgab.
    Es war tatsächlich zur direkten Konfrontation mit den höllischen Kräften gekommen, und ich blieb auch nicht mehr länger knien, richtete mich auf und schaute auf das Gemälde herab, von dem nichts mehr zurückblieb, abgesehen von einem Rahmen, den dieses andere Feuer nicht erwischte.
    Der Pirat und seine Umgebung lösten sich in Rauch auf. Eigentlich hätte ich jetzt vor ihm Ruhe haben können, aber daran wollte ich nicht glauben. Ebenso wenig wie Laura Watson, die vor mir stand und beide Hände gegen ihre Wangen gepresst hatte. Sie war nicht fähig, etwas zu sagen, sie starrte nur nach unten, wo der Wind dunkle Aschereste erfasste und wegwehte. Zurück blieb ein leerer Rahmen, als hätte es niemals ein Bild darin gegeben.
    Lauras Hände sanken langsam nach unten. Sie wirkte wie unter Schock und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben, nein, das ist unmöglich. Warum hat das Feuer dieses Bild nicht zerstört?«
    »Weil es nicht die Kraft und die Macht meines Kreuzes besaß. So einfach ist das.«
    Laura atmete heftig und drehte sich dann zur Seite. Einige Schritte ging sie vor und flüsterte mit sich selbst.
    Ich wollte sie nicht allein lassen. Kaum stand ich neben ihr, ging sie weiter. Ihr Weg führte jetzt direkt auf die Klippen zu, die hier zwar nicht besonders hoch und auch nicht sehr steil waren, aber sie reichten aus, um für einen unvorsichtigen Menschen gefährlich zu werden.
    Noch hatten wir den Rand nicht erreicht, und ich blieb auch weiterhin an ihrer Seite. Mein Blick flog über den Klippenrand hinweg und traf das wogende Meer, auf dem die Wellen in ihrem ewigen Rhythmus tanzten. Weit im Norden schimmerten die hellen Lichter, und sie sahen aus, als schwebten sie als Kette über dem Wasser. Dort befand sich noch nicht das Land. Es waren nur zwei Schiffe, die nach Westen hin auf das offene Meer hinaus fuhren.
    Als selbst das spärliche Gras verschwand und wir über den blanken Boden gingen, hielt ich Laura an der Schulter fest. Sie blieb auch stehen und ließ sich dann gegen mich sinken. »Ich begreife noch immer nicht, was geschehen ist«, sagte sie leise. »Aber ich weiß jetzt, dass dieses Bild zerstört ist. Sie haben etwas geschafft, was andere Menschen niemals fertiggebracht hätten.«
    »Nicht ich habe es erreicht. Es war mein
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